Autoverleih

Mietwagen knapp und teuer: Das droht Reisenden im Sommerurlaub

Die Preise für Mietautos sind stark gestiegen, teils um über 200 Prozent. Wer jetzt noch einen Wagen für den Sommerurlaub braucht, sollte sich beeilen.

Mietwagen-Firmen fehlen Autos. Urlauber müssen in ganz Europa mit einem geringeren Angebot auskommen.
Mietwagen-Firmen fehlen Autos. Urlauber müssen in ganz Europa mit einem geringeren Angebot auskommen.imago

Viele werden es bereits im Osterurlaub gemerkt haben: Die Mietwagenpreise sind erneut stark gestiegen, hinzu kommt, dass das Angebot bei vielen Verleihern eingeschränkt ist. Auf Mallorca waren in einigen Teilen der Insel kurz vor den Feiertagen selbst die teuren Modelle komplett ausgebucht. Eine Entspannung sei nicht in Sicht, heißt es von Marktbeobachtern. „Wir gehen davon aus, dass die Anzahl verfügbarer Autos frühestens Anfang 2024 wieder das Vorkrisenniveau erreichen wird“, sagt Frieder Bechtel von billiger-mietwagen.de. In den Pfingst- und Sommerferien müssen Urlauber gar mit erneut steigenden Preisen rechnen.

„Vermietern bietet sich keine Chance, aktuell eine gewohnt große Flotte aufzubauen. Sie stellen daher derzeit ein signifikant geringeres Angebot an Mietwagen zur Verfügung“, sagt auch Kai Sannwald, Geschäftsführer des Mietwagen-Veranstalters Sunny Car. Das treibe die Preise. So sei der Fahrzeugbestand an Mietautos auf Mallorca oder in Portugal derzeit im Schnitt halb so groß wie vor der Pandemie. Weltweit sei der Mietwagenbestand laut billiger-mietwagen.de seit Corona um 22 Prozent gesunken. Die gleichzeitig stark ansteigende Nachfrage, weil wieder mehr Menschen nach einer langen Corona-Pause verreisen wollen, führt zu einem Ungleichgewicht.

Autovermieter bekommen keine neuen Autos

Dass das Fahrzeugangebot derzeit so knapp ist, hat seine Gründe: Zu Anfang der Corona-Pandemie haben Vermieter ihre Fahrzeugflotte massiv verkleinert, weil die Nachfrage wegbrach. Dass Mietwagenverleiher kein dauerhaftes Kontingent besitzen, ist üblich. Normalerweise schließen sie mit den Herstellern Kurzzeitverträge und geben die Autos dann mit nur wenigen gefahrenen Kilometern zurück. Die Hersteller wiederum können sie als junge Gebrauchte weiterverkaufen. Das war bislang ein gut funktionierendes System, zudem bekamen Vermieter Rabatte von den Herstellern und konnten jeweils nur so viel ordern, wie sie saisonabhängig weitervermieten konnten.

Doch dann kamen Lieferengpässe und mit ihm der Chipmangel. Nach Angaben des europäischen Autohersteller-Verbandes ACEA wurden im vergangenen Jahr 25 Prozent weniger Neuwagen in der EU ausgeliefert als 2019. Als nun die Nachfrage nach Mietwagen wieder anstieg, konnten die Hersteller die Anfragen der Verleiher nach neuen Autos nicht mehr bedienen. Denn auch die Kauflust von Privatkunden hinsichtlich Neuwagen war ungebrochen hoch. Da die Hersteller hier mehr Gewinn erzielen, gehen die Wagen zuerst in den normalen Verkauf. Bekommen Vermieter dennoch Wagen, müssen sie mehr zahlen.

Experte: Mietwagenpreise werden nicht auf Vor-Corona-Niveau sinken

„Viele Vermieter kalkulieren bei der Autobestellung zurzeit eher vorsichtig“, sagt Bechtel. Schließlich weiß niemand, ob im Herbst die nächste Corona-Welle kommt und zu einem erneuten Einbruch im Reisemarkt führt. Zusätzlich muss die Branche damit rechnen, dass die Anzahl der Geschäftsreisen nicht wieder das Vor-Corona-Niveau erreichen wird – Onlinemeetings sind zu einer gangbaren Alternative geworden. Auch das werde sich nachhaltig auf den Preis von Mietwagen für Privatkunden auswirken, schätzt Bechtel. „Der Freizeitmarkt muss das ausgleichen, was den Vermietern im Geschäftsreisemarkt an Einnahmen wegbricht.“

Ohnehin glaubt der Branchenkenner nicht, dass die Mietwagenpreise überall wieder auf das Vor-Corona-Niveau sinken werden. Das gelte zum Beispiel für Spanien. „Preise von zehn bis zwanzig Euro pro Woche für einen Mietwagen auf Mallorca in der Nebensaison wird es so nicht mehr geben“, sagt Bechtel. „Solche Preise konnten sich ohnehin nur dann rentieren, wenn den Kunden am Schalter teure Zusatzprodukte verkauft wurden.“

Mietwagen so früh wie möglich buchen

Für den Sommerurlaub bedeutet die aktuelle Entwicklung also: So früh wie möglich buchen, da die Preise nach Ansicht der Experten kaum sinken werden und das Angebot noch länger knapp bleibt. Das sei besonders wichtig für diejenigen, die ein beliebtes Reiseziel ansteuern, so Sannwald. „Sehen Sie sich auf keinen Fall erst vor Ort nach einem Wagen um. Denn dann ist momentan die Wahrscheinlichkeit wirklich groß, dass Sie mit leeren Händen dastehen. Oder sehr, sehr tief in den Geldbeutel greifen.“ Preise und Auswahl hängen auch von der Urlaubsdestination ab. Während ein Mietwagen pro Tag im Schnitt auf Mallorca laut einer Auswertung von Billiger Mietwagen beispielsweise zurzeit 80 Euro kostet, leihen Vermieter in Malaga ihre Wagen im Schnitt für rund 50 Euro pro Tag – Festland ist günstiger als Insel.

Kunden sollten sich zudem bereits bei der Onlinebuchung genau überlegen, was für einen Mietwagen und welche Zusatzprodukte in Form von Versicherungen oder einem zusätzlichen eingetragenen Fahrer sie brauchen. „Upgrades vor Ort kosten ungleich mehr“, sagt Bechtel. Kunden sollten beim Gespräch am Schalter standhaft bleiben und alles ablehnen, was sie nicht wirklich möchten.