Food-Tipps am Wochenende

Alle lieben das Café Frieda: Unser Food-Kritiker findet, zu Unrecht

Das Frühstücks-Ei ist kalt und schmeckt nach Kühlschrank und die anderen Speisen gehören eher auf Instagram als in den Magen. Warum das Café überbewertet ist.

Soll unschlagbar sein: das Softeis im  Café Frieda.
Soll unschlagbar sein: das Softeis im Café Frieda.Robert Rieger

Berlin-Vor Jahren wollten ja alle Neu-Berliner an den Helmholtzplatz in Prenzlauer Berg ziehen. Er war damit mindestens genauso beliebt wie die Oderberger Straße um die Ecke. Und je beliebter dieser Platz wurde, desto prekärer und kitschiger wurde für den empfindsamen Alt-Berliner diese Gegend. Der Oderberger Straße ist übrigens genau das gleiche Schicksal widerfahren, wie mein Kollege Sören Kittel in der Kolumne „Brutal Berlin“ auf Seite 44 der Wochenendausgabe vom 18./19. September 2021 schreibt.

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Berliner Zeitung
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Am 18./19. August 2021 im Blatt:
Rot-Grün-Rot hat laut Umfragen eine Mehrheit im Bundestag von 52 Prozent. Ist das ein linkes Schreckgespenst oder Rettung aus der Not?

Annalena hat wenig Chancen auf das Kanzleramt. Wird Robert Habeck in vier Jahren also der erste grüne Regierungschef? Wir haben ihn für unsere große Reportage getroffen

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Kolumne „Berlin Brutal“: Bye-bye, urbanes Paradies: Warum die Oderberger Straße eine Zumutung ist

https://berliner-zeitung.de/wochenendausgabe

Und allein deswegen hat es mich ein bisschen gewundert, warum das derzeit wohl bei den Foodies angesagteste Lokal, das Café Frieda, genau hier seinen Betrieb eröffnet hat. Auch wenn meine Gastrokolleginnen Tina Hüttl (in ihrer Kolumne) und Eva Biringer von dem Ort schwärmten, dachte ich mir: Das kann doch nicht sein! Dass es etwas so Gutes an diesem furchtbaren Ort gibt.

Und so habe ich mich an einem Sonntagmorgen um 11 Uhr dorthin begeben, um zu frühstücken. Ich muss dazusagen, dass ich nur dort gelandet bin, weil es seit Corona in ganz Prenzlauer Berg keinen vernünftigen Ort mehr zum Frühstücken gibt. Jetzt also das Café Frieda. Und hier kommt sie, meine subjektive Frieda-Kritik, die sich nur auf das Frühstück dort bezieht.

Erst einmal muss ich sagen, dass es im Café Frieda ganz nett aussieht. Die helle Baratmosphäre und die etwas zu laute Musik erinnert einen eher an New York, als dass hier oben im Haus Menschen von der Schwäbischen Alb wohnen. Man ist also fast ganz guter Laune, wäre da nicht der beißende schimmlige Geruch von sogenannter coffee trap. Das heißt von viel zu saurem Kaffee, der von Menschen geröstet wurde, deren Rösterei „Est. 2006“ ist.

Das Frühstück ist eher was für Instagram als für den Magen

Und das Essen? Ich muss Ihnen sagen, dass die Frühstücks-Spezialitäten wohl allein für Instagram kreiert wurden. Denn das Croissant mit Burrata und Coffee Husk Syrup (11 Euro) sieht zwar betörend aus, aber die Zutaten passen irgendwie nicht zusammen. Ein Croissant isst man mit Marmelade oder eben mit fettigem Schinken oder Stopfleber, nicht mit so einem klebrigen Zeugs. Das zweite Gericht ist ein Ei mit Mayonnaise (4 Euro). Der Gast freut sich hier auf eine Art russisches Ei. Was er aber bekommt, ist ein kaltes, nach Kühlschrank schmeckendes weiches Ei mit einer zu kalten Mayonnaise. Ich muss Ihnen sagen, die Mühe, die Eier à la minute zuzubereiten, sodass sie warm serviert werden können, sollte sich das Frieda schon machen. Und warm sollte man auch eine Sausage Roll (7 Euro) immer servieren und nicht vor Kälte erstarrt. Und vor allem gehören da nicht, wie im Frieda, so exotische Gewürzen wie Koriander und Fenchel in den Teig und Haselnuss in die Wurstmasse. Das schmeckt wenig und ist irgendwie vergebene Liebesmüh. Man kann ja mit allem Exotischen rumexperimentieren und rumfermentieren, aber dann muss man es eben auch draufhaben.

Und so ist im Café Frieda – aus meiner Sicht – vieles ziemlich gewollt statt gekonnt, auch wenn viele der Besucher das wohl anders sehen. Vielleicht tu’ ich dem Lokal auch unrecht, denn das Softeis soll ungeschlagen sein und die Nachmittagskarte sieht auch auf dem Papier erst mal ziemlich interessant aus. Für das Frühstück aber gibt’s nur zwei von fünf Punkten!

Bewertung: 2 von 5 Punkten!

Café Frieda, Lychener Str. 37, 10437 Berlin, Mittwoch bis Sonntag 10 bis 21 Uhr.

Dieser Text ist in der Wochenendausgabe der Berliner Zeitung erschienen – jeden Sonnabend am Kiosk oder hier im Abo.