Wirtschaft

Hungrig: Lieferdienst bekommt frisches Kapital von Investoren

Knuspr-Mutterunternehmen Rohlik sammelt insgesamt 160 Millionen Euro ein. Der Online-Supermarkt will die Nummer eins in Europa werden.

Der Lieferdienst Knuspr gehört zu Rohlik.
Der Lieferdienst Knuspr gehört zu Rohlik.Emmanuele Contini

Das tschechische Unternehmen Rohlik, zu dem auch der neuerdings in Berlin tätige Lebensmittel-Lieferdienst Knuspr gehört, hat eine weitere Finanzierungsrunde abgeschlossen. Nach eigenen Angaben bekam das Unternehmen dabei insgesamt 160 Millionen Euro von neuen und bestehenden Investoren. Wichtigster Geldgeber ist dabei die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung, weitere Investoren sind Sofina, Index Ventures, Quadrille und TCF Capital. „Die neue Finanzierungsrunde wird unser Wachstum beschleunigen und ermöglicht die Eröffnung neuer Logistikstandorte in 15 Städten“, sagt Rohlik-Chef und -Gründer Tomáš Čupr.

Rohlik wurde 2014 in Prag gegründet und expandierte danach schnell in der gesamten Republik. Ab 2020 ging das Unternehmen unter anderem nach Ungarn, Österreich, Rumänien und Italien. Mittlerweile habe man sich mit mehr als 800.000 Kunden als „einer der führenden Online-Supermärkte in Europa“ etabliert, heißt es bei Rohlik. Im vergangenen Jahr wurden den Angaben zufolge monatlich etwa eine Million Bestellungen ausgeliefert. Der Umsatz wuchs um 25 Prozent auf 700 Millionen Euro. In diesem Jahr soll die Milliarden-Marke geknackt werden. Für 2030 hat sich Rohlik einen Umsatz von zehn Milliarden Euro vorgenommen. In Tschechien, Ungarn und in München arbeite man bereits profitabel.

Tatsächlich ist das Wachstumspotenzial groß. Laut Prognosen der Unternehmensberatung McKinsey könnten bis 2030 in den europäischen Ländern bis zu 30 Prozent der Lebensmittel online verkauft werden. Daran will Rohlik nicht nur teilhaben, sondern die Nummer eins im Geschäft werden.

In Berlin ist Rohlik erst seit April über seinen deutschen Lieferdienst Knuspr im Geschäft. Ende 2023 hatten die Tschechen den 2016 von Kaisers Tengelmann gegründeten Lieferdienst Bringmeister samt Kundenkartei und Logistikzentrum in Schönefeld übernommen. Zwar ist in der Stadt immerhin ein Umsatzvolumen von einer halben Milliarde Euro zu verteilen, doch ist die Konkurrenz auch größer als anderswo. Hier muss sich Knuspr gegen Marktführer Rewe, Flaschenpost, Wolt, Amazon fresh und neuerdings auch den niederländischen Lieferdienst Picnic behaupten.

Letztgenannter will ebenfalls an die Spitze und verzichtet dafür als bislang einziger Online-Supermarkt auf Versandkosten. Das Unternehmen kam im vergangenen Jahr bereits auf einen Umsatz von 1,25 Milliarden Euro, wovon 400 Millionen in Deutschland erwirtschaftet wurden. Erst zu Jahresbeginn hatte Picnic von Investoren 355 Millionen Euro bekommen. Der größte Teil kam von Lebensmittelhandel-Marktführer Edeka.