Die Welle war ziemlich trügerisch, die sich anfangs noch in der Abenddämmerung ihren Weg durch den Sportpark Ronhof über grün-weiße Tribünen bahnte. Denn die Generalprobe der deutschen Fußballerinnen für die WM in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August) vor dem Abflug am Dienstag nach Sydney ist gründlich daneben gegangen. Gegen den unkonventionellen WM-Neuling Sambia kassierten die DFB-Frauen vor 11.404 Fans in Fürth nach einer kuriosen Schlussphase eine 2:3 (0:0)-Niederlage.
Statt Aufbruchsstimmung herrscht also Rätselraten beim zweifachen Weltmeister, der eine böse Bauchlandung zum Abschluss des zweiten Trainingslagers in Herzogenaurach erlebte. Denn auch die vermeintliche Bestbesetzung ist noch weit weg von WM-Form. Die Gegentreffer von Barbra Banda (48. und 90.+12) und Racheal Kundananji (54.) müssen als Weckruf gelten. Lea Schüller (90.+1) und Alexandra Popp (90.+10) hatten mit ihren Kopfballtoren zwischenzeitlich einen Gleichstand erzielt. Der Auftritt schürte für die Mission zum dritten Stern jedenfalls Zweifel statt Zuversicht.
Korrekturen sind unvermeidlich
Fakt ist, dass die vor fast genau einem Jahr am Frankfurter Römer gefeierten Vize-Europameisterinnen in keinem ihrer fünf Länderspiele in diesem Jahr eine überzeugende Leistung gebracht haben. Korrekturen wirken angesichts sich häufender Mängel unvermeidlich. Umso wichtiger wird nun die Zeit in Australien, genau genommen im kleinen Örtchen Wyong 90 Kilometer nördlich von Sydney, wo kommende Woche das Basecamp bezogen wird.
„Wir wollen die Menschen mitnehmen“, hatte Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg als Losung ausgegeben. Erst einmal begann eine Startelf mit acht Spielerinnen des Champions-League-Finalisten VfL Wolfsburg. Als Rechtsverteidigerin lief Svenja Huth auf, die eigentlich als Außenstürmerin agiert, doch auch gute Außenverteidigerinnen sind hierzulande rar geworden. Wozu irgendwie passte, dass vor Anpfiff Leonie Maier verabschiedet wurde, nachdem die in ihren besten Zeiten spaßeshalber oft mit Philipp Lahm verglichene 30-Jährige bereits ihren Rücktritt einreichte.
Wie schon beim entwerteten Test gegen Vietnam (2:1) mit der zweiten Garde wirkte das deutsche Team in Strafraumnähe hilflos, traf beim Flanken oder den Vertikalpässen wiederholt falsche Entscheidungen. Und während DFB-Kapitänin Popp kaum Bindung fand, betätigte sich Sambas Spielführerin Banda als brandgefährliche Unterschiedsspielerin. Zur Pause kamen Melanie Leupolz und Sjoeke Nüsken für Abwehrchefin Marina Hegering und Abräumerin Lena Oberdorf, die als verletzungsanfällige Stützen geschont werden sollten.
Doch dann schlägt wieder Banda zu
Prompt ließ sich die Abwehr nach einem Ballverlust von Jule Brand überrumpeln, und die pfeilschnelle Banda traf mit einem platzierten Flachschuss zum 0:1. Die „Copper Queens“ bildeten an der Eckfahne eine Jubeltraube. Als kurz danach Kundananji eine weitere Konfusion bestrafte, verstummte auch die eigentlich frohgestimmte Kulisse im Frankenland. In der Schlussphase häuften sich erst Pech und Unvermögen: Sydney Lohmann setzte einen artistischen Versuch zu hoch an (68.), Carolin Simon jagte die Kugel an die Lattenunterkante (75.), ehe Schüller und Popp das Aufbäumen belohnte. Doch dann schlug wieder Banda zu.


