Abrissbirne Berlin

Die hässlichsten Spielplätze Berlins: Mit Knochenbruch und Hundekot

Diese Spielplätze in Mitte, Kreuzberg oder Friedrichshain sollten von Eltern und Kindern gemieden werden.

Schön ist das nicht: Das Schneckenmonster von Moabit mit aufgespritzten Lippen.
Schön ist das nicht: Das Schneckenmonster von Moabit mit aufgespritzten Lippen.Delia Baum

Berlin-Sie mögen Ihre Kinder nicht? Dann sind Sie hier richtig. Finden Sie hier eine Liste der schlimmsten Spielplätze der Stadt, wo den lieben Kleinen garantiert die gute Laune vergeht. Aber Spaß beiseite, der Zustand vieler Spielplätze dieser Stadt ist eine Zumutung. Nicht nur für den Nachwuchs! Hier unsere Auswahl der scheußlichsten Spielplätze der Stadt:

Spielplatz Dossestraße in Friedrichshain – Mordor der verschandelten Möglichkeiten

Grundsätzlich gilt: Je kleiner die Kinder, desto größer ihre Anspruchslosigkeit. Da können sich die Eltern noch so sehr auf die Zehenspitzen stellen, um einen ferngesteuerten Mercedes-AMG G 63 mit „edlem Erscheinungsbild und starkem Fahrverhalten“ aus den oberen Preisregalen zu wuchten. Die auf dem Boden herumliegende Verpackung ist nicht selten spannender als der Inhalt. Ein Karton, sie zu fesseln.

Grundsätzlich anspruchslos sind Kleinkinder auch, was Spielplätze angeht. Eine Schaukel, eine Rutsche, ein paar Kubikmeter Sand – das reicht eigentlich schon, um einen Fantasieflug nach Lummer- oder Taka-Tuka-Land zu buchen, am liebsten one way und ohne Zähne putzen. Wären da nicht wieder die Eltern, die ihrerseits Ansprüche an einen gemeinsamen Spielplatzbesuch stellen. Eine smartphonefreundlich im Schatten liegende Sitzgelegenheit etwa. Oder ein Café in der Nähe, das sich erreichen lässt, ohne grob gegen die Aufsichtspflicht zu verstoßen. Und natürlich: ein Mülleimer, der gerade noch so Platz bietet für ausgelutschte Veggie-Bunny-Quetschies und aufquellende Windeln.

Ein Besuch auf dem sogenannten Spielplatz Dossestraße in Friedrichshain an der Grenze zu Lichtenberg wird das Anspruchsdenken aller Beteiligten für immer verändern. Hinter einem hohen Bretterverschlag, inmitten einer angeblich geschützten Grünanlage, versteckt sich ein Mordor der verschandelten Möglichkeiten.

Da ist zwar ein Gerät, mehr Karussell als Schaukel, auf das man Kinder setzen kann. Doch als gäbe es auch bei Schmierfett Lieferprobleme, kommt das Ding einfach nicht ordentlich in Fahrt. Dann ist da auch eine Rutsche, ein in gut fünf Metern Höhe startender Spiraltunnel, die man allerdings erst mal erreichen muss über morsche und von Spraydosendilettanten verschmierte Holzstufen. Oder über eine Hängebrücke, die jeden, der „Squid Game“ gesehen hat, zusammenzucken lässt. Und was da überall auf dem Boden herumliegt, das ist kein Sand – das ist gequirlter Dreck aus mindestens zwei Jahrzehnten Feinstaubpartikeln und anderem Wohlstandsfallout.

Gefedertes Ungemach in Signalfarben: Gerät diese Sitzkapsel ins Schwingen, könnte es Verletzte geben.
Gefedertes Ungemach in Signalfarben: Gerät diese Sitzkapsel ins Schwingen, könnte es Verletzte geben.Delia Baum

An einem sonnigen Nachmittag im März finden sich großzügig verteilt die Spuren der Vortage und wohl auch -nächte. Ich packe einen imaginären Müllsack und nehme mit: Gorillas-Tüte, Durstlöscher mit Melonengeschmack, Tropical Bay Orange, Wodka Gorbatschow Flachmann, Big Pack Pall Mall blau, Feuchttücher ultra sensitiv. Leider wäre im einzigen Mülleimer, aus dem Bananenschalen schlapp grüßen, kein Platz mehr. Wahrscheinlich hat das zuständige Amt aus Mangel an regelmäßiger Reinigungskraft die Olchis mit der Spielplatzpflege beauftragt.

