Serie „Super Markt“ (2)

Pak Choi, Jiaozi, Mondkuchen: Hier gibt es das beste chinesische Essen in Berlin

Wo kaufen Chinesen und China-Kenner in Berlin ein, wenn sie authentisch kochen wollen? Wo gehen sie essen, wenn sie das Fernweh packt? Wir haben nachgefragt.

Ein guter Einkauf ist die halbe Miete: Mittlerweile gibt es in Berlin jede Menge toller Asia-Läden.
Ein guter Einkauf ist die halbe Miete: Mittlerweile gibt es in Berlin jede Menge toller Asia-Läden.Imago

„Bei gutem Essen möchte man am liebsten platzen, bei schlechtem Essen am liebsten hungern.“ So heißt es in einem chinesischen Sprichwort. Essen dient in China nicht nur der Sättigung, es ist eine kommunikative Angelegenheit, eine Gelegenheit, seine Gastfreundschaft unter Beweis zu stellen, Beziehungen zu schaffen und zu pflegen. Es geht darum, die Gesundheit zu erhalten und sich ausgewogen zu ernähren.

Die chinesische Küche ist eine der vielfältigsten überhaupt, schließlich hat jede Provinz ihre eigene Regionalküche. Und so findet man auch in Berlin, wo rund 11.000 chinesische Staatsbürger leben, zahlreiche Asia-Läden, Teestuben und Restaurants – für die würzige Chuan-Küche aus Sichuan, die scharfe Xiang-Küche aus Hunan oder die kantonesische Yue-Küche, die für ihre Ausgewogenheit und Vielfalt bekannt ist.

Da kann man schon mal den Überblick verlieren: Wo gibt es die besten Teigtaschen, den guten Szechuanpfeffer, die breiteste Tee-Auswahl? Wir haben Chinesen und China-Kenner in Berlin gefragt, wo sie ihre Lebensmittel kaufen – und welche Restaurants sie empfehlen. Hier sind die Top-Adressen und auch ein paar Geheimtipps – Teil zwei unserer Serie „Super Markt“ über kulinarische Hotspots aus aller Welt in Berlin.


Alles, was man braucht: Vinh-Loi Asien Supermarkt

Die Künstlerin Songwen Sun-von Berg kam 1968 in Shanghai zur Welt, lebt aber inzwischen schon seit mehr als 30 Jahren in Berlin. „Als ich 1991 hierher kam, gab es kaum asiatische Läden und die, die es gab, waren super teuer“, erzählt die Chinesin. Heute freue sie sich, dass sie in Berlin vieles kaufen kann, was sie aus ihrer Heimat kennt – zum Beispiel Mondkuchen für das demnächst anstehende Mondfest.

Songwen Sun-von Berg kauft Lebensmittel meist im Vinh-Loi Asien Supermarkt in der Ansbacher Straße ein. Der Laden liegt gleich um die Ecke vom KaDeWe und gilt auch anderen China-Kennern in der Stadt als beliebter Anlaufpunkt. „Man bekommt dort asiatisches Gemüse, Tofu, Garnelen, Sesamöl – eben alles, was man braucht, wenn man zu Hause chinesisch kochen will“, sagt die Zeichnerin. „Es gibt dort etliche Dinge, die ich von Kindheit an kenne und die man so auch in Shanghai kaufen kann.“

Praktisch: Das Vinh-Loi hat drei Standorte in Berlin und ist neben Schöneberg auch in Steglitz und Wedding vertreten. Ob man ein Hot-Pot-Essen mit Freunden plant, mit Okraschoten kochen oder leckere hausgemachte Baozi mit Schweinefleisch, Morcheln, Ei, Zwiebeln und Wasserkastanien probieren will – dies ist die richtige Adresse. Tipp: Auf den Social-Media-Kanälen des Ladens gibt es auch immer neue Rezeptideen.

