G20-Gipfel

G20-Gipfel: Indische Behörden verjagen die Affen aus Neu-Delhi

Indische Behörden verstärken vor dem G20-Gipfel in Neu-Delhi die Sicherheitsmaßnahmen und vertreiben auf den Straßen lebende kleine Affen mit Pappschildern.

Vor dem G20-Gipfel in Indien essen Affen Kichererbsen am Straßenrand in Neu-Delhi.
Vor dem G20-Gipfel in Indien essen Affen Kichererbsen am Straßenrand in Neu-Delhi.Arun SankarAFP

Neu-Delhi hat ein Problem. Ein Affenproblem. Wenn die mächtigsten Staats- und Regierungschefs der Welt zum Gipfeltreffen der 20 nach Indien kommen, darf das aber nicht auffallen.

Laut einem Bericht des amerikanischen Nachrichtenportals Bloomberg setzt die indische Regierung jetzt alle Hebel in Bewegung, um die Tiere aus der Stadt zu verjagen. Auch aus den Regierungsgebäuden.

Das Treffen, an welchem unter anderem Bundeskanzler Olaf Scholz, US-Präsident Joe Biden und der britische Premierminister Rishi Sunak teilnehmen, ist für Indien ein wichtiger Schritt. Laut Bloomberg sei dieser Moment ein lang erwarteter Meilenstein für Indien und Premierminister Narendra Modi. Das bevölkerungsreichste Land der Welt kann sich trotz geopolitischer Spannungen, steigenden Lebensmittel- und Energiepreisen bei einem der wichtigsten globalen Treffen als aufstrebende Supermacht präsentieren.

Neu-Delhi vor dem G20-Gipfel: Pappschilder sollen den Affen Angst machen

Bei einem solchen Treffen geht es aber nicht nur um Diplomatie. Die Sicherheit der Gäste hat oberste Priorität. Zudem möchte sich das Land von seiner besten Seite zeigen. Aus diesem Grund planen indische Beamte seit Monaten, wie das überfüllte und schmutzige Neu-Delhi in neuem Licht erstrahlen kann. Mit mehr als 20 Millionen Einwohnern gehört Indiens Hauptstadt zu den größten Städten der Welt.

Aber nicht nur Menschen leben in der Metropole, auch Rhesusaffen fühlen sich dort wohl. Wie Bloomberg berichtet, halten sich Tausende kleine Affen in der Nähe der Regierungsgebäude auf und stehlen Fußgängern ihr Essen. Indische Beamten gehen jetzt mit aller Härte dagegen vor und verscheuchen die Tiere von der Straße. Lebensgroße Pappschilder, auf denen Schwarzgesichtslanguren abgebildet sind – die natürlichen Feinde der Rhesusaffen – sollen verhindern, dass sie wieder zurückkommen.

Indien: 27 Milliarden Rupien kostete die Renovierung des Kongresszentrums

Im Vorfeld des Gipfels entschuldigte sich Modi bei den Einwohnern der Stadt für die Einschränkungen. „Die Ausrichtung des G20-Gipfels liegt in der Verantwortung des gesamten Landes“, sagte Modi laut Bloomberg in einer Rede aus dem letzten Monat. Weiter heißt es: „Wir müssen der Welt zeigen, dass Delhi diese Verantwortung problemlos bewältigen kann.“ Delhis Einwohner sehen das nach Angaben von Bloomberg ähnlich. Der G20-Gipfel sei für viele Inder ein Beweis dafür, dass Indien am internationalen Weltgeschehen teilnimmt und von anderen Staaten akzeptiert wird.

Ein Pappschild eines Languren, das Affen abschrecken soll, in einem Waldgebiet in Neu-Delhi.
Ein Pappschild eines Languren, das Affen abschrecken soll, in einem Waldgebiet in Neu-Delhi.Manish Swarup/AP

Das Gipfeltreffen wird in einem renovierten Kongress- und Ausstellungszentrum, das größer als das australische Sydney Opera House ist, stattfinden. 27 Milliarden Rupien (umgerechnet 326 Millionen US-Dollar) hat die indische Regierung in die Renovierung investiert. In der ganzen Stadt hängen Plakate mit dem G20-Logo. Skulpturen, Brunnen und Kreisverkehre werden mit Blumen geschmückt. An den Bäumen hängen Lichter, um sie nachts zum Leuchten zu bringen. Eisenbahnbrücken und Unterführungen wurden umgestaltet und Wandgemälde von hinduistischen Göttern angebracht.

G20-Gipfel in Indien: Modis Ruf steht auf dem Spiel

Am Samstag und Sonntag, wenn die Gipfelgäste im Zentrum Neu-Delhis aufeinandertreffen, werden Schulen, Banken und alle Regierungsbehörden geschlossen bleiben. Die Grenzen zu den Nachbarstaaten werden an beiden Tagen ebenfalls geschlossen bleiben. Mehr als 100.000 Polizisten und Streitkräfte sollen mit KI-basierten Kameras, schwerer Artillerie, Kampfjets, Drohnen und Spürhunden für Sicherheit sorgen.

Gegenüber Bloomberg sagte Michael Kugelman, Direktor des Südasien-Instituts am Wilson Center in Washington: „Bei diesem G20-Gipfel steht für Modi enorm viel auf dem Spiel.“ Tödliche religiöse Unruhen und mehrere Imperien sind nur ein Teil von Delhis Geschichte. Proteste zu Themen, die die indische Bevölkerung bewegen, werden von der Polizei mit allen Mitteln versucht zu verhindern. Beispielsweise die ethnische Gewalt im nordöstlichen Bundesstaat Manipur.

Ein reibungsloser Ablauf des Gipfels könnte nicht nur Modis Ruf als kompetenter Regierungschef stärken. Auch seine Partei, die Bharatiya Janata, könnte davon profitieren. In Indien stehen in diesem Jahr fünf Landtagswahlen an. Laut Kugelman liegt Modis Fokus nicht nur auf außenpolitischen Zielen und nationalen Interessen, auch innenpolitische Themen seien ihm wichtig.

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