Janis El-Bira studierte Philosophie und Geschichtswissenschaften in Berlin und arbeitet seither als freier Autor und Kritiker. Angefangen als Filmkritiker, schreibt er heute als Redakteur bei nachtkritik.de über Theater und macht Radio im Deutschlandfunk Kultur, gelegentlich auch für SWR2. War und ist Mitglied verschiedener Jurys, etwa für das Berliner Theatertreffen.

Am schicken Ende des Stuttgarter Platzes herrscht an diesem hochsommerlichen Donnerstag um kurz vor 17 Uhr längst Feierabendstimmung. Man erkennt es daran, dass vor den Restaurants die ersten Flaschen in der Eisschmelze des Weinkühlers baden. Die Deutschen trinken bekanntlich mittags nicht, dafür adaptieren sie gerade den schönen südeuropäischen Brauch, mit sinkender Sonne zielsicher ans Glas zu streben. Das haben sie zwar schon immer gemacht, aber damals hieß das noch Feierabendbier und hatte eine ganz andere Bedeutung als das, was man heute am Stuttgarter Platz wohl „Aperitivo“ nennen würde.

Ist die Luft raus aus Berlin, der Stadt der Verheißungen? Der in Mailand geborene Schriftsteller hat vielleicht deshalb seine Heimat in Charlottenburg gefunden.

16:9

Vincenzo Latronico lebt in Berlin und schreibt traurige Bücher über Weiterziehende

Berlin

Facebook

Neukölln

Bezirke

Auch am Maxim-Gorki-Theater gibt es wahrscheinlich AfD-Wähler. Das ist die eine kleine Enthüllung, mit der Gorki-Intendantin Shermin Langhoff an diesem heißen Nachmittag im Haus der Kulturen der Welt herausrückt. Ihr Gespräch mit dem biografisch stark Gorki-assoziierten Autor und HKW-Kurator Max Czollek ist da schon auf der Zielgeraden, die anlassgebende Frage kommt aus dem Publikum.

Der von Max Czollek geprägte Begriff „Versöhnungstheater“ bekommt im Kumpeltalk mit Shermin Langhoff einen dissonanten Beiklang. Was gab es zu besprechen?

Permanenter Druck: Feinde und Freunde von Shermin Langhoff

Politik

Kultur

Das muss man tragen können“, sagt man gern über ein Outfit, das man selber zwar niemals anziehen würde, an der richtigen Person aber wenigstens vorstellbar fände. Und tragen kann dieser Mensch auf jeden Fall, was ihm die Designer des amerikanischen Modelabels Anthropologie für ein <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/instagram">Instagram</a>-Werbevideo da übergeholfen haben. Das Kleid in Korallenrot und mit verschwenderisch viel Tüll um Schultern und Hüften, dazu diese langen Beine und der Schwung in den Bewegungen – keine Frage, es steht ihm ausgezeichnet.

Amerikanische Firmen setzen zunehmend auf Trans-Models, reizen damit am Markt ihre Chancen und Risiken aus. Auf wessen Kosten geht der Kulturkampf?

„Get woke, go broke“: Von den Versuchen, den Kulturkampf zu kommerzialisieren

Er sei „einer der &uuml;blichen Verd&auml;chtigen“, sagt der Theaterregisseur Jan Bosse &uuml;ber sich. Zweimal, am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg und am Gorki-Theater, war er Hausregisseur. Seitdem reist er zwischen den Leuchtt&uuml;rmen der deutschsprachigen Theaterlandschaft hin und her, wohnt aber in Berlin. Bosse gilt als Spezialist f&uuml;r das, was man „Schauspielertheater“ nennt. Die Stars vertrauen ihm, weil er sie gl&auml;nzen l&auml;sst. Mit zwei von ihnen, Ulrich Matthes und Wolfram Koch, hat er im Sommer bei den Bregenzer Festspielen Cervantes’ „Don Quijote“ als Zwei-Personen-St&uuml;ck f&uuml;r die B&uuml;hne adaptiert. Nun kommt der Abend ans Deutsche Theater. Eine Begegnung in Prenzlauer Berg.

Er inszenierte "Don Qujote" mit Ulrich Matthes und Wolfram Koch  

"Man soll nicht langweilen!": Ein Gespräch mit dem Theaterregisseur Jan Bosse. Er inszenierte "Don Qujote" mit Ulrich Matthes und Wolfram Koch  .

Prenzlauer Berg

Hamburg

Fast waren sie schon wieder rum, die 75 Minuten dieses funkelndsten Klunkers in der Berliner Spielplankrone, da wurde nochmal geprotzt. Ein monstr&ouml;ses Stahlger&uuml;st f&auml;hrt hinein in die unendlichen Weiten des Friedrichstadt-Palasts, leuchtr&ouml;hrenumrankt, Treppen auf beiden Seiten. Eine Einladung, eine Verhei&szlig;ung.

