Russland

Werk in Russland verramscht: Volkswagen legt den Preis und die Verluste offen

Der deutsche Autokonzern hat im Mai sein Werk und die Strukturen an einen lokalen Investor in Russland verkauft. Nun macht Volkswagen Details dazu bekannt.

Mitarbeitende an einer Montagelinie im Volkswagen-Werk in Kaluga, Russland. 
Mitarbeitende an einer Montagelinie im Volkswagen-Werk in Kaluga, Russland. Sergei Chirikov/epa

Es war bisher eine Vermutung, was das Werk in Kaluga sowie andere Strukturen der VW-Gruppe den neuen russischen Besitzer gekostet haben. Nun bestätigt der VW-Konzern in seinem neuen Geschäftsbericht: Der Verkaufspreis hat 125 Millionen Euro betragen.

Das entspricht der früheren Anforderung der russischen Regierung. Der Kauf sollte nach dem Willen der Regierung 125 Millionen Euro (rund 11,3 Milliarden Rubel am Tag der Genehmigung am 17. April) nicht überschreiten. Wie der Konzern weiter berichtet, umfasse die Transaktion die Produktionsstätten in Kaluga, die Importeursstruktur der Konzernmarken Volkswagen Pkw, Volkswagen Nutzfahrzeuge, Audi, Skoda, Bentley, Lamborghini und Ducati für mögliches Aftersales-Geschäft und die Lageraktivitäten sowie die Scania-Finanzdienstleistungsaktivitäten mit allen zugehörigen Mitarbeitern.

Werk und Strukturen in Russland verkauft: Volkswagen meldet Verluste von 400 Millionen Euro

Die Transaktion wurde am 18. Mai abgewickelt. Der neue Besitzer ist die erst im Februar 2023 gegründete Firma Art-Finance, die nach VW-Angaben vom russischen Autohändler Avilon unterstützt wird. Avilon war vorher jahrelang offizieller Händler von VW-Autos in Russland.

Aus der Entkonsolidierung der betroffenen Gesellschaften ergibt sich laut dem VW-Bericht ein Verlust in Höhe von 400 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2023. Den Verlust erklärt der Konzern im Wesentlichen mit der Realisierung von „Währungsumrechnungseffekten“ in Höhe von 300 Millionen Euro. Neben der Abwicklung der Volkswagen Group Rus und ihrer Tochtergesellschaften in Russland hat der Konzern nach eigenen Angaben im ersten Halbjahr keine zusätzlichen wesentlichen Aufwendungen im Zusammenhang mit dem „Russland-Ukraine-Konflikt“ erfasst.

Volkswagen in Russland: Der tatsächliche Wert offenbar viermal so hoch

Die Berliner Zeitung hatte zuvor berichtet, dass dem Verkauf der VW-Strukturen eine Klage der GAZ-Gruppe von Oleg Deripaska, dem von den USA und der EU sanktionierten russischen Oligarchen und Putin-Vertrauten, Anfang März vorausgegangen war. Die GAZ-Gruppe wollte von VW eine Entschädigung für die Kündigung des Vertrags über die Montage von Skoda- und VW-Autos in Nischni Nowgorod, wo die GAZ-Gruppe als Automobil- und Rüstungskonzern ihre Produktionsstätten hat.

Das Gericht hatte daraufhin fast das gesamte Eigentum des deutschen Unternehmens in Russland beschlagnahmt. Im April hob das Gericht die Beschlagnahmung der VW-Vermögenswerte auf. Eine VW-Vertreterin schätzte den Gesamtpreis der Vermögenswerte vor Gericht auf 47,5 Milliarden Rubel oder rund 525 Millionen Euro nach dem damaligen Wechselkurs: also auf viermal so hoch, wie sie nach Entscheidung der russischen Regierung tatsächlich verkauft wurden.

Grundsätzlich zeigt sich der VW-Konzern mit einem „soliden Ergebnis im ersten Halbjahr“ zufrieden. Der Konzern freut sich vor allem über „deutlich gestiegene Verkäufe in Europa und Nordamerika“.

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