Energiekrise

„Organisierter“ Blackout auch in Deutschland möglich? Bundesregierung kommentiert

Die britische Regierung bereitet sich bereits auf „organisierte Stromausfälle“ im Winter als Sparmaßnahme vor. Und die Bundesregierung? Wir haben nachgefragt.

Ein Passant läuft am Kanzleramt vorbei.
Ein Passant läuft am Kanzleramt vorbei.imago/photothek

Die Energiekrise trifft jedes Land anders. In Großbritannien könne es im Winter laut einem Bloomberg-Bericht wegen drohender Gasknappheit zu staatlich angeordneten Strom- und Gasausfällen für etwa vier Tage kommen – sowohl in der Industrie als auch in privaten Haushalten. Das wäre das britische „Worst-Case-Szenario“.

Dieses Szenario wollen die Briten allerdings mit allen Mitteln vermeiden, aber gewappnet will man auch sein. Und wie wappnet sich Deutschland für den Fall einer Notlage?

Organisierter Blackout „steht nicht zur Diskussion“

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz sieht aktuell keinen Anlass für Spekulationen über einen Stromausfall in Deutschland. „Die Bundesnetzagentur und die Übertragungsnetzbetreiber monitoren die Sicherheit des Stromversorgungssystems permanent, und aktuell gibt es keine Hinweise auf eine Gefährdung der Versorgungssicherheit und der Stabilität des Systems“, teilt die Sprecherin des Ministeriums, Susanne Ungrad, der Berliner Zeitung mit.

Auch ein staatlich organisierter Blackout steht laut Ungrad gerade „nicht zur Diskussion“. Denn Deutschlands elektrisches Energieversorgungssystem werde bereits mit zusätzlichen Kraftwerken abgesichert.

„Die Übertragungsnetzbetreiber prüfen in regelmäßigen ‚Stresstests‘ die Zuverlässigkeit und Stabilität der Übertragungsnetze“, gibt Ungrad weiter bekannt. Man habe von März bis Mai dieses Jahres angesichts des Ukraine-Krieges die Elektrizitätsversorgung für den kommenden Winter analysiert und Auswirkungen einer angespannten Lage auf den Energiemärkten und auf den Stromsektor in Deutschland und Europa berücksichtigt, so die Sprecherin.

Aber ist diese Sonderanalyse noch aktuell? Denn im Mai floss noch genügend Gas über Nord Stream 1 nach Deutschland. Mittlerweile lasse die Bundesregierung einen zweiten, zusätzlichen „Stresstest“ durchführen, lässt Ungrad weiter wissen. Demnach sollen die Übertragungsnetzbetreiber die Resilienz der Stromversorgung in nochmals verschärfteren Szenarien überprüfen.

„Dazu gehören zum Beispiel noch höhere Preisannahmen als im ersten Stresstest, ein noch gravierenderer Ausfall von Gaslieferungen und ein stärkerer Ausfall von französischen Atomkraftwerken“, so die Ministeriumssprecherin Ungrad.

Bayern jedoch besonders in Gefahr

Zudem nehme dieser zweite Stresstest die Sondersituation im Süden Deutschlands noch stärker in den Blick, insbesondere in Bayern. In Bayern ist die Lage speziell: Es gibt da zwar Gaskraftwerke, aber nur wenig Kohlekraftwerke, und das letzte Kernkraftwerk Isar 2 wird Ende des Jahres abgeschaltet. Gleichzeitig hat Bayern im Vergleich zu anderen Bundesländern zu wenige Windenergie-Anlagen. Der fehlende Netzausbau hat zudem zu einer erhöhten Abhängigkeit Bayerns von Stromlieferungen insbesondere aus Nord- und Ostdeutschland geführt.

Sollte ein Katastrophenfall eintreten, fügt Ungrad hinzu, würden dann die Regelungen und gesetzlichen Vorgaben des Katastrophenschutzes in Deutschland gelten und die Hinweise des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Jedoch gebe es aktuell keine Hinweise auf solche Szenarien, betont die Sprecherin und warnt damit indirekt vor weiteren Blackout-Spekulationen.