Es gab diese zwei Szenen in Linz, die die ganze Schwankungsbreite illustrierten. In der Hauptrolle Klara Bühl, die einmal mit ausgebreiteten Armen anzeigte, dass sie gar nicht mehr wisse, wo sie den Ball hinspielen könne. Kurz darauf richtete sich eine Angreiferin auf, die demonstrativ in die Hände klatschte. Wie das gesamte Team hatte da eine gerade rechtzeitig die Kurve gekriegt.
Schlussendlich sollte ihr kerniger Doppelpack im EM-Qualifikationsspiel gegen Österreich (3:2) die peinliche Pleite abwenden. Nun sei für die DFB-Frauen im Heimspiel gegen Island (Dienstag, 18.10 Uhr/ZDF) von Beginn an mal eine ordentliche Haltung angesagt, findet die 47-fache Nationalspielerin. „Auf die Mentalität, dass wir noch ein Spiel drehen, möchte ich eigentlich nicht so oft zurückgreifen. Jede Spielerin sollte sich mal hinterfragen, wo der Kopf vielleicht war.“
Klara Bühl ist eine der Leistungsträgerinnen der DFB-Frauen
Für Noch-Bundestrainer Horst Hrubesch zählt Bühl mit ihren fußballerischen Qualitäten zu den Spielerinnen, die Verantwortung übernehmen sollen, wenn eine Alexandra Popp fehlt – und nach den Olympischen Spielen (24. Juli bis 11. August) vielleicht zurücktritt –, wird es noch mehr auf die beim SC Freiburg ausgebildete und 2020 zum FC Bayern gewechselte Schwarzwälderin ankommen.
Bei der WM 2023 ist die Nummer 19 öffentlich gerne auf das von ihr erstellte Maskottchen Waru reduziert worden. Niedlich allemal, aber nur einen Glücksbringer zu stricken, reicht gewiss nicht. In Australien lief auch Bühl ziemlich neben der Spur, weil sich gegen Kolumbien (1:2) und Südkorea (1:1) das Angriffsspiel in hohen Bällen auf Popp verlor. Womöglich in einer Mischung aus Fürsorge, Anteilnahme oder Verzweiflung wählten die Fans die bodenständige Bühl mit weitem Abstand zur „Nationalspielerin des Jahres 2023“.


