Die Mannschaft des 1. FC Union Berlin hat am Sonnabend einmal mehr unter Beweis gestellt, wie schnell sie sich von Rückschlägen erholen kann. Eine Depression infolge der 1:2-Niederlage im Pokal-Halbfinale bei RB Leipzig? Keineswegs! Im Gegenteil: Die Eisernen haben sich am Sonnabendnachmittag im Ligaspiel gegen die ungeliebten Leipziger auf durchaus sensationelle Art und Weise einen 2:1-Sieg erspielt und erkämpft, waren die bessere Mannschaft, die Mannschaft, die mit Wille und Klasse das bessere Ende für sich erzwingen konnte. Als Matchwinner durfte sich dabei Sven Michel feiern lassen, der in der 86. Minute nur wenige Sekunden nach seiner Einwechslung per Kopf das 1:1 erzielte, um in der 89. Minute per Hacke auch noch das 2:1 durch den ebenfalls eingewechselten Kevin Behrens vorzubereiten.
Fischer, der Fußballlehrer aus der Schweiz, hatte seine Startelf gegenüber dem fesselnden Pokal-Duell auf drei Positionen verändert. Einerseits notgedrungen, weil Timo Baumgartl aufgrund einer Gelbsperre nicht spielberechtigt war. Für ihn verteidigte Dominique Heintz. Andererseits aus freien Stücken, weil er sich von Gießelmann und Andras Schäfer womöglich ein klein wenig mehr spielerische Klasse, auf jeden Fall ein klein wenig mehr Frische versprach. Für die beiden mussten Bastian Oczipka und Genki Haraguchi weichen. Erwähnenswert mit Blick auf die Startformation war zudem die Personalie Frederik Rönnow. Denn obwohl Andreas Luthe nach überstandener Muskelverletzung wieder im Spieltagskader zu finden war, schenkte Fischer dem Dänen erneut das Vertrauen.
Trotz der zahlreichen Wechsel - Leipzigs Coach Domenico Tedesco hatte seine Mannschaft ja gar mit sechs neuen Spielern aufgefrischt - gab es zunächst aber doch allerlei Parallelen zum Geschehen im Pokalspiel vor drei Tagen. Garstig waren die Eisernen von der ersten Minute an, hellwach, wie sich bei einer ersten Torchance in der zweiten Spielminute nach einer Flanke von Sheraldo Becker und einem von Leipzig Keeper Peter Gulasci parierten Kopfball von Taiwo Awoniyi zeigte. Die Leipziger wiederum versuchten sich an einer Destabilisierung des roten Bollwerks, wirkten dabei aber erneut eher uninspiriert, ja sogar etwas hilflos.
Nach fünfzehn Minuten, als die Fans der Eisernen nach ihrer inzwischen bei Spielen gegen RB schon obligatorischen Schweigeviertelstunde zum Support ansetzten, hatten sich beide Teams jedenfalls in eine Pattsituation manövriert. In eine Pattsituation, die jede Menge Zweikämpfe, Unterbrechungen und Fehlpässe, aber leider über 25 Minuten hinweg nicht viel Ansehnliches mit sich brachte. Das alles war zäh, wollte so gar nicht zur prächtigen Stimmung im Stadion passen, bis die Unioner für den ersten Spielabschnitt doch noch einen bemerkenswerten Schlussspurt hinlegten.
Trimmel jagt den Ball gegen die Querlatte
Christopher Trimmel tat sich dabei hervor. In der 38. Minute spritzte der Kapitän der Köpenicker in eine Flanke von Becker, bekam aber beim Abschluss keine Kontrolle über den Ball. In der 45. Minute jagte der Österreicher den Ball hingegen aus 20 Metern an die Querlatte. Gulasci hatte seine Fäuste nicht rechtzeitig nach oben gebracht. Die beste Chance zur Führung hatte allerdings Grischa Prömel drei Minuten zuvor, als Awoniyi sich durchgesetzt, Prömel freigespielt, Letztgenannter aber Gulasci nur angeschossen hatte.

Die Eisernen gingen also mit einem guten Gefühl in die Kabine, wirkten aber bei Wiederanpfiff in der Defensive für einen Moment unkonzentriert. Allzu leicht kam nämlich Christopher Nkunku über die linke Angriffsseite der Leipziger zum Flanken. Der Franzose flankte dabei nicht allzu präzise, aber Prömel wehrte nicht sauber ab, sodass Yussuf Poulsen per Direktabnahme den zu diesem Zeitpunkt unverdienten Führungstreffer für die Gastgeber erzielen konnte.
Ein paar Minute brauchten die Unioner, um sich von diesem Gegentreffer zu erholen, wirkten für ein paar Minuten auch desorientiert. Aber diese Mannschaft, wie bereits oftmals erwähnt, ist so widerstandsfähig wie keine zweite in der Bundesliga. Noch mehr Energie brachten die Eisernen nun ein, um zumindest zum Ausgleich zu kommen. Allen voran Trimmel und Becker, die nach einer Stunde im Zusammenspiel über die rechte Seite einen vielversprechenden Angriff initiierten.
Schiedsrichter Schlager mit Fehlentscheidung
Becker flankte, vor dem Tor kam Gießelmann zum Schuss. Doch dieser Schuss wurde von Mukiele abgewehrt, der dabei aber mit ausgestrecktem Bein die Gesundheit von Gießelmann in Gefahr brachte. Gießelmann schrie vor Schmerz, Schiedsrichter Daniel Schlager wurde vom Videoschiedsrichter zum Studium der Bilder an die Außenlinie gebeten. Aber siehe da: Schlager wollte tatsächlich kein Foulspiel sehen. Fehlentscheidung!

