Anstatt das schöne Wetter am Vormittag mit der Familie verbringen zu können, bestand der Ausflug für die Spieler von Hertha BSC am Sonntag aus einer Anreise zum Trainingsgelände im Olympiapark. Dorthin hatte Felix Magath die Mannschaft um 9 Uhr zum gemeinsamen Frühstück und einer anschließenden Einheit auf das Trainingsgelände einbestellt und seine Ankündigung wahrgemacht. Drei freie Tage hatte der Trainer seinen Spielern für einen Sieg gegen den FSV Mainz 05 in Aussicht gestellt, durch die 1:2-Niederlage aber sah er sich gezwungen, drei Arbeitstage anzusetzen. Denn: „Für uns geht es darum, uns auf die Relegation vorzubereiten. Als Profi, für den ich mich halte, bereite ich mich auf den schlechtesten Fall vor“, hatte Magath auf der Pressekonferenz nach dem Spiel am Sonnabend gesagt.
Direkter Abstieg schon vor dem Spiel gegen Mainz nicht mehr möglich
Noch einen Tag zuvor wäre der schlechteste Fall für Hertha BSC der direkte Abstieg in die 2. Bundesliga gewesen. Den aber konnten die Berliner ohne eigenes Zutun durch die Niederlage von Arminia Bielefeld in Bochum abwenden. Ein Sieg gegen Mainz hätte die vorzeitige Rettung bedeutet, das 2:2-Unentschieden des VfB Stuttgart beim FC Bayern München am Sonntagabend wäre nur eine Randnotiz an einem aus Hertha-Sicht perfekten Spieltag gewesen. So aber bleibt eben die Relegation, von der Magath noch eine Woche zuvor nach dem Unentschieden in Bielefeld gesprochen hatte, als schlechtmöglichstes Szenario erst einmal bestehen und „genau so muss sie sich jetzt darauf vorbereiten, denn das ist noch möglich“, sagte der 68-Jährige.
Seine Mannschaft, so die Erkenntnis des Trainers nach der Niederlage gegen Mainz, brauche mehr Druck. Der war freilich am Freitagabend „deutlich weniger geworden“, so Magath. Deshalb sei er der Annahme gewesen, dass seine Mannschaft ein besseres Spiel liefern und den Klassenerhalt aus eigener Kraft schaffen würde. Und irgendwie hätte das auch zur Choreografie des lauschigen Frühlingsabends gepasst. Milde Temperaturen, Sonnenschein und die Versöhnung mit den Fans als die Mannschaft geschlossen bereits vor dem Anpfiff in Richtung der Ostkurve gegangen war, ließen im mit 71.548 Zuschauern fast ausverkauften Olympiastadion darauf hoffen, dass gegen Mainz auch der letzte Druck abfallen würde und man gemeinsam den Klassenerhalt feiern könne.
„Wir haben vor dem Spiel probiert, die Fans mitzunehmen und auch im Spiel und wir haben probiert, zu fighten. Aber es hat viel gefehlt, was uns die letzten Wochen ausgezeichnet hat – die Spritzigkeit, die Ruhe am Ball, clever zu sein“, sagte Kevin-Prince Boateng zur vergebenen Chance. „Aber es ist das vierte Spiel in Folge, in dem wir Vollgas geben. Natürlich ist es traurig, dass das gerade zu Hause passiert vor fast voller Hütte.“
Wechseltheater um Marcel Lotka wird für Fredi Bobic „ein juristisches Ding“
Das wird sich auch Torwart Marcel Lotka gedacht haben, als ihm in der ersten Hälfte vor den Augen der Fans in der Ostkurve ein Patzer zum 0:1 unterlief. Der Rückhalt der vergangenen Wochen leistete sich damit seinen ersten groben Schnitzer als Nummer eins. Vielleicht auch eine Folge der Diskussion um seine Person und das Wechseltheater zwischen Hertha BSC und Borussia Dortmund, zu dem sich Sportchef Fredi Bobic nach dem Spiel äußerte: „Zunächst haben wir die Option gezogen, die in dem Vertrag war. Es wird jetzt auch ein juristisches Ding werden, aber ich habe auch mit meinem Kollegen Sebastian Kehl und Ingo Preuß, der für die zweite Mannschaft vom BVB zuständig ist, gesprochen und wir wollen das auch mal in Ruhe besprechen, wenn dann auch alles vorbei ist und wir wissen, ob wir die Klasse gehalten haben.“







