Der deutsche Autokonzern Volkswagen (VW) hat seine Anteile in Russland an einen lokalen Investor verkauft. Die Transaktion umfasse die Produktionsstätten in Kaluga, die Importeursstruktur sowie die Lager- und Finanzdienstleistungsaktivitäten mit allen zugehörigen Beschäftigten, teilte VW am Freitag mit.
Käufer ist eine erst im Februar 2023 gegründete Firma namens Art-Finance, die nach VW-Angaben vom russischen Autohändler Avilon unterstützt wird. Avilon war jahrelang offizieller Händler von VW-Autos in Russland. Art-Finance gehört ihrerseits zu 100 Prozent dem ehemaligen Generaldirektor von Avilon, Andrei Pawlowitsch, der im vergangenen Dezember von seinem Posten zurücktrat.
Der neue Eigentümer übernimmt demnach alle Anteile an den russischen Tochtergesellschaften der VW-Gruppe. Das Geschäft sei von den russischen Regierungsbehörden genehmigt worden, teilt VW in der Pressemitteilung mit. Was man über den Deal aber sonst wissen muss: Der Kauf sollte nach einer Entscheidung der russischen Regierungsbehörden 125 Millionen Euro (rund 11,3 Milliarden Rubel am Tag der Genehmigung am 17. April) nicht überschreiten. VW selbst gibt den Verkaufspreis nicht an.
Russischer Oligarch Deripaska hatte gegen VW geklagt
Wie das russische Businessportal RBC schreibt, sei bereits Anfang März klar geworden, dass Avilon der Hauptkandidat für den Kauf des Volkswagen-Werks in Kaluga sei und der Deal in naher Zukunft vereinbart werden sollte. Es wurde jedoch kurz darauf bekannt, dass das Gericht aufgrund der Klage der GAZ-Gruppe von Oleg Deripaska, dem von den USA und der EU sanktionierten russischen Oligarchen und Putin-Vertrauten, fast das gesamte Eigentum des deutschen Unternehmens in Russland beschlagnahmt hatte.

Zur Kenntnis: Die GAZ-Gruppe mit Sitz in Nischni Nowgorod ist ein russischer Automobil- und Rüstungskonzern, der Pkws und Geländewagen der Marke GAZ sowie Transporter und Panzer herstellt. Das Unternehmen forderte von VW die Zahlung von fast 15,6 Milliarden Rubel: Auf diese Höhe schätzte die Gaz-Gruppe ihre Verluste nach der Entscheidung des deutschen Konzerns, den Vertrag über die Montage von Skoda- und VW-Autos in Nischni Nowgorod zu kündigen. Einen Monat später hob das Gericht die Beschlagnahmung der VW-Vermögenswerte auf. Die VW-Vertreterin Irina Likhacheva schätzte den Gesamtpreis der Vermögenswerte vor Gericht auf 47,5 Milliarden Rubel oder rund 525 Millionen Euro: also auf viermal so hoch, wie sie nach Entscheidung der russischen Regierung tatsächlich verkauft werden müssten.


