Mit Glück hat das nichts zu tun. Auch wenn Union-Coach Urs Fischer gern mal auf das Matchglück zu sprechen kommt, das man brauche, um als Sieger vom Platz zu gehen. Oder auch wenn die Fans des Vereins dies alles nur als pures Glück empfinden mögen. Nein, die Erfolgsgeschichte des 1. FC Union Berlin, die mit dem am Sonnabend vollzogenen Einzug in die Europa League ein neues Highlight erfahren hat, fußt nicht auf einer günstigen Fügung des Schicksals.
Sie fußt auf dem leidenschaftlichen Miteinander von Menschen, die mit Liebe, Leidenschaft und Fachkenntnis an einem Langzeitprojekt arbeiten. Die nach dem Aufstieg in die Bundesliga die Gunst der Stunde für sich zu nutzen wussten und es mit ihrem gemeinschaftlichen Tun fertigbrachten, dass aus vergleichsweise wenig ganz viel geworden ist. Wobei dieses Lob nicht nur auf den Manager, die Trainer und die Profis zielt, sondern auch auf alle anderen Mitarbeiter im Verein, von der Buchhalterin über den Greenkeeper bis hin zum Zeugwart.

Zur Nummer fünf in Deutschland aufgestiegen
Man muss sich das in den vergangenen drei Jahren Geleistete noch einmal vergegenwärtigen: Während der einmal mehr strauchelnde Traditionsverein und Stadtrivale Hertha BSC mit der panischen Angst vor dem Abstieg in die Relegation muss, andere Traditionsvereine sich sogar schon längst in der Zweiten und Dritten Liga verloren haben, sind die Köpenicker zumindest aus sportlicher Sicht zur Nummer fünf in Deutschland aufgestiegen.
Nur die inzwischen schon aus Tradition übermächtigen Bayern, die dank zahlreicher Großtransfers reich gewordenen Borussen aus Dortmund, die Werksklubler aus Leverkusen und die gepamperten Leipziger waren in der vergangenen Spielzeit besser. Die Unioner überflügelten zuletzt der Reihe nach Klubs mit weitaus höherem Budget, mit einer weitaus aufwendigeren Infrastruktur. Und das alles aufgrund der Corona-Pandemie weitgehend unter Ausschluss des nicht unwesentlichen Erfolgsfaktors: die Fans. Das ist in der Tat, wie Fischer mit seinen neuen Lieblingsworten zu sagen pflegt: außergewöhnlich oder eben Wahnsinn. Oder eben die hohe Kunst, immer wieder aufs Neue über sich hinauszuwachsen.
Nun also das vierte Jahr in der Bundesliga, nicht mehr als Underdog, sondern als feste Größe und als Vorbild für all die anderen Klubs, die nach einem Sprung von Liga zwei in Liga eins zunächst sanft landen und sogleich auch wichtige Entwicklungsschritte machen wollen. Wenngleich sich das Erfolgsmodell Union natürlich nicht so leicht auf einen Verein übertragen lässt.
Nun also auch noch die Europa League, was für die Fans ein Fest, für die Spieler hingegen mitunter zur sportlichen Grenzerfahrung werden dürfte. Die Siegerliste der vergangenen zehn Jahre mit Klubs wie Atlético Madrid, FC Chelsea, FC Sevilla, Manchester United und dem FC Villarreal spricht für sich.


