Schon im Frühjahr 2022 hatte Volkswagen (VW) als Antwort auf die russische Invasion in die Ukraine die Autoproduktion im Werk von Kaluga gestoppt. Im Mai dieses Jahres wurde das Werk zusammen mit anderen Vermögenswerten des deutschen Konzerns an die neu gegründete russische Firma Art-Finance verkauft. Der frühere offizielle Autohändler der VW-Marken, Avilon, steht nach VW-Angaben hinter dem neuen Eigentümer.
Nun wird klar: Das Werk in Kaluga wird nicht mehr lange stillstehen. Die Automobilproduktion könnte noch in diesem Jahr beginnen, verkündete der russische Vizepremierminister und Minister für Industrie und Handel, Denis Manturow, am Dienstag. Die Produktion von Autos in der ehemaligen Mercedes-Benz-Anlage in der Region Moskau, die nach dem Verkauf im März dem russischen Autohändler Avtodom gehört, könnte dagegen nach Angaben von Manturow im nächsten Jahr aufgenommen werden. Manturow stellte klar, dass der zweite Standort gesondert für Personenkraftwagen vorbereitet werde. „Ich hoffe, dass meine Kollegen ihre Vereinbarungen mit den ausgewählten Industriepartnern abschließen und im nächsten Jahr mit der Produktion beginnen werden“, sagte der russische Industrieminister den Reportern.
Volkswagen verkauft Werk ohne Rückkaufoption – Mercedes-Benz schließt Rückkauf nicht aus
Die Berliner Zeitung berichtete zuvor, dass Mercedes-Benz seine früheren Autohändler komplett von der Software abgekoppelt hatte. Ohne diese Software wird die Reparatur und Wartung von bereits verkauften Autos schwerer. Die IT-Systeme von Volkswagen stehen dem neuen Käufer noch zum Ende des Jahres zur Verfügung. Volkswagen hat sein Werk in Russland nach Angaben des Ministeriums für Industrie und Handel ohne Rückkaufoption verkauft, Mercedes-Benz dagegen schon. Diese Rückkaufoption ermöglicht es dem ehemaligen Eigentümer, die verkauften Anlagen unter Umständen zu festgelegten Bedingungen zurückzukaufen.
Zuvor hatte der stellvertretende Gouverneur der Region Kaluga, Wladimir Popow, versichert, dass das ehemalige Volkswagen-Werk in der Region nicht auf Möbelproduktion umgestellt werde. Er dementierte somit die in den sozialen Medien verbreiteten Informationen, dass die Werksmitarbeiter sich an nicht zum Kerngeschäft gehörenden Aktivitäten beteiligen müssen. Der Staatsduma-Abgeordnete von der Regierungspartei Einiges Russland, Gennadi Skljar, erklärte Anfang Juli den Journalisten, dass „ein chinesischer Hersteller“ die Produktion in Kaluga zum Ende des Jahres aufnehmen werde. Die Modelle seien bereits identifiziert, die Vorbereitungsarbeiten würden laufen, ein chinesisches Unternehmen steige ein, sagte Skljar.
Ehemaliges Volkswagen-Werk in Kaluga: Chinesische Autos in Russland auf dem Vormarsch
Das russische Autoportal Autonews.ru berichtete seinerseits unter Berufung auf ungenannte Quellen über eine Einigung zwischen dem neuen Eigentümer Art-Finance und dem chinesischen Autokonzern Chery Automobile über die Produktion von Limousinen unter der neuen Marke Omoda S5. Das neue Auto soll ein Ersatz für die Volkswagen Polo-Limousine sein, die zuvor in Kaluga produziert wurde.


