Die Zusage von Bundeskanzler Olaf Scholz, der Ukraine nun doch schwere Waffen zu liefern, könnte sich als nicht werthaltig erweisen. Der Botschafter der Ukraine in Deutschland, Andrij Melnyk, sagte der Berliner Zeitung: „Wir wissen nicht, ob es sich um ein Versehen handelt. Aber die Bundesregierung hat erst am Dienstag damit begonnen, nach Munition für die versprochenen Gepard-Panzer zu suchen. Wir wissen immer noch nicht, ob es überhaupt möglich ist, sehr rasch diese Munition für die Flak-Panzer zu bekommen. Ohne Munition sind die Geräte für uns natürlich wertlos.“
Zuvor hatte die Schweiz, aus der die Munition für die Panzer kommt, mitgeteilt, dass sie aus Neutralitätsgründen keine Munition für die Panzer aus den Beständen der Bundeswehr liefern werden. Melnyk: „Das Bundesverteidigungsministerium hat eine Anfrage nach Brasilien geschickt, mit der Bitte zu prüfen, ob man dort bereit sei, Deutschland die Munition zu verkaufen. Eine Antwort haben wir noch nicht erhalten.“ Auch in Rumänien soll offenbar nach Munition gesucht werden.
Melnyk sagte, die Ukraine habe die Bundesregierung bereits im März auf das Problem aufmerksam gemacht: „Das Ministerium hat fast zwei Monate gewartet.“ Auch im Hinblick auf die Schulung an den Gepard-Panzern hat die Ukraine bisher nur vage Aussagen erhalten. Melnyk: „Uns wurde gesagt, dass die Ausbildung sehr zügig vonstatten gehen könne, allerdings ohne genaue Zeitangabe.“ Militärfachleute schätzen allerdings, dass die Ausbildung an den schon veralteten Geräten bis zu zwölf Monate dauern dürfte. Auch ist unklar, wer die Ausbildung vornehmen soll: Die sehr komplizierten Geräte zur Luft- und Drohnenabwehr mit doppelten Radarsystemen sollen nur noch von wenigen Spezialisten beherrscht werden, heißt es aus der Bundeswehr.
