Food-Tipp der Woche

Food-Tipp der Woche: Die Berliner Konditorei Dreikäsehoch. Ab ins Käsekuchen-Walhalla

Frischkäse oder Quark, New York Cheesecake oder deutscher Käsekuchen? Beides schmeckt und man bekommt beides bei der Konditorei Dreikäsehoch. Und das schmeckt in allen drei Berliner Filialen.

Dreikäsehoch

Auch dieser Krieg tobt draußen auf Berlins Straßen: Frischkäse oder Quark. Ersterer ist die Basis für einen Crowdpleaser mit Keksboden und pornöser Cremigkeit. Erfunden hat diesen New York Cheesecake angeblich der in die USA emigrierte deutsche Jude Arnold Reuben. Käsekuchen ist dessen bodenständiger deutscher Cousin, mehr Mahlzeit als Schleckerei. Sage ich. Während wir da so sitzen, mit Blick auf den extrem hässlichen Kaiserdamm.

Kurz nachdem ich gelernt habe, dass der Funkturm den Beinamen Berliner Eiffelturm trägt, behauptet mein Mitesser nämlich allen Ernstes, dass Käsekuchen viel bekömmlicher als Cheesecake sei. In Sichtweite hängt ein Schild an der Wand, „Kuchenstücke unter 300 g sind Kekse“, und das ist bei Dreikäsehoch Programm. Das von der Bäckerei und Konditorei Thomas Neuendorff betriebene Café gibt es seit 2014, es ist, wie der Name schon sagt, auf Käsekuchen spezialisiert, den man, wie ich an diesem Tag lerne, in Berlin auch gerne mal als Käsetorte bezeichnet.

Der Slogan lautet: „Meene Torte heißt Käse.“ Streng genommen ist das falsch, weil eine Torte aus mehreren Schichten besteht, aber wenn es die Menschheit in diesen trüben Zeiten tröstet, dann bitteschön. Weil Wording alles ist, hängen bei Dreikäsehoch noch mehr Sprüche an der Wand, „Kein Kuchen ist auch keine Lösung“, „Solange der Schal noch passt, mache ich auch keine Diät“, dazwischen goldene Sterne und blinkende Lichterketten, was zeigt, dass hier Menschenliebe Energiekostenpanik schlägt. Das tröstet über das Backkettenflair hinweg.

Dreikäsehoch

New York Cheesecake oder deutscher Käsekuchen

Von 50 (sagt die Website) beziehungsweise 60 (sagt der Mitarbeiter) Kuchensorten stehen an diesem Montagnachmittag rund ein Dutzend in der Glasvitrine, 4,30 Euro pro Stück. Für Weitsichtige ohne Sehhilfe sehen sie alle ziemlich gleich aus, jede bestimmt zwölf Zentimeter hoch, mit einer engelslockenfarbenen Basis, lediglich die Toppings und manche Füllungen unterscheiden sich.

Da ist der schnickschnacklose Klassiker, dann Versionen mit Bailey’s, Champagner (meinen sie Sekt?) und Latte Macchiato („geht schnell weg“). Den Russischen Zupfkuchen – die Quarkmasse macht ihn zum Käsekuchen inkognito – gibt es leider nur im Ganzen.

Wir entscheiden uns für Mohn-Marzipan, dessen Basis, obwohl sie exakt so aussieht wie die der anderen Stücke, etwas zu trocken ist und sich in Sachen Mohnanteil leider die aktuelle Sparmentalität zugelegt hat – ich wäre für Hälfte-Hälfte. Das Interessante an der Crème-Brûlée-Variante sind die Karamellanteile im Quark und das Topping aus knusprigen Zuckerperlen. Am besten schmeckt der Kokoskäsekuchen, nicht zu süß, mit Kokosraspeltopping und einer gaumenschmeichelnden Basis.

Dreikäsehoch

Russischer Zupfkuchen, der Käsekuchen inkognito

Viele können den Wunsch, einen Käsekuchen mit Sahne zu begleiten, nicht nachvollziehen, aber lassen Sie mir doch diese kleine Dekadenz. Mit Entsetzen beobachten wir, wie der übrigens sehr freundliche syrische Mitarbeiter die Sahne aus einer ellbogenlangen Siphonflasche auf einen Unterteller spritzt. Keine Ahnung, wann ich zuletzt Sprühsahne gegessen habe, vermutlich in Form einer Heiße-Liebe-Haube auf dem Weihnachtsmarkt. Als Wiedergutmachung steckt ein Keks im Sahnehaufen.

Wir kommen dann noch ein wenig mit dem Mitarbeiter ins Plaudern, der übrigens niemals Käsekuchen isst, weil er mal eine verdorbene Milch und so weiter. Am Wochenende gäbe es mehr Auswahl, auch eine Sorte mit höherem Mohnanteil, und am besten führen wir eh gleich nach Prenzlauer Berg, wo in der Kollwitzstraße vor kurzem die dritte Dreikäsehoch-Filiale eröffnet habe, allerdings unter dem Namen Love at First Bite, dort gebe es auch Frühstück.

Ebenso am Standort Teltow. Gut zu wissen, denn wegen des Settings fahre ich nicht noch mal an den Kaiserdamm – wobei, das muss man zugeben, der Hafercappuccino ziemlich gut ist. Und für die Kuchen? Die eineinhalb Stücke liegen schwer im Magen, dem Schild zufolge waren es mindestens 450 Gramm. Bei diesem Berlinbattle beziehe ich klare Position: Team Cheesecake.

Bewertung: 3 von 5 Punkten

Dreikäsehoch, Kaiserdamm 20, 14057 Berlin, Kollwitzstraße 44, 10405 Berlin, Berliner Straße 2, 14513 Berlin.