Zum Schluss eine gute Nachricht: „Luana + Alex“ haben sich hier trotz allem ewige Liebe geschworen. Leider mit regenwasserlöslicher Kreide. Paul Linke


Postspielplatz in Kreuzberg – ein Sinnbild der Lieblosigkeit

Wer wissen will, welchen Stellenwert Kinder auf der gesellschaftlichen Werteskala dieser Stadt einnehmen, der muss sich nur einmal den Zustand und die Gestaltung der rund 1850 Spielplätze Berlins ansehen. Es gibt eine Handvoll schöner Orte für Kinder, der Rest sind Sinnbilder des Trübsinns und der Verwahrlosung, eine Ohrfeige für alle Eltern, die ihrem Nachwuchs in der ohnehin an begrünten Freiflächen armen Metropole ein paar Stunden Spaß außerhalb der eigenen vier Wände bescheren wollen.

Ein herausragendes Exemplar einer als Kinderspielplatz getarnten Zumutung ist der „Spielplatz“ zwischen Baerwald- und Schleiermacherstraße in Kreuzberg. Wo man ansonsten wenig Kosten und Mühen scheut, um Maximilian-Rüdiger oder Sarah-Charlotte eine ordentliche Erziehung angedeihen zu lassen und die lieben Kleinen zum Kinderyogakurs in der Kita Ratze Rübe kutschiert, ist das Vergnügen nachrangig. Was muss das Kind auch spielen, wenn es sich doch schon auf die Herausforderungen eines globalisierten Arbeitslebens und einer Leistungsgesellschaft vorbereiten darf?

Der Spielplatz, wegen seiner Nähe zu einer Postfiliale auch Postspielplatz genannt, lädt ohnehin nur zu einem verfrühten Suizid ein. Die heruntergekommene Freifläche besticht durch eine besonders lieblose Gestaltung. Durch ein scharfkantiges Eisentürchen geht man vorbei an einem tristen Basketballplatz und gelangt auf die Spielfläche, die mit einem Belag ausgelegt ist, den man sonst Hasenkäfigen vorbehält, damit das Langohr überall sein Geschäftchen machen kann, ohne dass die Bude gleich stinkt wie ein Zoo.

Kinderwippe oder Foltergerät? Egal, Orthopäde und Zahnarzt freut’s sicherlich.
Kinderwippe oder Foltergerät? Egal, Orthopäde und Zahnarzt freut’s sicherlich.Delia Baum

Auf dem Hasenstreu thront windschief ein gefährliches Gebilde, eine Mischung aus Metallgestänge und Hängebrücke, ein idealer Ort, um sich alle möglichen Verletzungen zuzuziehen, von gebrochenen Armen über Gehirnerschütterungen bis hin zum Verlust sämtlicher Milchzähne. Dahinter gähnt die Einöde eines verlängerten Sandkastens, ein paradiesischer Platz für Teenagerbesäufnisse und kackende Hunde. Auf dem Sand gammeln ein paar Spielgeräte, die auf Stahlfedern montiert sind, und mit denen man sich mit etwas Schwung mühelos in ein Krankenhausbett katapultieren kann. Das alles ist natürlich besprüht mit dem obligatorischen ACAB- und Gang-Gekrakel und wirkt in seiner abgerockten Gesamtheit so einladend wie ein nordkoreanischer Truppenübungsplatz. Marcus Weingärtner


Schneckenspielplatz in Moabit – Hochsicherheitstrakt mit Sandkasten

Ich kann mich noch an einen Artikel von vor ein paar Jahren erinnern, es muss um einen Spielplatz im Görlitzer Park gegangen sein. Die klassische Berlin-Geschichte: Kinder buddeln im Sand, Kinder finden mysteriöses Tütchen mit noch mysteriöserem Inhalt, Erzieherinnen und Erzieher sind schockiert, Eltern alarmiert. So weit so unspektakulär – für Kreuzberger Verhältnisse jedenfalls. Der schöne Satz aber, der mir bis heute im Gedächtnis blieb, ist dieser: „Erst ein hinzukommender Vater konnte die Substanz in der Plastiktüte als Crystal Meth identifizieren.“

