Der deutsche Hersteller des berühmten Kräuterlikörs Jägermeister hat die Importe nach Russland offiziell schon im letzten Jahr gestoppt. Inoffiziell können die Fans ihn allerdings an vielen Stellen in Russland kaufen. Stichwort Parallel-Importe.
Nun hat die russische Brennerei und Wodka-Hersteller Kristall aus Kaluga die Regierung in Moskau gebeten, die Parallel-Importe des deutschen Kräuterlikörs Jägermeister zu verbieten. Wie die russische Nachrichtenagentur Interfax berichtet, habe die Brennerei einen Brief an die Behörden gesandt mit der Bitte, Jägermeister Bitter von der zugelassenen Warenliste für Parallel-Importe auszuschließen.
Jägermeister in Russland: Billige Nachahmung oder echte Alternative?
Seine Verbotsforderung für Jägermeister argumentiert die Kristall damit, dass die Deutschen „eine illegale Bereicherung auf Kosten des russischen Betriebs anstreben und diesem nicht nur materiellen Schaden und Reputationsschaden zufügen“, sondern auch „die Sättigung des russischen Marktes mit inländischen Waren verhindern, die Einzelhandelspreise senken und neue Arbeitsplätze schaffen“. Es liest sich bizarr, und was steckt dahinter? Klar ist: Nach dem Rückzug des deutschen Produzenten aus Russland versucht die russische Brennerei, mit den neuen Likören unter den Marken Alter Heiler und König Heiler die Nische zu füllen.
Im Mai reichte die Mast-Jägermeister SE daher zwei Klagen in der Gesamthöhe von 500 Millionen Rubel (umgerechnet: 5,75 Millionen Euro) gegen die russischen Marken ein. Die Klage sei zum Schutz von Exklusivrechten eingereicht worden, geht aus den Gerichtsunterlagen hervor. Laut der angeklagten Seite behauptet der deutsche Hersteller, Kristall nutze seine durch internationale Patente geschützten Marken illegal: Das Etikettendesign der russischen Liköre wiederhole das Design der deutschen Flaschen nach. Noch früher, im Dezember 2022, hatte sich Kristall beim russischen Föderalen Antimonopoldienst über den deutschen Hersteller beschwert, weil dieser die Liköre aus Kaluga als „gefälscht“ bezeichnet haben soll. Die Behörde hatte den Jägermeister-Hersteller damals verwarnt.
Mindestens 28 Russen nach Cider-Konsum gestorben
Wie kann der Streit enden? Das Gesetz zu Parallel-Importen, das Wladimir Putin im Juni des letzten Jahres unterzeichnet hatte, schützt russische Unternehmen von der Haftung, wenn ein Urheberrechtsinhaber bzw. ausländischer Hersteller feststellt, dass bei den Parallel-Importen seine Rechte verletzt werden, und Klage erhebt. Die russischen Konsumenten reagieren dagegen in den sozialen Netzwerken auf die Verbotsversuche des Produzenten aus Kaluga nur mit Spott und Häme: Mindestens 28 Menschen sind in Russland zuletzt nach dem Konsum eines neuen Surrogat-Ciders gestorben, der ebenfalls als Ersatz der westlichen Marken gedacht wurde.


