Die Bundesregierung finanziert eines der ersten groß angelegten Lithium-Projekte in Deutschland mit: Bis zu 150 Millionen Euro aus dem neuen Rohstofffonds fließen in das Vorhaben des australischen Konzerns Vulcan Energy. Ab 2028 will das Unternehmen nach eigenen Angaben im Oberrheingraben Lithiumhydroxid für Batterien gewinnen. Die Bauarbeiten laufen bereits, teilte Vulcan Energy zu Wochenbeginn mit.
Die Berliner Zeitung hat das Wirtschaftsministerium von Katherina Reiche (CDU) unmittelbar nach der Projektmeldung gefragt, warum bei einem strategisch so wichtigen Rohstoff kein deutsches Unternehmen beteiligt ist. Reiche selbst bezeichnete das Lithium-Projekt als Baustein der „nationalen Resilienz“, der Deutschlands Abhängigkeit von China reduzieren soll. Tage später liegt die Antwort vor.
Lithium-Förderung in Deutschland ohne einheimische Unternehmen: Was das Wirtschaftsministerium dazu sagt
Darin verweist das Wirtschaftsministerium zunächst auf die geopolitische Lage: Stabile Rohstofflieferketten seien „eine Frage der Wirtschaftssicherheit“, heißt es aus dem Haus von Reiche. Deshalb setze man bei kritischen Materialien wie Lithium bewusst auf Diversifizierung und damit auf Partnerschaften mit Ländern wie Australien, das laut dem Ministerium verlässliche Lieferketten und technologische Expertise bietet.
Konkrete Gründe, warum kein deutsches Unternehmen beteiligt ist, nennt das Ministerium jedoch nicht. Die Kernfrage der Berliner Zeitung bleibt somit unbeantwortet. Stattdessen betont das Schreiben die Bedeutung des neuen Rohstofffonds, über den sich deutsche Firmen künftig mit Eigenkapital an Projekten beteiligen könnten. Die Beteiligung des Bundes am Vulcan-Projekt sei der „erste operative Schritt“ dieser Strategie.
Daneben deutet die Regierung an, dass technologische Faktoren eine Rolle spielen könnten: Die Direkt-Lithium-Extraktion (DLE), das Verfahren, das Vulcan Energy einsetzen will, sei in Deutschland „noch im Aufbau“. Tatsächlich gibt es bislang kaum heimische Unternehmen, die Tiefengeothermie, chemische Extraktion und Raffination in einer industriellen Prozesskette beherrschen. Internationale Anbieter wie Vulcan Energy oder Neptune Energy in der Altmark, ein Konzern mit Hauptsitz in London, sind hier deutlich weiter.
Lithium: Deutschland hat Vorkommen, aber keine Fördertechnologie
Dass Deutschland grundsätzlich über große Lithiumpotenziale verfügt, stellt das Ministerium selbst heraus. Allein in Zinnwald im Erzgebirge werden Hunderttausende Tonnen Lithium vermutet, weitere Lagerstätten liegen in Cinovec auf tschechischer Seite sowie im Oberrheingraben und in der Altmark. Gerade der letzte Fund in der Altmark gilt bisher als einer der größten in Europa. Doch auch dort treiben bislang überwiegend ausländische Entwickler die Projekte voran, darunter Neptune Energy.
Für Rohstoffexperten ist das ein bekanntes Muster: Deutschland hat Vorkommen, aber keine eigene Förderindustrie. Mehrere Fachleute wie Michael Schmidt von der Deutschen Rohstoffagentur (DERA) warnen seit Jahren, dass die Bundesrepublik Gefahr laufe, bei Schlüsseltechnologien der Energiewende erneut von internationalen Unternehmen abhängig zu werden, ähnlich wie zuvor in der Batteriezellfertigung.