Sein Stück mit Fabian Hinrichs und 27 Tänzern ist zarteste Offenbarung

Man muss sich hängenlassen: René Pollesch nimmt  den Friedrichstadt-Palast ernst. Sein Stück mit Fabian Hinrichs und 27 Tänzern ist zarteste Offenbarung

Prima, wirklich prima, dass die Schaub&uuml;hne sich ab sofort nicht l&auml;nger den Vorwurf gefallen lassen muss, eine ganze Spielzeit ohne eine einzige weibliche Autorin im Programm gestaltet zu haben. Vergangenes Jahr war ihr Intendant, Thomas Ostermeier, auf einem Podium des Berliner Theatertreffens noch arg in Bedr&auml;ngnis geraten, als er, auf diesen Missstand hingewiesen, nur entgegnen konnte, man sei am Lehniner Platz eben an Stoffen und nicht am Geschlecht interessiert.

Viele Jahre betreute Maja Zade Stücke von anderen, nun kommen zwei eigene heraus.

Schaubühne Berlin zeigt zwei Stücke von Maja Zade - "Status Quo" und "Abgrund"

Unsere Augen sind bin&auml;r gepolte Biester. Wenn sie sich auf eine B&uuml;hne richten, beginnen sie mit dem Sortieren scheinbar noch bevor die hinter ihnen liegenden Zellen und Windungen ihre Arbeit aufnehmen. Wir sehen, also trennen wir: Mann oder Frau, deutsch oder nicht deutsch, behindert oder nicht behindert.

Menschen mit und ohne Behinderung gehören gleichberechtigt auf die Bühne.

Die Chancen der Inklusionstheaterkunst: Produktionen von Grips, Thikwa und Ramba-Zamba

Selbst Schloss Kronborg d&uuml;rfte kaum besser bewacht gewesen sein. Im Herzen des grimmigen Berliner Gef&auml;ngnisviertels entlang des Friedrich-Olbricht-Damms wartet man zun&auml;chst lange vor einer meterhohen Stahlpforte, bis diese sich irgendwann wie von Geisterhand einen Spalt weit &ouml;ffnet, um Einlass in die Jugendstrafanstalt zu gew&auml;hren. Im ersten Hof werden s&auml;mtliche mitgef&uuml;hrten Gegenst&auml;nde unter freiem Himmel an kotzgr&uuml;ne Schlie&szlig;f&auml;cher &uuml;berantwortet, Personal- gegen Besucherausweise getauscht.<br />

Das Aufbruch-Gefangenentheater zeigt eine tolle Shakespeare-Inszenierung.

„Hamlet“ in der Jugendstrafanstalt: Wenn Gefangene auf der Bühne über Freiheit sprechen

Der Schauprozess beginnt mit leichter Versp&auml;tung. Weil die Zufahrtsstra&szlig;en zum Deutschen Theater am ersten Abend dieses Berliner Premierenwochenendes ins Blaulicht des Erdogan-Besuchs getaucht sind, eilen viele Besucher erst deutlich nach halb acht auf ihre Pl&auml;tze. Und w&auml;hrend wenige Kilometer weiter das Schauspiel der internationalen Diplomatie nicht g&auml;nzlich st&ouml;rungsfrei &uuml;ber die B&uuml;hne geht, spielt das Theater wieder seine aktuell liebste Rolle als Gegenwartskorrektiv.

Andres Veiel und Sebastian Baumgarten inszenieren zwei Thesenträgerstücke. 

Neues Relevanztheater: „Let Them Eat Money“ am DT und „Die Gerechten“ am Gorki

Europa

Am Ende dieses Premierenabends scheint &Eacute;douard Louis gl&uuml;cklich. K&uuml;sschen hier, eine Umarmung da, die l&auml;ngste f&uuml;r Schaub&uuml;hnen-Intendant Thomas Ostermeier. Romanautoren sind leidgepr&uuml;ft, wenn es um die theatrale Verwurstung ihrer Texte geht. Hier aber soll alles glattgegangen sein. Der 25-j&auml;hrige Wunderknabe der franz&ouml;sischen Literatur hat die B&uuml;hnenfassung seines Buchs „Im Herzen der Gewalt“ mitverfasst; man h&ouml;rt, er habe dem Schauspieler Laurenz Laufenberg zu Beginn der Probenarbeit sogar den eigenen Gang antrainiert.<br />

Thomas Ostermeier inszeniert Roman von  Édouard Louis an der Schaubühne.

Janis El-Bira

Vincenzo Latronico lebt in Berlin und schreibt traurige Bücher über Weiterziehende

Permanenter Druck: Feinde und Freunde von Shermin Langhoff

„Get woke, go broke“: Von den Versuchen, den Kulturkampf zu kommerzialisieren

Ein Gespräch mit dem Theaterregisseur Jan Bosse

René Pollesch nimmt den Friedrichstadt-Palast ernst

Die Schaubühne zeigt zwei Stücke von Maja Zade

Produktionen von Grips, Thikwa und Ramba-Zamba

Wenn Gefangene auf der Bühne über Freiheit sprechen

„Let Them Eat Money“ am DT und „Die Gerechten“ am Gorki

Gefangene desselben Alptraums