Es war ein Sprint über gut 50 Meter, der voller nicht hätte sein können. 80 Minuten waren zwischen RB Leipzig und Hertha BSC Mitte des Monats gespielt, als die Berliner den Ball verloren und Dodi Lukebakio die Verfolgung aufnahm. Besagte 50 Meter weiter und gut sechs Sekunden später warf sich der Flügelspieler in bester Abwehrspieler-Manier mit einer Bilderbuchgrätsche in den völlig freien Schuss von Leipzigs Christopher Nkunku auf das völlig freie Hertha-Tor. Was zuvor noch nach einem sicheren Treffer ausgesehen hatte, wurde zu einem Symbolbild für den dieser Tage wie ausgewechselt aufspielenden Dodi Lukebakio.
Lukebakio kehrt nach enttäuschender Leihe aus Wolfsburg zurück
Es ist noch nicht lange her, da wollte man den 25-jährigen Lukebakio bei Hertha eigentlich gar nicht mehr haben. Im Sommer von einer enttäuschenden Leihe aus Wolfsburg zurückgekehrt, galt ein Abgang des umstrittenen, weil als schwierig und defensiv zu faul abgestempelten Belgiers als sicher. Drei Monate später ist Dodi Lukebakio auch vor Herthas Auswärtsspiel bei Werder Bremen am Freitag (20.30 Uhr, Dazn) nahezu unverzichtbar. Nicht zuletzt dank Trainer Sandro Schwarz und dessen Ton im Umgang mit dem Flügelspieler.
So betonte Lukebakio selbst in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder, dass Schwarz der entscheidende Faktor für seinen sommerlichen Verbleib in Berlin gewesen ist. „Als ich nach Berlin zurückgekommen bin, habe ich lange mit Sandro gesprochen“, erklärte Lukebakio jüngst in einem Interview auf Herthas Webseite. Gespräche, in denen der damals neue Trainer Lukebakio früh und mit Nachdruck sein Vertrauen aussprach. Keine Selbstverständlichkeit, wenn man bedenkt, dass dieser vor der Leihe nach Wolfsburg bei Hertha nur selten vollends überzeugte.
Einerseits ließ Lukebakio schon damals immer wieder sein großes Talent aufblitzen, bewies sein außergewöhnliches Tempo auf dem Flügel und seine Qualitäten im Offensivspiel. Andererseits wirkte er zu häufig zu lustlos, blieb nach misslungenen Angriffsaktionen eher stehen als direkt zurückzuarbeiten und fiel generell mit wenig defensivem Engagement auf. Ein Problem, für das keiner der fünf Hertha-Trainer, die Lukebakio von 2019 bis 2021 in Berlin trainierten, eine Lösung zu haben schien.
Gelegentlich hat Lukebakio sie immer noch, diese Momente, in denen sein Kopf nach einem Fehler erst einmal nach unten hängt, ehe es in ihm „klick“ macht und Herthas Nummer 14 sich gen Defensive orientiert. Aber eben nur noch gelegentlich und nicht mehr in aller Regel. So attestierte auch Geschäftsführer Sport Fredi Bobic Lukebakio jüngst „eine Bewusstseinsveränderung“. Der 25-Jährige arbeitet sichtbar häufiger sowie engagierter nach hinten und sorgt so für Entlastung in Herthas Defensivverbund.
Lukebakio selbst erklärt die Veränderungen als das Ergebnis zweier Faktoren: Vertrauen und klare Arbeitsanweisungen. „Ich spüre viel Vertrauen von meinen Mitspielern und vom Trainerteam. Ich weiß genau, was ich auf dem Platz zu tun habe“, sagt er und ergänzt wenig später: „Der Coach sagt mir ganz ehrlich, was er von mir erwartet.“ So habe Sandro Schwarz „einen großen Anteil daran, dass ich aktuell so glücklich bin und mich frei auf dem Platz fühle“.
Bereits zu Saisonbeginn erklärte der Trainer, sich oft und intensiv mit Lukebakio auszutauschen. Daran hat sich nichts geändert. Schwarz macht seinem Flügelspieler klare Vorgaben und achtet penibel auf deren Umsetzung. Sobald Lukebakio von den Regeln abweicht, wird er konsequent darauf hingewiesen. Auf der anderen Seite lobt Schwarz seinen Schützling und dessen Leistungen, wenn er es für angemessen hält.
Dodi Lukebakio stand bei allen Hertha-Spielen in der Startelf
Das Ergebnis ist ein Lukebakio, der nicht nur defensiv mehr investiert, sondern auch offensiv noch besser und wichtiger für Herthas Spiel geworden ist. In allen elf bisherigen Ligaspielen stand er in der Startelf, mit fünf Toren und einer Vorlage ist er Herthas bis dato bester Torschütze und Scorer. Mit seinem Tempo und dem gewachsenen Bewusstsein, wie er es am besten in Herthas Spiel einbringen kann, ist Lukebakio aktuell der Flügelspieler, den sein Klub zuletzt so schmerzlich vermisst hat.



