Food-Tipp

Britischer Pub mit toller und entspannter Küche: Das St. Bart ist ein Dauerbrenner

Der Graefekiez wird autofrei. Vieles wird sich ändern. Eines allerdings wird so bleiben, wie es ist: Die wunderbare Küche des Gastro-Pubs St. Bart. Heißer Tipp!

Eine britische Makrele im Sommer? Ja, unbedingt, denn die britischen Fischgründe gehören zu den besten der Welt. Und die Fische darin schmecken unbeschreiblich!
Eine britische Makrele im Sommer? Ja, unbedingt, denn die britischen Fischgründe gehören zu den besten der Welt. Und die Fische darin schmecken unbeschreiblich!Felix Hanika

Eigentlich rezensieren wir in der Redaktion ungern richtige Evergreens. Denn bekannte und schon etablierte Restaurants kennen die meisten von Ihnen ja auch schon. Allerdings haben wir ja auch einen Anspruch auf Vollständigkeit. Auch wenn, klar, wir niemals die ganze kulinarische Landschaft der Hauptstadt erfassen können. Und das ist auch gut so. Aber: Auch bei den etablierten Restaurants müssen wir für Sie natürlich immer mal wieder nach dem Rechten sehen. Nach dem Motto: Taugt’s noch? Oder kann das weg?

Ein Restaurant, genauer gesagt ist es eher ein britischer Pub, ist bei uns in der Redaktion seit Jahren ein absoluter Klassiker und sehr beliebt. Unser Food-Chef Jesko zu Dohna kürte es gar mal zu seinem Lieblingsrestaurant, weil es so herrlich entspannt ist und es frisch frittierte Schottische Eier (Scotch Eggs) dort gibt. Gut gemacht sind die sein absolutes Leibgericht. Wie die kleinen goldenen Scotch Eggs gemacht werden, haben wir Ihnen schon gezeigt.

Die frischen Austern sind so schnell weggeschlürft, so schnell können Sie gar nicht schauen! Dazu gibt’s einen Port-Tonic.
Die frischen Austern sind so schnell weggeschlürft, so schnell können Sie gar nicht schauen! Dazu gibt’s einen Port-Tonic.Felix Hanika

Das Restaurant, um das es geht, heißt übrigens St. Bart und liegt im dauerhaft angesagten Graefekiez, wo die grüne Bezirksregierung ja bald alle Parkplätze abschaffen und so das ganze Viertel autofrei machen will. Und genau dort, im Herzen in der Graefestraße, liegt also der kleine Pub, den wir so lieben. Während der Corona-Zeit haben wir den Pub schon einmal geehrt. Denn dort gab es so betörend köstliche, warme britische Pies (u.a. Shepherd’s Pie) mit Butter, Kartoffelbrei und Erbsen zum Mitnehmen, die einen in der düsteren Zeit so herrlich von innen umarmt haben (es gibt sie übrigens wieder!).

Kleine Tellergerichte wie überall in Kreuzkölln

Inzwischen läuft der Betrieb im St. Bart wieder normal. Und wie ist es so? Isst man dort immer noch so gut wie eh und je? Wir haben also an einem Freitag den Test gemacht und uns wirklich fast durch die ganze Speisekarte gegessen. Das kann man zu zweit ganz gut, denn die meisten Gerichte werden auf kleinen Tellern zum Teilen serviert, wie es überall in Kreuzkölln gerade gemacht wird.

Erste Vorspeise: Gratinierte Jakobsmuschel mit Lardo. Gereiftes Schwein triff auf die Frische der Irischen See. Unbedingt bestellen, sagt unser Koch Felix Hanika.
Erste Vorspeise: Gratinierte Jakobsmuschel mit Lardo. Gereiftes Schwein triff auf die Frische der Irischen See. Unbedingt bestellen, sagt unser Koch Felix Hanika.Felix Hanika

Wir wurden also – wie immer – mit einem wunderbar britischen Akzent begrüßt, der uns gleich wieder vertraut vorkam. Schnell hatte man zwei Plätze für uns gefunden, direkt draußen mit Blick in die Küche. Und dort wurden auch schon die absoluten Klassiker zubereitet: das Brick-Chicken, das, beschwert durch einen in Alufolie gewickelten Backstein, gegart wird. Serviert mit einer Sardellen-Kapern-Soße. Klingt gut? Es gehört zu jeder Bestellung im St. Bart.

Ein kurzer Blick auf die Karte offenbarte einige handgefischte Köstlichkeiten aus dem Meer, simple Gerichte wie einen Tomatensalat und eine sinnvoll reduzierte Getränkeauswahl. Im St. Bart gilt eigentlich immer: Trinken Sie Bier oder Drinks (Weißer Port mit Tonic) zum Essen, denn die Naturweine sind auch nach Jahren dort noch sperrig.

Trinken Sie Bier statt Naturwein!