Vinh-Loi Asien Supermarkt: Gutsmuthsstr. 23-24 (Steglitz), Ansbacher Str. 16 (Schöneberg), Müllerstraße 141 (Wedding), Mo–Sa 9–19, Wedding bis 20 Uhr


Siebenmal in Berlin: Go Asia

Ebenfalls eine breite Auswahl und Original-Produkten aus China führt Go Asia, ein Spezialist für asiatische Lebensmittel. Siebenmal ist der Supermarkt in Berlin vertreten, mit Filialen in Charlottenburg, Moabit, Schöneberg, Tempelhof, Wedding und Tiergarten. 

Hier geht nicht nur Songwen Sun-von Berg gern einkaufen, auch Sabine Cikic sagt: „Speziell für chinesische Lebensmittel ist nach meiner persönlichen Erfahrung die Go-Asia-Kette am besten.“ Cikic muss es wissen, sie ist schließlich vom Fach. Nicht nur ist sie ehrenamtlich bei der Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft in Berlin tätig, sie arbeitet auch als Rezeptlektorin. „In meinem Leben dreht sich also alles wirklich immer und immer um Rezepte und Kochbücher“, sagt sie über sich.

Mondkuchen werden selten zu Hause gebacken, sondern in der Regel gekauft und dann verschenkt.
Mondkuchen werden selten zu Hause gebacken, sondern in der Regel gekauft und dann verschenkt.Imago

Bei Go Asia kann man übrigens auch den oben schon erwähnten Mondkuchen erstehen: eine Spezialität der chinesischen Küche, die sowohl salzig als auch süß gefüllt sein kann. Die kleinen Kuchen werden an Verwandte und Freunde verschenkt und traditionell zum Mondfest im Herbst gegessen, meist begleitet von chinesischem Tee.

Go Asia: Kantstraße 101, Turmstraße 29, Hauptstr. 132, Tempelhofer Damm 120, Bahnhof Potsdamer Platz (Mittelpassarelle), Müllerstraße 25, Kurfürstendamm 231


Mehr Tee wagen: Nan Yi und die Gärten der Welt

Beim Stichwort Tee fallen Sabine Cikic gleich zwei gute Adressen in Berlin ein. Zum einen das Fachgeschäft Nan Yi Tee in Wilmersdorf. Dort kann man aus mehr als 300 Sorten wählen, darunter Gushu-Tees von alten Bäumen, chinesische Grüntees, Gabatees, gelagerte Pu-Erh-Tees und feinster Oolong.

Auch das Zubehör kann sich sehen lassen in dem Laden, den es schon seit 1982 gibt. Ob Teekeramik, Thermometer, Bestecke, Porzellan oder Yixing-Kännchen – der chinesisch geführte Laden hetzt nicht irgendwelchen Trends hinterher, sondern widmet sich mit Liebe und Hingabe der alten chinesischen Teekultur. Inhaberin Nan Yi schreibt auf ihrer Website, ihre Kundschaft komme aus dem Kiez, aus Deutschland und der Welt. „Kommen Sie doch mal in mein Teegeschäft und genießen Sie mit mir zusammen eine Schale Tee in der einzigartigen Atmosphäre des Ladens. Ich freue mich auf Ihren Besuch!“

Ein Schmuckstück: Das Teehaus im Chinesischen Garten in Marzahn.
Ein Schmuckstück: Das Teehaus im Chinesischen Garten in Marzahn.Imago

Am anderen Ende der Stadt gibt es sie ebenfalls, diese einzigartige Atmosphäre, eine kleine Reise nach Fernost. Die Gärten der Welt in Marzahn sind ohnehin immer einen Ausflug wert, aber das „Teehaus zum Osmanthussaft“ im Chinesischen Garten ist schon ein besonderes Kleinod. Gäste können hier aus mehr als 30 Original chinesischen Teeraritäten wählen und bei Interesse auch einen Termin für eine Teezeremonie buchen. Eine echte Empfehlung, findet nicht nur Sabine Cikic.