Hach ja, Berlin, hihi, dachte ich damals, was für eine herrlich verruchte Stadt, in der sich junge Erziehungsberechtigte mit Methamphetaminen mindestens genauso gut auskennen wie mit Muttermilchersatz-Pulver. Mittlerweile weiß ich natürlich: So lustig ist das gar nicht, wenn kleine Grabbelhände im Sandkasten Tüten, Spritzen, Kippenstummel freilegen – dagegen muss etwas getan werden, ist doch klar. Manchmal aber trägt der Schutz der Spielplätze gar gruselige Früchte.

In der Moabiter Quitzowstraße zum Beispiel, auf halber Strecke zwischen Perleberger Brücke und Westhafen, liegt ein Ort, der eher an den Innenhof eines Gefängnisses erinnert, denn an ein kinderfreundliches Spieleparadies. Ohnehin liegt er zwischen drei himmelhohen Brandschutzwänden eingekerkert, zur Straßenseite hin wird der angebliche Spielplatz zusätzlich durch einen etwa vier Meter hohen Gitterzaun begrenzt. Wann genau Einschluss ist, bleibt unklar, ein karges Hinweisschild gibt lediglich mahnende Auskunft über die angeordneten Verhaltensregeln. Fest steht: Wenn das Tor ins Schloss fällt, kommt hier niemand mehr rein – und erst recht niemand mehr raus.

Nun gehört’s wohl zur Chronistenpflicht, zu erwähnen, dass die Knast-Methode offenbar funktioniert: Der Platz im Inneren des Brandschutzmauern-Gitterzaun-Kittchens wirkt gepflegt und aufgeräumt, gut möglich, dass die Kleinen beim Buddeln nichts als Sand vorfinden. Auch die Ausstattung mit hölzernem Kletterzeug und stabiler Rutsche scheint passabel, einzig die Ausgestaltung des zu bespielenden Centerpiece wirkt wieder subtil angsteinflößend: Eine gigantische Schnecke mit grenzdebilem Gesichtsausdruck wacht über den Spielplatz wie ein sadistischer Schließer über den Lichthof eines Hochsicherheitstrakts.

Wenigstens das Motto durchgezogen: Kletterensemble mit Schneckendekor.
Wenigstens das Motto durchgezogen: Kletterensemble mit Schneckendekor.Delia Baum

Saubere Sandkästen hin, spritzenfreie Spielgeräte her: Irgendwie muss die Abwehr ungebetener Gammler-Gäste doch anders funktionieren. Womöglich ist der Gefängnis-Look des Quitzowstraßen-Spielplatzes aber auch nur ein Zugeständnis an das Image des Bezirks. Oder woran denken Sie, wenn Sie „Moabit“ hören? Genau. Manuel Almeida Vergara


Spielplatz Baerwaldstraße in Kreuzberg – wer leben will, muss lernen

Vielleicht waren im Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg gerade ein paar leidenschaftliche Schiller-Fans zuständig, als es um die „Planung“ des Spielplatzes an der Baerwaldstraße 59-62 ging. Dessen Weisheit „Simplizität ist das Resultat der Reife“ jedenfalls ist die Essenz des Resultats: Sand, Metallschaukel und drei Wippgeräte sollen reichen zum Glücklichsein.

Nun sind viele Kinder ja durchaus genügsam und können so manches Defizit noch ins Positive drehen. Diese Fähigkeit immerhin lässt sich an der lärmenden Kreuzung Baerwald-/Urbanstraße maximal fördern. In der Regel werden Berlins Spielplätze nur ein- oder zweimal die Woche von Privatfirmen gereinigt, was häufig nicht über das oberflächliche Abwischen der Spielgeräte hinausgeht. Dank der erwähnten Simplizität sollten die Verantwortlichen hier schnell durch sein. Für den Rest sind die Grünflächenämter verantwortlich, theoretisch jedenfalls. Die Sandkästen des Baerwaldspielplatzes, die sich in Richtung Straße zu reinen Moosflächen entwickeln, sind in der Prioritätenliste offenbar weit unten angesiedelt. Jedenfalls haben auch die Früchte der immerhin schattenspendenden Linden alle Zeit der Welt, hier Wurzeln zu schlagen.

