The Wizard of Vintage

Die Kür der Couture: Hier kann jede(r) Mode für die Ewigkeit ersteigern

Ende Januar wird in Paris die neue Haute Couture für den Sommer präsentiert. Wer schlau ist, investiert lieber in Meistermode bei Christie’s oder Artcurial.

Die Französin Camille de Foresta ist die Kuratorin der Stunde, wenn es um Couture-Auktionen geht.
Die Französin Camille de Foresta ist die Kuratorin der Stunde, wenn es um Couture-Auktionen geht.Christie's

Wenn Ende Januar in Paris die Haute-Couture-Schauen stattfinden, ist das für Modesüchtige nicht der einzige Grund, die Stadt im Fokus zu haben. Zu dieser Zeit finden auch zahlreiche Vintage-Couture-Auktionen in Paris statt. Und keine Sorge: Mitbieten können Sie von überall auf der Welt, die Auktionen finden auch online statt.

Dass dabei vor allem bei Christie’s echte Mode-Bluechips der letzten Jahrzehnte zu finden sind, verdanken wir dem exzellenten Auge (ganz zu schweigen vom Netzwerk) einer jungen Kuratorin des Auktionshauses: Camille de Foresta. Eigentlich hatte sie als Asiatika-Expertin bei Christie’s angefangen, sich dann aber mehr und mehr auf den Vintage-Modemarkt spezialisiert. Nun hat sie gleich zu Jahresanfang zwei Auktionen zusammengestellt, die von internationalen Museen und Privatsammlern gleichermaßen mit Spannung erwartet werden.

Auktion 1: Eine ganze Couture-Garderobe, von Alexander bis Yves

Nachdem im November vergangenen Jahres ein neuer preislicher Weltrekord für einen bestickten Mantel von Chanel aufgestellt wurde, versteigert Christie’s nun weitere Kostbarkeiten der Garderobe, aus der dieser Mantel stammte. Die 114 Haute-Couture-Ensembles gehen teilweise mit sehr moderaten Anfangspreisen (ab 400 Euro!) ins Rennen. Sie stammen fast alle aus den 1970er, 80er und 90er-Jahren und zeigen klar das außergewöhnliche schneiderische Know-how und die erfinderische Brillanz der Haute Couture. Aber auch den exquisiten Geschmack der einstigen Trägerin.

Die Star-Stücke: ein schwarzes Samtensemble von Givenchy von 1979 mit aufgestickten roten Lippen (des Meisters Hommage an Schiaparelli), eine prächtige Jacke aus Nerz und Wildleder aus der Herbst/Winter-Kollektion 1984/85 von Yves Saint Laurent, der die Lesage vollständig mit Glasjuwelen verziert hat; und ein von Lesage besticktes lila Samtkleid aus Karl Lagerfelds „Tudor“-Kollektion von 1988/89.

Die Abendoutfits von Christian Lacroix aus den 1990er-Jahren sind so raffiniert wie zeitlos, genau wie der schwarze Wollmantel mit Goldknöpfen, Inbegriff des Chanel-Stils im Winter 1995/96. Ebenfalls aus den Roaring Nineties: ein prächtiges Mantelkleid mit Pagodenschultern von Alexander McQueen aus mit schwarzer Spitze überfangenem mandelgrünen Satin, wohl ein hochbegehrtes Los dieser Auktion. Unter „De Chanel à Saint Laurent, une garde-robe haute couture“ kann auf der Website von Christie’s noch bis zum 25. Januar bestaunt und mitgeboten werden.

Auktion 2: My Secret Fashion Show – Didier Ludot

Eine weitere spektakuläre Auktion findet am 26. Januar 2023 beim Pariser Auktionshaus Artcurial statt. Dort lässt Didier Ludot, der Prinz unter den Vintage-Händlern, seine persönliche Sammlung versteigern. „My Secret Fashion Show – Didier Ludot“ ist wie eine Enzyklopädie der Modegeschichte und lässt lange als verschollen gegoltene Stücke ans Tageslicht kommen. Hier war Camille de Foresta als Gastkuratorin tätig, Artcurial besitzt nämlich keine „eigene“ Vintage-Expertin.  

Neben unzähligen großen Couturiers wie Lucien Lelong, Marcel Rochas, Coco Chanel, Cristobal Balenciaga und Christian Dior gibt es auf dieser Versteigerung frühe experimentelle Accessoires von Paul Poiret und nie gesehenen Gürtel aus den 1940ern von Chanel und Hermès. Vieles stammt von prominenten Trägerinnen wie der Herzogin von Windsor oder sogar aus dem Besitz der Modeschöpfer selbst. Auch spezielle Gustostücke wie ein Katalog, den Yves Saint Laurent seiner Kollegin Madame Grès widmete, sind dabei. Hier gibt es online die Möglichkeit, den wunderbar gemachten Katalog zu studieren und natürlich auch Gebote abzugeben. Ergattert man ein Teil, hat man ganz sicher ein authentisches Stück Modehistorie im Schrank. Dafür bürgt Ludots Name.