Fußball-Bundesliga

Große Sprünge sind für Hertha BSC im Moment auf vielen Ebenen nicht möglich

Sportlich kann sich Hertha am Freitag bei Schalke 04 nur minimal verbessern, die wirtschaftliche Lage beschreibt Thomas Herrich weiter als besorgniserregend. 

Thomas Herrich, Kaufmännischer Geschäftsführer von Hertha BSC, berichtete in dieser Woche über benötigte Einsparpotenziale im Verein.
Thomas Herrich, Kaufmännischer Geschäftsführer von Hertha BSC, berichtete in dieser Woche über benötigte Einsparpotenziale im Verein.Andreas Gora/dpa

Hertha BSC steht mal wieder vor einem richtungsweisenden Spiel. Davon hat es in den vergangenen drei Jahren im ständigen Kampf gegen den sportlichen Abstieg aus der Bundesliga reichlich gegeben. So richtig elektrisieren mag das im Umfeld des Vereins deshalb irgendwie nicht mehr so recht. Parallel dazu steht Hertha BSC auch wirtschaftlich auf wackligen Beinen. Auch diese Information überrascht mittlerweile niemanden mehr, gelangten in den vergangenen Jahren mit Blick auf die finanzielle Schieflage des Vereins zu viele Interna an die Öffentlichkeit.

„Hertha BSC ist ein Sanierungsfall“

So deutlich wie Thomas Herrich in dieser Woche aber hat die Lage des Bundesligisten kaum jemand auf den Punkt gebracht. „Der Begriff ‚existenziell‘ ist nicht zu hoch gegriffen. Hertha ist ein Sanierungsfall“, sagte der Geschäftsführer dieser Tage gegenüber der Süddeutschen Zeitung. „Wir mussten bereits und werden auch weiterhin Entscheidungen treffen müssen, die wehtun.“

Vor dem so wichtigen Spiel am Freitagabend (20.30 Uhr) bei Schlusslicht FC Schalke 04 nannte Herrich sogar Zahlen. Einsparpotenzial gebe es bei Sachkosten und der Reduzierung des Personals, zu dem auch der Profikader gehört. Die Personalkosten sollen von knapp 100 Millionen Euro um ein Drittel gekürzt werden. Allerdings betonte Herrich auch: „Wir werden uns nicht kaputtsparen. Über allem steht, dass wir hier Profifußball betreiben.“ Nicht ganz unwichtig in dieser Betrachtung ist allerdings, in welcher Liga das Hertha BSC in der kommenden Saison tun wird.

Als Vorletzter der Tabelle ginge es im Moment direkt in Liga zwei – bei zuletzt zu beobachtenden ansteigenden Formkurven und der Qualität im Kader von Hoffenheim und Stuttgart scheint es in den letzten sieben Spieltagen darauf hinauszulaufen, dass Hertha BSC mit Schalke und dem VfL Bochum um den Strohhalm Relegation spielen wird. Gegen Bochum am vorletzten Spieltag, gegen den Klub aus Gelsenkirchen aber bereits an diesem Freitag.

Im Vorfeld sprach Herthas Trainer Sandro Schwarz von einer Anspannung „gepaart mit einer großen Vorfreude auf das, was passieren wird“. Mit einem Sieg, dem ersten nach fünf Spielen, in denen die Mannschaft von Sandro Schwarz nur zwei Punkte sammeln konnte, würde Hertha BSC keinen großen Sprung machen, sich lediglich – und auch erst einmal nur über Nacht – auf den Relegationsplatz verbessern. „Wir wissen alle, wie die Tabellensituation und die Ausgangslage ist“, sagt der Hertha-Trainer und bleibt gewohnt positiv: „Es ist eine Riesenchance.“ Das gilt aber eben auch für den Gegner, der bei einem Sieg ebenfalls zumindest bis zum Sonnabend auf den 16. Platz klettern könnte. „Das ist eine Motivation, die wir zusätzlich haben“, sagt Schalke-Trainer Thomas Reis.

Hertha BSC würde einen Abstieg überstehen

Wie immer vor wichtigen Spielen gehen auch diesmal beide Coaches von einer hitzigen Atmosphäre aus. Es geht ja schließlich für beide Vereine um viel. Existenzbedrohend war der Schalker Abstieg schon vor zwei Jahren, auch Hertha BSC müsste noch größere Einschnitte vornehmen als bei einem Klassenerhalt. Einen Abstieg, von dem Thomas Herrich nicht ausgeht, würde Hertha seinen Worten zufolge überstehen. Er hat sich mit diesem Szenario schon beschäftigt. Nicht zum ersten Mal in den vergangenen drei Jahren bei Hertha BSC.