Wenn die Kinder also das erste für diesen Spielplatz prädestinierte Spiel „Wer kann den meisten Müll in den Eimer bringen“ hinter sich gebracht haben, können sie munter weitermachen mit „Wer findet den längsten Lindentrieb“ ­– hier besteht durchaus die Chance auf meterlange Gewinnerexemplare. Klassisch buddeln muss man woanders; so mancher verbindet trotzdem auch positive Erinnerungen mit den Baerwaldkästen: „habe hier mal sand gegessen“, schreibt ein Fan namens Kek Bretzel in seiner Google-Bewertung. 5 Sterne!

Wichtige Lebenslektionen für die Kleinen warten auch auf den spartanisch bewachsenen Erdstreifen an den Rändern des Platzes. Wer die Pubertät noch erleben will, muss lernen: Stachelige Blätter weisen auf giftige Pflanzen hin, Fliegen und zerknüllte Taschentücher auf naheliegende Kotquellen, eine Scherbe kommt selten allein. Die zahlreichen Beulen im meterhohen Zaun auf der Rückseite legen die Vermutung nahe, dass hier schon so mancher Spross versucht hat, sich in die Freiheit zu treten.

Der „Spielplatz“ auf der Baerwaldstraße in Kreuzberg – Bonjour tristesse!
Der „Spielplatz“ auf der Baerwaldstraße in Kreuzberg – Bonjour tristesse!Delia Baum

Für ältere Generationen stehen eine Picknickgarnitur und eine Tischtennisplatte bereit, beides dermaßen abgeranzt, dass wohl sogar Teenies erst mal ordentlich vorglühen müssten, um sich hier beim nächtlichen Saufen einigermaßen wohlzufühlen.

Für Kinder ist es da fast schon eine gute Nachricht, dass auch auf dem Baerwaldplatz, wie auf fast allen Spielplätzen in Deutschland, im Winter aufgrund fehlender Beleuchtung ab halb fünf kein Spielen ohne Taschenlampe mehr möglich ist. Claudia Reinhard


Spielplatz Dresdner Straße in Kreuzberg – Umgekippter Ort

Die Spritze steckte so in der Baumrinde, als gehörte sie dorthin. Gleich neben ihr steckte noch eine weitere. Schon klar, dass vielen Einwohnern in dieser Stadt sehr viel egal ist, aber eine benutzte Spritze mit Blutresten gut sichtbar so an diesem Ort zu platzieren – da kann man wohl sagen, dass etwas unwiederbringlich kaputtgegangen ist. Im Kiez, in der Stadt, im Land.

Der kleine Spielplatz, um den es geht, befindet sich neben dem Kino Babylon auf der Dresdner Straße, gleich hinter dem Kottbusser Tor. Beste Kinderspielplatz-Gegend. Er ist eingezäunt und abends inzwischen auch abgeschlossen. Als in dieser Woche ein Testbesuch stattfand, war die Tür verschlossen, immerhin steckten keine Spritzen in den Rinden. Aber Anwohner meinten, sie sehen da sehr selten Kinder spielen.

Das könnte zum einen an der wirklich seltsamen Klettergerüst-Konstruktion liegen, die in der Mitte des Sandkastens steht. Sie erinnert an einen Iglu, in dem man klettern kann. Immerhin ist sie nicht hoch, aber selbst die endlose Kreativität von Dreijährigen müsste sich nach fünf Minuten auf diesem kleinen Gerüst erschöpft haben. Bleiben nur noch drei Holzfiguren zum Wippen, bei denen sämtliche Farben abgeblättert sind.

Dieser Spielplatz hat genau eine Google-Bewertung, die mit ihren drei Sternen noch zu positiv ist. In der Beschreibung heißt es: „Klein, nicht viel Zeug, schlechte Umgebung für Kinder.“ Das fasst es vielleicht am besten zusammen.

