Totgesagte leben länger. Wenn sie sich denn öfter mal selbst neu erfinden. So oder so ähnlich könnte die Überschrift dieser Woche lauten, in der abermals die Fashion Week über ihre Berliner Bühnen geht. Viel Kritik musste diese Modeveranstaltung in der Vergangenheit über sich ergehen lassen; mit jeder neuen Saison wurde ihr von hier und dort das endgültige Aus prognostiziert.
Tot ist sie aber nicht, die Berliner Modewoche, im Gegenteil, sie erscheint in einem neuen, üppigen Gewand: Nachdem sich Mercedes-Benz als Hauptsponsor eines größeren Teils der Woche zurückgezogen hat – der Mercedes-Benz Fashion Week nämlich, die es nun nicht mehr geben wird –, setzt sich die Fachveranstaltung neu zusammen.
Dabei zeigt sich zum einen, was Berlin als Austragungsort zu bieten hat: ungewöhnliche Locations zum Beispiel, in denen die kommenden Tage Modenschauen und Partys stattfinden. Da wären etwa die historischen Kant-Garagen in Charlottenburg, wo ein Gros der Events stattfinden wird – von der offiziellen Eröffnung durch den Fashion Council Germany, einen 2015 gegründeten Lobbyverein mit Hauptsitz in Charlottenburg, am heutigen Montagabend über Modenschauen von Odeeh oder Fassbender bis zur Gruppenausstellung Der Berliner Salon, die ab Dienstag auch von der Öffentlichkeit besucht werden kann.
Vom Industriegebiet in Marzahn bis zur Festhalle in Kreuzberg
Das Nachwuchslabel Sia Arnika wiederum veranstaltet seine Modenschau heute in einem Marzahner Industriegebiet, die Marke LML Studio baut ihren Laufsteg am Mittwoch in der St. Marienkirche auf, Designerin Lou de Bétoly kapert ein paar Stunden später die kitschige Festhalle Queens Palace in Kreuzberg – darüber hinaus finden Events in der Bützow-Brauerei, der Feuerle Collection und im neuen Hotel Telegraphenamt statt.

An gewohntem Ort wiederum haben sich die Messen der Premium-Gruppe, die in dieser Saison ihr 20. Jubiläum feiert, eingerichtet, die bis Mittwoch auf dem Areal der Messe Berlin stattfinden. Neben dem klassischen Messebetrieb wird es auch Panel-Diskussionen rund um die Themen Nachhaltigkeit und Textilinnovation geben. Ähnlich im Polnischen Institut unweit des Hackeschen Markts, wo am morgigen Dienstag eine Konferenz mit Designerinnen und Designern aus dem Nachbarland stattfindet.
Auch die Themen Nachhaltigkeit und Konsumkritik werden angesprochen
Auch die Platte in Mitte, eine alternative Location für junge Modedesignerinnen und Modedesigner am Alexanderplatz, hat ein mehrtägiges Programm auf die Beine gestellt – das nicht ausschließlich dem fröhlichen Mode-Eskapismus dienen soll: Neben dem Ausstellungsformat „Diverse It“, bei dem es die gesamte Woche über sowie bei einer abschließenden Performance am Donnerstag um inklusives und bedürfnisorientiertes Design gehen soll, wartet die Platte schon am heutigen Montagnachmittag mit einer disruptiven Modenschau auf: „The Contradiction of Fashion Show“ ist das Event überschrieben, das sich kritisch mit den Mechanismen der Modeindustrie auseinandersetzen soll.
Viele der Veranstaltungen werden von der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe unterstützt. Sie stellt dafür Fördergelder bereit, die sich insgesamt im siebenstelligen Bereich bewegen. Federführend bei der Ausgestaltung des Programms sowie der Organisation vieler der Events ist der Fashion Council Germany. Aber auch Mercedes-Benz hat Berlin nicht ganz den Rücken gekehrt: Der Autokonzern tritt als Partner des Labels Marc Cain auf, das seine Modenschau am Mittwoch im ehemaligen Flughafen Tempelhof veranstaltet – einer weiteren einzigartigen Berlin-Location.




