Der britische Ökonom Adam Tooze ist ein eingreifender Intellektueller. Derzeit ist er gern gesehener Gast in Polit-Talkshows, seine profunde Meinung zu den Ursachen der deutschen Wirtschaftskrise und den globalen Kräfteverschiebungen ist gefragt. Wir sprachen mit ihm in Berlin-Schöneberg.

<em>Herr Tooze, Sie haben den deutschen Finanzminister jüngst als gefährlichsten Mann Europas bezeichnet. Warum haben Sie solche Angst vor Christian Lindner?<br></em><br>Angst? Man muss nicht unbedingt mit Angst auf Gefahr reagieren. Ich halte den zwanghaften Versuch, die Schuldenbremse einzuhalten, schlecht für Deutschland. Sie ist eine Bedrohung des Wohlstands, der Funktionsfähigkeit des Staates – Stichwort <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/digitalisierung">Digitalisierung</a> –, des gesellschaftlichen Zusammenhalts und der intergenerationalen Gerechtigkeit. Die Neoliberalen argumentieren immer wieder völlig falsch: Sie behaupten, wir dürfen unseren Kindern keine Schulden aufbürden, dafür sollen die Kinder dann auf Investitionen in Bildung und Infrastruktur verzichten. Das ist absurd.

Adam Tooze (56) ist ein britischer Wirtschaftshistoriker. Im Alter von sechs Jahren zog er mit seiner Familie von London nach Heidelberg. Er studierte an der FU Berlin und am King’s College in Cambridge. Seit 2006 lehrt er Wirtschaftsgeschichte, zunächst in Cambridge, später in Yale und an der Columbia-Universität. Sein 2006 veröffentlichtes Buch „Ökonomie der Zerstörung. Die Geschichte der Wirtschaft im Nationalsozialismus“ gilt als Standardwerk. Zu seinen weiteren Veröffentlichungen zählen „Crashed. Wie zehn Jahre Finanzkrise die Welt verändert haben“ und „Welt im Lockdown. Die globale Krise und ihre Folgen“. Tooze ist häufiger Gast in deutschen Talkshows wie Markus Lanz oder Maybrit Illner und schreibt regelmäßige Beiträge in Financial Times, The New Statesman und Foreign Policy.

Zur Person

Wir wollen offen darüber reden: Wer ist arm und wer ist reich? Dazu gewähren Berliner Einblicke in ihre persönlichen Verhältnisse. Die neue Serie „Ab wann bin ich arm?“, Teil 1.

Ab wann bin ich arm? Berliner Rentnerin (72): „Bei 1000 Euro Miete bleiben nur 50 Cent fürs Mittagessen“

Wir wollen darüber reden: Wer ist arm und wer ist reich? Berliner gewähren Einblicke in ihre persönlichen Verhältnisse. Die neue Serie „Ab wann bin ich arm?“ Teil 2.

Berliner Händler (55): „Ich acker und acker und habe trotzdem nichts davon“

„Ein Skandal“: Britischer Ökonom fordert die Bundesregierung heraus

Die Wunden der Euro-Krise sind nicht verheilt, sagt Adam Tooze im Interview. Den Abstand zu China wird Europa nicht verringern können: Was kann man aber tun?

16:9

Berlin

Politik

Ukraine

Europa

Bundesregierung

China

Robert Habeck

title-selection-data

SPD: „Nachdem man Martin Hikel zerstört hat, hat man nun die nächste Vorsitzende zerstört“

Neuer SPD-Showdown: Auch die zweite Parteichefin zerstört 

Sie hat es versucht, doch sie hatte keine Chance. Berlins SPD-Vorsitzende ist am Sonnabend bei dem Versuch gescheitert, in ihrem Heimatbezirk Reinickendorf eine einigermaßen aussichtsreiche Position für die Abgeordnetenhauswahl im kommenden Herbst zu ergattern. Für die 50-Jährige war dies eine persönliche Niederlage – für ihre Partei die nächste Demütigung ihres Spitzenpersonals.

Die Sozialdemokraten liegen zehn Monate vor der Wahl nur auf Platz 5. Dennoch wurde nach Hikel jetzt auch Nicola Böcker-Giannini bei der Kandidatenaufstellung gedemütigt und kaltgestellt.