Berliner Brunnen: trübe Brühen und keinerlei Kreativität

Von Sabine Röthig, Jesko zu Dohna

08.08.2021

Vor 71 Jahren wurde das letzte Gebäude hier abgerissen. Es war eine Synagoge, die zwar das Dritte Reich überdauert hatte, aber danach trotzdem dem Verfall überlassen wurde. Jetzt hat man es mit einem Spielplatz probiert, sollte aber vielleicht einfach einsehen, dass es nicht geklappt hat. Ein Vorschlag: Alle reden doch von dieser Polizeistation, die am Kottbusser Tor demnächst entstehen soll. Hier könnte zumindest schon einmal der Parkplatz für den Fuhrpark entstehen. Die Kinder aus der Gegend werden es noch nicht einmal merken, versprochen. Sören Kittel


Heinrich-Zille-Park in Mitte – Gedanken an den Tod

Läuft man die Bergstraße in Mitte hinunter, gelangt man irgendwann an ein eisernes Türchen, das Einlass zu einem unheimlichen Ort gewährt. Ein Spielplatz soll es sein. Wer hier jedoch eine inspirierende, der Zukunft zugewandte Vergnügungsanlage für die lieben Kleinen erwartet, der wird schnell eines Besseren belehrt.

Ein Steinberg mit Grabmälern: Kein Wunder, dass hier wirklich mal eine Leiche verscharrt werde sollte.
Ein Steinberg mit Grabmälern: Kein Wunder, dass hier wirklich mal eine Leiche verscharrt werde sollte.Delia Baum

Denn kaum ist das Tor ächzend hinter einem ins Schloss gefallen, spürt man schon den Hauch des Todes über den unwirtlichen Platz wehen. Leise flüsternd verteilt sich bleicher Sand auf Haut und Kleidung. Während man ungläubig an sich hinunterschaut, hallt eine Kinderstimme geisterhaft im Nebel, eine Mutter antwortet klagend. Vergebens versucht die Sonne, den Dunst zu durchbrechen, kein Vogel singt und schaudernd tastet man sich auf dem Gelände voran. Man mag kein Freund von Rindenmulch sein, aber hier hätte er bestimmt die Vibes verbessern können. Vielleicht hätte er vor zwei Jahren sogar die Mörder davon abgehalten, hier ein Grab für eine Frau zu schaufeln. Ja, Sie haben richtig gelesen. Damals wurden hier zwei Männer gefasst, die gerade eine weibliche Leiche im Sand verscharren wollten. Die Grube neben dem Spielgerät war schon vollständig ausgehoben. Die Energie des Ortes kippte mit diesem Vorfall endgültig. Bereits die Rattenplage, aufgrund derer der Spielplatz einige Zeit zuvor geschlossen gewesen war, hatte mental Spuren bei den Anwohnern hinterlassen.

Ghettostyle, Rattenplage und eine Leiche: Wer diesen Spielplatz überlebt, der schafft es überall.
Ghettostyle, Rattenplage und eine Leiche: Wer diesen Spielplatz überlebt, der schafft es überall.Delia Baum

Wer es dieser Tage dennoch wagt, weiter auf das Areal vorzudringen, wird zunächst eines zornigen Holzkrokodils gewahr, das zwischen betont spielerisch geschichteten Ziegelsteinen eingemauert ist. Leider kann das die Stimmung nur minimal heben. Denn schon kommt der nächste Downer am Wegesrand: ein grob zusammengeschusterter, dreiköpfiger Drachen. Dem Pfad weiter folgend erhebt sich aus der Sandasche ein grau-gepflasterter Hügel mit Steinformationen, die wie Grabmäler aussehen. Obenauf ragt ein klappriger, turmartiger Bretterverschlag in die Höhe, eine geschlossene Metallröhrenrutsche markiert den Weg nach unten, mitten in den Friedhof hinein. Schlussendlich toppt die schaurige Installation eine abweisende Burg mit vergitterten Verliesen, hinter denen sich der Müll türmt. Aus ihnen weht kalte, muffige Luft. Die aus großen Steinen gebauten Burgwände sind über und über mit Graffiti besprüht. Jemand hat den Satz „Let Your Kids Be Themselves“ an die Wand geschrieben. Bloß weg hier. Sabine Röthig


Dieser Text ist in der Wochenendausgabe der Berliner Zeitung erschienen – jeden Sonnabend am Kiosk oder hier im Abo.