In den sozialen Netzwerken werden die Menschen auf eine Technologie aufmerksam, die Gasheizungen mit Wärmepumpen versöhnt: die Gaswärmepumpe.
Eine Gaswärmepumpe ist eine Hybridheizung, die zwei Wärmequellen für die unmittelbare Heizung und die Warmwasserbereitung kombiniert. Sie nutzt das Prinzip der „normalen“ elektrischen Wärmepumpe, wird aber nicht mit Strom, sondern mit Erdgas oder Flüssiggas (Propan) betrieben. Sie kann zudem mit zwei Technologieansätzen arbeiten: mit der sogenannten Absorptionstechnologie, mit der übrigens der Potsdamer Platz gekühlt wird, oder einem gasbetriebenen Kompressor. Die erste Variante ist im Bereich der Kältetechnik schon mehrere Jahrzehnte verbreitet. Da das Gerät auch thermische Energie aus der Umgebungsluft, dem Erdreich oder dem Grundwasser nimmt, ist sie dadurch klimafreundlicher als die konventionellen Gasheizungen.
Was seltsamerweise nie diskutiert wird ist die Gaswärmepumpe, welche das Prinzip der Wärmepumpe nutzt, aber nicht mit Strom, sondern Gas (Gasnetz oder Flüssiggas) betrieben wird. Das Problem der höheren Vorlauftemperaturen (Altbau) ist damit kein Thema.
— Künstliche Intelligenz (@1234Fit) June 12, 2023
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Sollte das geplante neue Gebäudeenergiegesetz (GEG) zum 1. Januar 2024 in Kraft treten, wird die Gaswärmepumpe allerdings gegenüber den klimafreundlicheren Technologien benachteiligt werden. Das Gerät könnte jedoch in einzelnen Fällen als Hybridheizung erlaubt werden und später auch mit Wasserstoff oder Biogas betrieben werden – und somit eine Alternative zu Wärmepumpen werden, oder?
Heizungstausch: „Mit Gaswärmepumpen können höhere Vorlauftemperaturen erzeugt werden“
„Gaswärmepumpen sind in der Tat hocheffizient und können ihre Vorteile gerade in Bestandsgebäuden gut ausspielen, da sie im Direkt-Heizbetrieb von der effizienten Brennwerttechnik profitieren“, kommentiert eine Sprecherin beim Verband Zukunft Gas, der die Interessen der deutschen Gas- und Wasserstoffwirtschaft vertritt. „Damit können sehr viel höhere Vorlauftemperaturen erzeugt werden als bei elektrischen Wärmepumpen.“
Damit wäre es beispielsweise nicht nötig, im Altbau eine Fußbodenheizung einzubauen, um im Winter auf die benötigten Temperaturen zu kommen – anders als beim Einbau einer Elektrowärmepumpe, betont die Verbandssprecherin. Im Kontext der erneuerbaren Wärmewende könnte die Gaswärmepumpen-Technologie anstatt mit Erdgas auch mit neuen Gasen, also Wasserstoff oder Biogas, betrieben werden, bestätigt sie. „Aktuell wird dieses Potenzial aber seitens der Politik noch nicht erkannt. Die Technologie wird derzeit in keinem der bestehenden Programme gefördert. Das führt zu vergleichbar hohen Kosten gegenüber anderen Technologien.“
Die Kosten sind in der Tat hoch. Das Gerät alleine kostet zwischen 14.000 bis 18.000 Euro, dazu kommen noch die Bohrungen und die Installation, also können am Ende locker zwischen 20.000 und 35.000 Euro Investitionskosten zu Buche schlagen. Der Wasserstoff als Energieträger für die Heizung wird von der Bundesregierung zwar als künftige Option gesehen, doch in der Expertengemeinschaft gilt er noch lange nicht als eine kostengünstige Alternative zum Strom.
Energieberater: Keine signifikante Verbreitung der Gaswärmepumpen
Die Hersteller hätten in den letzten Jahren bei den Gaswärmepumpen sowohl die Absorptions- als auch die Motortechnologie weiterentwickelt, um die Effizienz der Gasverbrennung weiter zu steigern, kommentiert der Energieberater bei der Verbraucherzentrale Brandenburg, Oliver Buchin. Die Technik sei aber komplexer als reine Gasbrennwertgeräte oder elektrisch angetriebene Wärmepumpen. „Es lässt sich etwa ein Drittel der Energie aus der Umwelt generieren, zwei Drittel sind weiterhin fossil. Die teuren Geräte sind eher für den Grundlastbetrieb gedacht und können dann wirtschaftlich arbeiten, das heißt, in Bereichen mit dauerhaften Wärmelasten, z.B. in Krankenhäusern oder Schwimmbädern“, urteilt Buchin. Im Wohngebäudebereich gebe es auch einige Pilotinstallationen.
Aber darüber hinaus seien die Geräte kaum verbreitet, denn den geringeren Kosten für den Brennstoff hätten immer die sehr hohen Investitionskosten gegenübergestanden. „Es sind einige Hersteller wieder aus der Technologie ausgestiegen, und für die Kunden war es dann problematisch, Wartung und Service zu erhalten.“ Der Energieberater ist sich sicher: Daher werde es auch zukünftig keine signifikante Verbreitung der Geräte geben. Zudem wird der Wasserstoff zumindest in den nächsten Jahren deutlich teurer als Erdgas sein.
Habecks Wirtschaftsministerium: „Förderung von Wasserstoff macht bisher keinen Sinn“
Das Wirtschaftsministerium von Robert Habeck bestätigt auf Anfrage die Absicht, auch weiterhin keine Gasheizungen und Ölheizungen fördern zu wollen, selbst wenn sie auf Wasserstoff umrüstbar sind. „Wasserstoff ist derzeit und auch absehbar nicht in ausreichender Menge vorhanden, sodass eine bisherige Förderung keinen Sinn macht. Wie eine künftige Förderung aussieht, wird derzeit erarbeitet“, sagt die Ministeriumssprecherin Susanne Ungrad. Ob das Prinzip der proklamierten Technologieoffenheit bei der Gestaltung der Wärmewende dann noch gilt? Der Vorwurf treffe nicht zu, widerspricht Ungrad, zumal Biomasse gefördert werde.
Der Verband Zukunft Gas setzt sich nach eigenen Worten trotzdem weiterhin dafür ein, dass die Regeln für die Gasnetze im GEG so geändert werden, dass Wasserstoff zu einer echten Option werden könnte. Man benötige Klarheit und ein ernst gemeintes Konzept, dass das Angebot der Heizgeräteindustrie für wasserstofffähige Anlagen berücksichtige, merkt die Verbandssprecherin von Zukunft Gas an. „In seiner jetzigen, vom Kabinett verabschiedeten Form stellt der GEG-Entwurf jedes Jahr Hunderttausende Heizungskunden weiterhin vor ungeklärte Fragen und unabsehbare finanzielle Belastungen.“ Um soziale Härten bei der Wärmewende abzufedern, müsse das GEG endlich mit den angekündigten Förderkonzepten flankiert werden.