Sport

Neukölln

Franziska Giffey

Reinickendorf

Bezirke

Bundespolitik

Ich hätte nie gedacht, dass mir Angela Merkel als Kanzlerin einmal fehlen würde

Merz vs. Merkel: Wie Deutschlands Kanzler Vertrauen, Wirtschaft und CDU ruiniert

Friedrich Merz hat gerade mal wieder <a data-li-document-ref="10006811" href="https://www.replace-delivery-host.com/artikel/die-endphase-des-ukraine-krieges-hat-begonnen-und-europa-schaut-zu-10006811">einen seiner spektakulären Fehltritte hingelegt</a>. Zwei Wochen ließ seine Regierung einen Friedensplan für die Ukraine in einer Schublade oder einem Bundesamt versauern – zwei Wochen, in denen hunderte Menschen verletzt oder getötet wurden.

Angela Merkel wurde vor 20 Jahren Kanzlerin, Merz versagt heute spektakulär. Seine Umfragewerte stürzen ab, die CDU ist führungs- und ziellos. Wie lange soll das noch so gehen?

B+ plus

Der <a target="_blank" rel="nofollow" href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/ukraine">Ukraine</a> geht das Geld aus. Die <a target="_blank" rel="nofollow" href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/eu-kommission">Europäische Kommission</a> geht davon aus, dass die Regierung in Kiew in den kommenden zwei Jahren weitere 135 Milliarden Euro benötigt. Damit die ukrainische Armee weiter im Abnutzungskrieg mit <a target="_blank" rel="nofollow" href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/russland">Russland</a> bestehen kann, braucht sie zusätzliche 83 Milliarden Euro, und um die weitgehend zerstörte Wirtschaft aufrechtzuerhalten, müssten zudem 52 Milliarden Euro nach Kiew fließen. Das geht aus einem Brief der EU-Kommissionspräsidentin <a target="_blank" rel="nofollow" href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/ursula-von-der-leyen">Ursula von der Leyen</a> hervor, den sie diese Woche an die Mitgliedstaaten verschickte.

Die Ukraine steht vor der Pleite. Die EU will Kiew stur weiter mit Waffen versorgen. Doch die Finanzierung scheint zu scheitern. Wenden sich Investoren von Europa ab?

Ukraine: Trotz Korruption sollen Milliarden aus der EU fließen

Internationales

Geopolitik

Russland

EU-Kommission

Belgien

Deutschland betreibt gegenüber <a href="https://www.berliner-zeitung.de/topics/afghanistan">Afghanistan</a> eine prinzipiengeleitete Arbeitsverweigerung. Und das, obwohl es dort nach zwanzig Jahren Intervention einen politischen und wirtschaftlichen Trümmerhaufen hinterlassen hat. Deutschland verweigert genau jene Kooperation, die nötig wäre, um Abschiebungen, Sicherheitspartnerschaften oder wirtschaftliche Stabilisierung in Afghanistan überhaupt erst möglich zu machen.

Die Bundesregierung fordert Rückführungen, verweigert aber jede Kooperation mit Kabul. Deutschlands Afghanistanpolitik basiert auf Illusionen. Eine Analyse.

Die große Afghanistan-Illusion: Eine Politik, die sich selbst belügt

Stil

Berlin wählt

Gaza

„Populisten legen die Axt an die Fankultur“: Fußballfans protestieren deutschlandweit

Bundesweiter Fan-Protest: Warum Fußballfans vor der Innenministerkonferenz schweigen

In ganz Deutschland haben sich Fußballfans in den Stadien gegen geplante Maßnahmen der Politik gewehrt. So haben Anhänger in der Ersten und Zweiten Bundesliga bei den Partien am Nachmittag mit Schweigen und Plakaten protestiert. Ihren Unmut vor der Innenministerkonferenz vom 3. bis zum 5. Dezember in Bremen haben sie etwa durch ihre Gesänge demonstriert. So stimmten die organisierten Fans ihre Gesänge in allen Stadien erst nach der zwölften Minute an, also für den zwölften Mann. Dieser steht für die Fans hinter der Mannschaft.

Innenminister Dobrindt mit der Axt in der Hand: Das haben Besucher im Olympiastadion am Freitagabend gesehen. Warum es in ganz Deutschland zwölf Minuten lang still in den Stadien war.

„Ein Skandal“: Britischer Ökonom fordert die Bundesregierung heraus

Mit einem Abo weiterlesen

Lesen Sie mehr zum Thema