Sagen wir mal so: Es hat schon Oscarverleihungen gegeben, da reihte sich ein Mode-Flop an den nächsten. Das war in dieser Saison anders – im Schnitt legten die Hollywoodstars solide Auftritte hin; gute Schnitte, gute Details, viel Schwarz, echt nobel.
Allerdings: Wir haben auch dieses Mal einige unglückliche Missgeschicke entdeckt, ohne die eine Stilkritik ja auch wahnsinnig langweilig wäre. Et voilà – hier kommen unsere Tops und natürlich auch die Flops vom roten Teppich.

TOP: Es hat nicht sollen sein mit dem Oscar – und das finden wir natürlich wahnsinnig schade. Aber immerhin, ein kleiner Trost: In Sachen Mode gehört Sandra Hüller zu den Abräumerinnen des Abends. Ihre sanft schimmernde Robe des Haute-Couture-Hauses Schiaparelli dürfte durch John Singer Sargents Gemälde „Madame X“ (1883/1884) inspiriert worden sein, wirkt mithin elegant und würdevoll. Besonders schön: der Carmen-Ausschnitt mit schleifenartigem Detail, hier bis ins Avantgardistische überzeichnet, der Hüller die Anmutung der berühmten Nike-Statue gibt. So sehen Siegerinnen aus. Bleibt nur eine Frage: Was hatte der ausladende Entwurf für Hüllers Sitznachbarn zu bedeuten?!Starface/Imago

FLOP: Schon oft wurde darüber gesprochen und geschrieben, wie lang und langatmig die Oscarverleihung sei – und dass sich einige Gäste mithin einen Schokoriegel in Jackett oder Abendtäschchen stecken, weil’s mal wieder länger dauern könnte. Die Popsängerin Ariana Grande geht noch einen Schritt weiter und bringt gleich ihr Bettzeug zu den Oscars mit; kann also zwischendurch ein Schläfchen halten. Das rosafarbene Ungetüm kommt von Giambattista Valli – und mag für den Powernap praktisch sein, ist aber nicht so richtig ansehnlich.Starface/Imago

TOP: Schößchen scheinen ohnehin ein Couture-Detail der Stunde – kaum ein Abendkleid, das auf dieser Oscarverleihung ohne Röckchen-Variante auskommt. Das klappt nicht immer, mitunter sehen solche Schößchen wie Fremdkörper aus, die die Silhouette ins Groteske verzerren. Ein glänzendes Positivbeispiel liefert indes Emma Stone, beziehungsweise: Nicolas Ghesquière, der die mintfarbene Robe für Louis Vuitton entworfen hat. So schön, dass es das kleine Missgeschick auf der Bühne – der Oscargewinnerin Stone riss der rückwärtige Reißverschluss – beinahe vergessen macht.Starface/Imago

FLOP: Er gilt als einer der beliebtesten, weil grundsympathischen Hollywoodstars, was Dwayne Johnson bei seinem Anzug wohl helfen wird. Denn diese Mischung aus schimmernder Tagesdecke aus dem Stundenhotel, Türsteher-Outfit und Autolackierung ist ein kompletter Fehlgriff. Auch der bordeauxfarbene Satin-Schal darunter verhilft nicht zu mehr Seriosität und hat irgendwie was vom späten Elvis, der in Las Vegas immer seine Schwitztücher von der Bühne warf.Starface/Imago

TOP: Und noch ein gelungenes Schößchen, ganz anders allerdings als bei Emma Stone: Die Schauspielerin Gabrielle Union trägt eine steife Variante, die nicht nur weniger verspielt und formaler, sondern auch ein wenig futuristisch wirkt, besetzt mit endlos vielen Schmucksteinen. Ein wirklich modernes Abendkleid von Carolina Herrera. Auch schön: Der klassische, kontrastreiche Anzug ihres Begleiters, des Basketballspielers Dwyane Wade. Ein unverschämt attraktives Doppel!Starface/Imago

FLOP: Eigentlich sind die Textur und das Muster von Annette Benings Robe ein Treffer. Doch der kimonoartige Mantel über dem Kleid, das eine Hose verdeckt, verleiht dem Outfit etwas Unschlüssiges. Als wollte Bening für alle Möglichkeiten gewappnet sein: Party, Samurai-Schwertkampf, Gala und Abend auf der Couch. Schade, Gala hätte gereicht. Starface/Imago

TOP: Ein bisschen Western durch die Bolo-Tie, ein bisschen 70er durch den Schlag in der Hose – Oscargewinner Robert Downey Jr. lässt das mit dem klassischen Anzug mit Fliege andere machen. Sein Schwarz-in-Schwarz-Look mit Satin-Revers von Yves Saint Laurent, der ihm auf den Leib geschneidert wurde, überträgt seine unangepasste Art perfekt. Die subtilen silbernen Accessoires runden den Look wunderbar ab. Chapeau!Zuma Wire/Imago

FLOP: Ansonsten eine unserer Stil-Heldinnen, scheint sich Jennifer Lawrence nach einer Gartenparty nicht mehr die Mühe gemacht zu haben, sich für den roten Teppich der Academy Awards umzuziehen. Das nennt man nachhaltig! Das Polka-Dot-Kleid von Christian Dior ist aber das Gegenteil von glamourös und an sich zwar schön, für eine Galaveranstaltung indes seltsam unpassend.Starface/Imago

TOP: Für seinen großen musikalischen Auftritt von „I’m just Ken“ bei den Oscars – wo Ryan Gosling mit 65 weiteren Kens einen Marilyn-Monroe-Moment hinlegte, kleidete er sich komplett in Pink. Für den roten Teppich wählte der Schauspieler einen weniger an „Barbie“ erinnernden Moment. Klassisch-cool-modern kam sein schwarzer Gucci-Anzug daher. Die silbernen Ziernähte auf seinem Jackett und dem aufgeknöpften Hemd unterstrichen seine stahlblauen Augen, ein toller Hingucker. Ganz ohne „Barbie“-Hommage ging es dann aber nicht, seine Socken blitzten im kräftigen Pink hervor.UPI Photo / Imago

FLOP: Die Schauspielerin und Sängerin Cynthia Erivo traut sich farblich und was die Schnittführung angeht immer ganz nach vorne und ist eigentlich ein Garant für die Style-Hitlisten. Leider erinnert diese smaragdgrüne Leder-Kreation von Louis Vuitton durch die zu steifen und großen Rüschen an einen Stegosaurier. Könnte sie wie ein Reptil die Schuppen abwerfen, wäre ihr sichtbar gedient.Starface/Imago
Guten Morgen, Berlin
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