„Wir reden, aber handeln nicht“

Neuer Lithium-Fund im Osten: Verpennt Deutschland schon wieder seine Zukunft?

43 Millionen Tonnen Lithium liegen unter der Altmark in Sachsen-Anhalt. Forscher warnen: Wenn Deutschland wieder zaudert, ist die Chance vertan.

Bergwerk im Erzgebirge. Ostdeutschland könnte mit dem Lithium-Fund in der Altmark bei der Gewinnung wichtiger Rohstoffe eine entscheidende Rolle spielen.
Bergwerk im Erzgebirge. Ostdeutschland könnte mit dem Lithium-Fund in der Altmark bei der Gewinnung wichtiger Rohstoffe eine entscheidende Rolle spielen.Rainer Weisflog/imago

Mitten in Sachsen-Anhalt, tief unter der Erde, liegt womöglich einer der größten Lithium-Schätze Europas. Nach Angaben des Energieunternehmens Neptune Energy wurden in der Altmark im August rund 43 Millionen Tonnen Lithiumcarbonat entdeckt – die chemische Form, in der Lithium gespeichert und gehandelt wird. Der Fund könnte eine Wertschöpfung von bis zu 6,4 Milliarden Euro und rund 1500 neue Arbeitsplätze bringen.

Für Ostdeutschland könnte der Fund zu einem echten Zukunftsprojekt werden. In Leipzig produziert BMW Elektroautos, Volkswagen ist mit Standorten in Zwickau, Dresden und Chemnitz vertreten. Das Lithium aus der Altmark wäre damit ein Rohstoff vor der Haustür. Neptune Energy testet derzeit, wie sich das Lithium aus dem bis zu 4000 Metern tiefen Thermalwasser gewinnen lässt. „Bis Mitte 2026 soll die Technologie validiert sein“, sagt CEO Andreas Scheck. „Die industrielle Förderung könnte in den frühen 2030er Jahren beginnen.“

Derzeit ist Deutschland bei Lithium fast vollständig von Importen abhängig. Die EU erwartet, dass der Bedarf bis 2030 zwölfmal, bis 2050 sogar einundzwanzigmal so hoch sein wird wie heute. Nutzt Deutschland also diesmal seine eigenen Ressourcen – oder droht das Projekt an technologischen, politischen oder gesellschaftlichen Hürden zu scheitern?

Berliner Zeitung

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