Berlin-Der Garten ist ein Ort der Schönheit – und des Scheiterns. Dass gerade Gärtnerinnen und Gärtner lernen müssen, auch mit Misserfolgen umzugehen, habe ich an dieser Stelle ja schon oft geschrieben. Und vielleicht macht es jenen Pflanzenfreunden, die gerade allzu sehr an sich zweifeln, ja ein bisschen Mut, wenn ich mal aufschreibe, was aktuell auch bei mir im Garten nicht gut läuft.
Unsere sieben Winterkirschen (Prunus subhirtella Autumnalis) zum Beispiel haben im November angefangen zu blühen. Zaghaft haben sie in den folgenden Wochen unzählige Blüten angesetzt, es müssen Tausende gewesen sein. Bis dann im Dezember – ungewöhnlich zeitig – ein großer Frost einsetzte und alle Blüten erfroren. Erholt haben sie sich davon noch immer nicht. Vier oder fünf Blüten hat die eine Winterkirsche, die andere vielleicht zehn, und weil die Blätter schon austreiben, weiß ich genau: Da kommt auch nicht mehr viel.

Ähnlich ging es dem Blauregen (Wisteria), der unsere Terrasse südseitig überwächst. Vor drei Jahren kam ein später Frost im Mai und alle Blüten sind erfroren. Der Blauregen stand zu diesem Zeitpunkt schon so sehr im Saft, dass nicht klar war, ob er die Kälte überhaupt überleben würde. Erst nach ein paar Wochen trieb er zaghaft aus – seitdem hat er kaum geblüht. Entweder lag es an den kühlen Maitagen in den folgenden Jahren, oder daran, dass es den Blauregen beim ersten Mal so übel erwischt hat. Jedenfalls warten wir seitdem ungeduldig auf den nächsten Blütenflor.
Auch der Kirschlorbeer (Prunus), der uns in unserem Garten ein schöner Sichtschutz nach außen war, hat unter dem großen Frost von vor drei Jahren schwer gelitten. Die Sonne stand damals schon hoch und, wie alle immergrünen Pflanzen, hatte er deshalb besonders mit dem frostigen Boden, der keine Feuchtigkeit hergab, zu kämpfen. Es dauerte fast ein Jahr, bis der Kirschlorbeer wieder grün war. Und in diesem Winter erwischte es ihn – angeschlagen wie er ohnehin schon war – noch einmal. Alle Blätter sind braun, und es ist nicht sicher, ob er jemals wieder austreiben wird.
Was gegen all den Ärger hilft? Hoffnungsvolle Pläne schmieden!
Das Schlimmste kommt erst noch: meine heißgeliebte Mittelmeer-Wolfsmilch (Euphorbia characias ssp. Wulfenii), die in sechs, sieben Jahren 1,6 Meter hohe Horste gebildet hat, ist komplett zurückgefroren – und das schon das zweite Jahr in Folge! Sie hatte bei uns im Garten vorher schon minus 20 Grad überlebt, auch wenn sie danach nicht mehr so schön anzusehen war. Deshalb verstehe ich nicht so ganz, warum es unserer Wolfsmilch gerade so schlecht geht. Gottseidank treibt sie an den Seiten der zurückgeschnittenen Stengel wieder aus.
Jetzt reicht’s aber mit all den Verlusten – ein paar Zeilen will ich auch der Hoffnung widmen. Beziehungsweise meiner kleinen Liste an Gartenplänen für die kommenden Monate. Erster Punkt: Wieder mehr Spaß beim Gärtnern haben! Das heißt, wirklich nur das zu machen, worauf ich Lust habe – und auch das nur so lange, wie ich will. Nach einer Verletzung im vergangenen Jahr war mir die Freude nämlich ein bisschen abhandengekommen. Der nächste Punkt: Möglichst oft im Garten bloß herumsitzen und gar nichts tun. Denn das Nichtstun kommt bei mir oft zu kurz.

Dann möchte ich noch jene Stelle neu bepflanzen, an der bis vor kurzem eine riesige Hauslinde stand; bis sie ein verheerender Sturm umgeworfen hat nämlich. Dieser Ort war mal ein lichter Schattenplatz am Nachmittag – und steht nun, ohne die Linde, unter der vollen Sonneneinstrahlung. Also passt nicht mehr dahin, was dort unter dem Schutz des Baumes eigentlich mal wuchs: Baumunterpflanzungen wie Kaukasus-Vergissmeinnicht (Brunnera) und Funkien (Hosta), Japanisches Berggras (Hachanochlea macra) und verschiedene Farne. Nun sollen dorthin große Halbkugeln an Stechpalmen (Ilex), in Gruppen angeordnet. Dazu noch eine Sorte des Perückenstrauches (Cotinus coggygria „old fashioned“) und ein paar andere kleine Sträucher wie der im Herbst feuerrot leuchtende Niedrige Korkspindelstrauch (Euyonimus alatus compactus). Mein Vorbild für diese Bepflanzung ist jene des Museums Insel Hombroich, in dem „gegärtnert wird, als ob nicht gegärtnert wird“. Viellicht wird dies auch mein Leitsatz für dieses Jahr.