Nan Yi Tee: Westfälische Straße 66, geöffnet Di und Fr 11–18 Uhr, Mi und Do 14.30–18.30 Uhr, Sa 12–15 Uhr
Teehaus in den Gärten der Welt: Eisenacher Straße 99, in der Saison täglich 10.30–18 Uhr
Für die Zeremonien und Verkostungen ist eine Voranmeldung nötig. Mindestens sechs Teilnehmer, Kosten: 12 bzw. 18 Euro pro Person. Tel.: 0179/394 55 64


Wie in Shanghai: Chi Chi Kan

Wenn Songwen Sun-von Berg sich in Berlin nach Shanghai sehnt, dann ist das chinesische Restaurant Chi Chi Kan in Schöneberg ihr Ankerpunkt. „Dort wird gekocht wie bei mir zu Hause, und es wird auch so gesprochen – mit Shanghai-Dialekt“, erzählt die Künstlerin. „In diesem Lokal fühle ich mich besonders heimisch und kann all meine Lieblingsgerichte bestellen, geschmorte Aubergine und gebratene grüne Bohnen zum Beispiel.“

Auf der Karte stehen Klassiker wie Dim Sum, chinesischer Gurkensalat und Gong Bao Huhn, wer experimentierfreudiger ist, der kann auch zu Quallensalat oder Tausendjährigen Eiern greifen. Sabine Cikic gibt noch einen Tipp, der für alle chinesischen Restaurants in Berlin gelten darf: „Man sollte sich beim Bestellen auf die ‚chinesischeren‘ Gerichte konzentrieren und nicht auf Klassiker wie ‚Ente kross‘.“

Chi Chi Kan: Goltzstraße 52, Di bis So 12–23 Uhr


Scharf und lecker: Tian Fu

Natürlich hat Sabine Cikic noch viele weitere Lieblingsadressen, auch durch ihren Verein, die Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft Berlin. 1976 gegründet, kümmert er sich um den Austausch zwischen Deutschen und Chinesen sowie das gegenseitige kulturelle Verständnis. Im vom Verein betriebenen Buchladen, dem Chinaladen in der Innsbrucker Straße, ist Christian Oertel der Chef. Er arbeitet überdies seit mehr als 40 Jahren als Reiseleiter in China und anderen asiatischen Ländern.

Gemeinsam mit den Vereinsmitgliedern ist Oertel seit Jahren auch in Berlin dabei, chinesische Restaurants zu testen. Immer mal wieder trifft man sich in Lokalen überall in der Stadt – und nach rund 80 China-Reisen kann Oertel ziemlich gut einschätzen, wo es authentische Küche gibt und wo nicht. Er empfiehlt eine Adresse, die viele Liebhaber chinesischer Küche schätzen: das Tian Fu in der Uhlandstraße. Das kleine Lokal ist bekannt für traditionelle Sichuan-Küche und den entsprechend beherzten Einsatz von Chili und Pfeffer. Wenn also drei Chilischoten auf der Karte verzeichnet sind, überlegen Sie sich gut, ob Sie dem Gericht gewachsen sind.

Christian Oertel hat damit keine Probleme (mehr). Für den China-Kenner kann es gar nicht scharf genug sein. Deutsches Essen empfinde er mittlerweile als geschmacklos: „Wer einmal gesehen hat, wie viele Gewürze auch noch im verschlafensten Nest im Hochland von Tibet aufgefahren werden, um eine Soße herzustellen, und wie die Zutaten ausbalanciert und komponiert werden, der erkennt die große Kunst, die hinter der chinesischen Küche steckt.“

Wo kann man diese Kunst in Berlin noch erleben? Christian Oertel und Sabine Cikic empfehlen das Restaurant Mayflower in Prenzlauer Berg als „einen der authentischsten Orte im Osten der Stadt“, außerdem das Man Kee in Schöneberg und das Fu Li Lai in Steglitz. Einen letzten Einkaufstipp gibt Oertel auch noch mit auf den Weg: den Supermarkt des Tian Fu Restaurants in der Berliner Straße: „Dort sitzt manchmal eine alte Chinesin und schnipselt Gemüse. Wenn ich das sehe, fühle ich mich an meine ersten China-Reisen Mitte der 70er-Jahre erinnert.“

Tian Fu Restaurant: Uhlandstraße 142, Di bis Fr 12–15.30 und 17.30–23 Uhr, Sa/So 12–23 Uhr
Tian Fu Supermarkt: Berliner Straße 15, Wilmersdorf, Mo bis Fr 10–19, Sa 10–18 Uhr