Feuerwehr

Brand in Lichterfelde: Robert Habeck war mit Diehl-Chef in der Ukraine

Diehl Metal Applications ist vom Brand in Berlin-Lichterfelde betroffen. Auch Diehl Defence, deren Flugkörper Iris-T in der Ukraine eingesetzt werden, hatte dort einst ein Büro.

Am Freitag ist auf dem Gelände des Unternehmens Diehl Metall in Lichterfelde ein Feuer ausgebrochen. Was ist über das Unternehmen bekannt?
Am Freitag ist auf dem Gelände des Unternehmens Diehl Metall in Lichterfelde ein Feuer ausgebrochen. Was ist über das Unternehmen bekannt?Christoph Soeder/dpa

Auf einem Firmengelände in Berlin-Lichterfelde ist am Freitagnachmittag ein Feuer ausgebrochen. Die Feuerwehr warnte vor starker Rauchentwicklung mit giftigen Gasen rund um das Areal, denn auch Chemikalien seien von dem Brand betroffen.

Wie die Feuerwehr ebenfalls bestätigte, handelt es sich bei dem Unternehmen in der Straße Am Stichkanal um Diehl Metal Applications (Diehl Metall), eine Tochterfirma der in Nürnberg ansässigen deutschen Unternehmensgruppe Diehl. Auch eine weitere Tochterfirma, Diehl Defence, soll ein Büro in der Straße gehabt haben.

(Anm. d. Redaktion: In der früheren Version dieses Textes hieß es, dass Diehl Defence laut Google-Karten ein Büro in der Straße Am Stichkanal hat. Nach Veröffentlichung dieses Textes ist diese Adresse allerdings nicht mehr auf den Google-Karten zu finden, sondern nur noch in Adressportalen. Laut einer Pressemitteilung befindet sich ein neues Büro von Diehl Defence am Potsdamer Platz).

Laut Website ist Diehl Metall „führend im Bereich der klassischen Metallverarbeitung“, arbeitet aber auch mit „progressiven Zukunftstechnologien“, etwa im Bereich der Elektromobilität und des autonomen Fahrens. In dem vom Brand betroffenen Gebäude betreibt die Firma eine eigene Galvanik-Anlage zum Veredeln von Metalloberflächen. In dem Werk in Berlin soll es laut mehrerer Berichte nicht um Rüstungsproduktion gehen. Die Rüstungsproduktion von Diehl werde an anderen Standorten betrieben.

Das Handelsblatt informiert: „Nach Angaben des Diehl-Sprechers, Michael Nitz, handelt es sich um einen Galvanik-Betrieb, der vor allem Teile für die Automobilindustrie herstellt. Die Diehl-Gruppe ist ein großer Rüstungskonzern; im Berliner Werk seien jedoch keine Rüstungsgüter produziert worden, sagte Nitz.“

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Brand in Lichterfelde: Diehl Defence ist Entwickler von Flugkörpern Iris-T, die unter anderem an die Ukraine geliefert werden

Die Schwesterfirma Diehl Defence ist ihrerseits laut Website „führendes Systemhaus im Bereich der Luftverteidigung“ und arbeitet nach eigenen Angaben mit der Bundeswehr und internationalen Streitkräften zusammen. Diehl Defence liefert demnach „Hightech-Ausrüstung in den Bereichen bodengebundene Luftverteidigung, Lenkflugkörper, Munition, Trainings- und Schutzsysteme“ an seine Partner.

Dazu gehört auch die Ukraine. So produziert Diehl Defence unter anderem das Luftverteidigungssystem Iris-T SLM. Bis Mai 2023 hatte Diehl Defence zwei Einheiten des Systems an die Ukraine geliefert. Im November vergangenen Jahres plante das Verteidigungsministerium außerdem die Lieferung von vier weiteren dieser Feuereinheiten.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat zuletzt im September 2023 die Ankunft von zwei weiteren modernen Flugabwehrkomplexen Iris-T bekannt gegeben.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat zuletzt im September 2023 die Ankunft von zwei weiteren modernen Flugabwehrkomplexen Iris-T bekannt gegeben.Sebastian Gollnow/dpa

Laut dem Unternehmen ist das System auf die „Abwehr von Bedrohungen durch gegnerische Flugzeuge, Hubschrauber, Marschflugkörper und Drohnen auf eine Distanz von bis zu 40 km und einer Höhe von 20 km ausgelegt“. Es habe sich in der Ukraine bewährt; „laut Kundenaussagen“ habe das System „eine sehr hohe Trefferquote sogar in Angriffswellen mit über 12 Zielen erreicht“. Am Donnerstag hatte das russische Verteidigungsministerium über eine angebliche Zerstörung eines Luft-Luft-Lenkflugkörpers Iris-T in der Ukraine durch russische Streitkräfte berichtet.

Der Krieg in der Ukraine trug schon im Jahr 2022 zu einem Wachstum des Unternehmens bei. „Die gravierenden Veränderungen in der europäischen Sicherheitslage verstärken den stabilen Wachstumskurs des Teilkonzerns Defence“, heißt es auf der Website des Mutterkonzerns Diehl. Im Jahr 2022 konnte die Diehl-Gruppe ihren Umsatz demnach um 338,3 Millionen Euro steigern, das war ein Zuwachs von 10,7 Prozent im Vergleich zum Jahr 2021.

Die NZZ weist darauf hin: „Helmut Rauch, der Chef des Rüstungsunternehmens Diehl Defence, das die Flugabwehrsysteme Iris-T-SLM herstellt, hatte Mitte April den deutschen Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck nach Kiew begleitet. ‚Unser langfristiges Ziel ist natürlich, dass vor Ort in der Ukraine die Systeme selber gewartet werden können, repariert werden können und Ähnliches‘, sagte Rauch damals. Bisher habe Diehl drei Systeme an die Ukraine geliefert. Mithilfe des Systems wird Kiew geschützt. Ein viertes System werde sein Unternehmen in den kommenden Wochen liefern, sagte Rauch Mitte April. Weitere sollten noch in diesem Jahr folgen.“

Die FAZ hatte die Bahn-Reise von Przemysl (Polen) nach Kiew mit Habeck und Diehl-Chef Rauch folgendermaßen beschrieben: „Im Salonwagen steht, weil die Sitzplätze für die Delegation nicht ausreichen, auch Helmut Rauch, Chef des Waffenherstellers Diehl Defence aus Überlingen am Bodensee, ein Mann, dem man seine süddeutsche Dialektfärbung deutlich anhört. Dem Minister ist wichtig, dass die anwesenden Journalisten auch mitbekommen, was Rauch sagt. Es ist nicht allzu lange her, dass sich Politiker gleich welcher Partei mit Leuten wie ihm lieber nicht öffentlich zeigten. Aber Diehl stellt etwas her, was die Ukraine dringend braucht, und der deutsche Wirtschaftsminister wünscht sich, dass sie es auch bekommt: Luftabwehrsysteme des Typs Iris-T.“