Und Bier passt sowieso besser zu allem, was die Jungs in der Küche zaubern. So fühlt man sich nicht wie beim Fine Dining in Kreuzberg, sondern direkt wie irgendwo in einem gemütlichen Hafen-Pub in Cornwall. Und das ist doch mal eine schöne Abwechslung. Im St. Bart gibt es auch keinen überschwänglichen Service, kein Tam-Tam, sondern höchstens simple coolness und ein wenig bohemian spirit. Schnell kam also der Port Tonic, später frisch gezapftes Bier.

Der Klassiker im St. Bart: Die Schottischen Eier mit Mixed Pickles.
Der Klassiker im St. Bart: Die Schottischen Eier mit Mixed Pickles.Felix Hanika

Los ging’s mit ein paar kleinen, frischen britischen Austern aus dem Wattenmeer mit Mignonette zu je 4,50 Euro pro Stück. Und das ist ein fair bepreister Start, denn die Austern sind zwar klein, aber schmecken so gut, wie man es von britischem Seafood erwartet. Schließlich zählen die britischen Fischgründe zu den besten der Welt. Da können die dicken Sylter Royal einpacken.

Es folgten frisches Sauerteigbrot mit einer geräucherten Haferbutter, ein super einfacher Teller, der uns aber extrem gut gefiel! Die Crostini mit Paté waren solide, aber im Vergleich zu den Jakobsmuscheln mit Lardo und brauner Butter etwas fad.

Gegrillte Makrele und Onglet – alles super zubereitet

Über Scotch Eggs haben wir uns natürlich sehr gefreut, denn die findet man leider relativ selten auf den Speisekarten Berlins. Unsere waren perfekt gegart, das Eigelb schön wachsweich, der Mantel außen kross und innen saftig und gut abgeschmeckt. Ein Apfel-Sellerie-Salat mit Haselnüssen brachte uns etwas Frische, allerdings war er ziemlich salzig! Das war schon mal anders. Wir tippen auf den verliebten Koch, und damit auf ein vorübergehendes Problemchen. Geschenkt!

Diese Kombination ist unschlagbar und immer auf der Karte: Salat mit Kohlrabi, Granny Smith, Pecorino und Haselnüssen.
Diese Kombination ist unschlagbar und immer auf der Karte: Salat mit Kohlrabi, Granny Smith, Pecorino und Haselnüssen.Felix Hanika

Die gegrillte Makrele war geschmacklich einwandfrei, handwerklich gut gemacht, jedoch viel die Portion etwas klein aus. Eine Kritik, über die man regelmäßig stolpert, googelt man das St. Bart. Also bestellten wir hinterher noch einmal das Onglet, denn wir waren noch hungrig. Für eine Nachbestellung kam der Nierenzapfen (so das innere Lendenstück, das technisch gesehen zu den Innereien zählt, auf Deutsch) recht zügig und war sehr gut gegart.

Die grüne Kräutersoße war genial. Für Fleischliebhaber ein schöner Gang, auch weil wir Nose-to-tail-Konzepte unterstützen. Abschließend gab es Rhabarber-Sorbet und eine Beeren-Tarte mit Meringue, beide ziemlich süß, aber selbst gemacht und schmackhaft.

Zum Dessert: ein Fruchtküchlein mit Haube! Auch wunderbar! Wir kommen wieder...
Zum Dessert: ein Fruchtküchlein mit Haube! Auch wunderbar! Wir kommen wieder...Felix Hanika

Kein verspanntes Fine Dining

So, das klingt erstmal nach viel und das klingt nach teuer und das klingt nach einem verspannten Fine Dining-Konzept. Doch wie bereits erwähnt, weit gefehlt! Auch unsere Nachbartische bestellten so viel, denn die Portionen sind überschaubar. Das Publikum war wie immer international und locker, ein paar Stammkunden waren leicht zu identifizieren.

Die Speisen kamen genau so lässig daher wie die gesamte Atmosphäre. Kein unnötiges Chichi, kein nerviges Gelaber, sondern schneller und freundlicher Service, unkomplizierte und geschmacksstarke Gerichte sowie gute Lebensmittel, die man nicht aller Tage isst.

Ganz am Schluss gibt es noch zwei Espressi, die allerdings leider nicht rund und schokoladig schmecken, wie ich es liebe, sondern hipster-säuerlich. Schade, aber auch das: geschenkt im Berlin des Jahres 2022. Fazit: Der Besuch hat sich (wie immer) gelohnt! Für knapp unter 140 Euro bekamen wir zu zweit eine schöne Bandbreite an Gerichten, wurden spitzenmäßig bewirtet und zogen satt und leicht betüdelt weiter Richtung Bar. Das St. Bart ist wirklich eine Empfehlung. Schlüssiges Konzept, gut umgesetzt! Weiter so. Und: Wir kommen wieder, klar!

Bewertung: 4 von 5 Punkte!

St. Bart, Graefestraße 71, 10967 Berlin, geöffnet Freitag–Montag 18–23.30 Uhr.


Hinweis: Wir lassen uns bei unseren Restauranttests nie einladen und geben uns nicht als Tester zu erkennen. Haben Sie Fragen, Ideen oder Wünsche für Geschichten oder einen Restauranttipp für uns? Dann schreiben Sie unserem Food-Chef Jesko zu Dohna auf Instagram oder per Email: briefe@berliner-zeitung.de