Fußball: Zweite Bundesliga

Hertha BSC zeigt das riesige Entwicklungspotenzial für eine erfolgreiche Zukunft

Gegen Rostock zeigt Hertha eine der besten Saisonleistungen. Daraus ziehen die Berliner Selbstvertrauen – nicht nur für die kurzfristigen Chancen im Saison-Endspurt.

Marten Winkler glänzte beim klaren Sieg von Hertha BSC gegen Hansa Rostock als Vorlagengeber.
Marten Winkler glänzte beim klaren Sieg von Hertha BSC gegen Hansa Rostock als Vorlagengeber.City-Press

Pal Dardai war nach dem Schlusspfiff beseelt. „Für uns ist es ein perfekter Abend heute“, sagte der Trainer von Hertha BSC nach dem 4:0 des Zweitligisten gegen Hansa Rostock am Freitagabend. „Das ist einfach ein geiler Fußballabend.“ Es war ohne Frage eine der besten Saisonleistungen, die der Idealvorstellung des von Hertha ausgerufenen Berliner Weges mit vielen Eigengewächsen und einigen erfahrenen Profis sehr nahe kam.

Hertha BSC macht die Tore zum richtigen Zeitpunkt

„Die Entwicklung hat man heute gesehen, und ich finde, wir haben es sowohl von hinten raus als auch bis zum Schluss gut gemacht, haben gut gestanden und dann einfach auch zum richtigen Zeitpunkt die Tore gemacht“, sagte Sportdirektor Benjamin Weber und klang dabei hochzufrieden. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob diese Entwicklung doch noch in dieser Saison ein Türchen in Richtung Erste Bundesliga öffnet oder ob sich das Team schon für die kommende Spielzeit in Position bringt.

Dardai legte den Fokus auf die Zukunft. „Das Entwicklungspotenzial ist noch riesig. Das muss Hertha BSC ausnutzen“, sagte der 48-Jährige. Die Berliner waren geduldig, aber trotzdem zielstrebig im Ballbesitz und kontrollierten die Partie über weite Strecken ohne Probleme.

Gerade gegen tief stehende Gegner hatte sich Hertha in dieser Saison oft schwergetan – nicht so am Freitag. „Wir hatten viel Ballbesitz, alle waren ruhig am Ball, hatten sehr viele Aktionen nach vorn und haben schöne Tore geschossen“, sagte Doppel-Torschütze Palko Dardai der ARD. Beide Treffer bekam er vom starken Marten Winkler aufgelegt – beide Profis kommen aus der Hertha-Akademie. Auch Fabian Reese (per Handelfmeter) und Torjäger Haris Tabakovic, der mit nun 19 Saisontreffern allein die Torschützenliste der Zweiten Bundesliga anführt, trafen mal wieder. In den vergangenen vier Spielen haben die Berliner immer mindestens drei Tore erzielt.

Dazu stand anders als so oft in den Vorwochen auch die Defensive über weite Strecken des Spiels stabil. Erstmals seit Dezember kassierte Hertha keinen Gegentreffer. „Es war extrem wichtig für die ganze Mannschaft, uns selber mal wieder zu beweisen, dass wir es hinkriegen, 90 Minuten ohne Gegentor zu überstehen“, sagte Keeper Tjark Ernst, der nach vier verletzungsbedingt verpassten Spielen erstmals wieder im Tor stand. Nur die fast schon übliche passive Phase nach der Pause leisteten sich die Berliner auch gegen Hansa. Doch diesmal beseitigten Winklers 70-Meter-Sololauf und Dardais zweites Tor früh jeden Zweifel.

Ganz sicher haben die Berliner genau hingeschaut, was die Konkurrenz am Wochenende gemacht hat. Doch Holstein Kiel und Fortuna Düsseldorf haben sich einen Tag nach dem Hertha-Sieg keine Blöße gegeben und Hertha damit keine Chance auf den Relegationsplatz eröffnet. Der Rückstand auf Fortuna beträgt weiterhin acht Punkte. Unabhängig von diesen Ergebnissen vermied Weber es nachvollziehbarerweise, über das Thema Relegation oder gar Aufstieg zu sprechen. „Wir haben es in dieser Saison noch nicht geschafft, drei Spiele in Folge zu gewinnen. Das ist jetzt das kurzfristige Ziel“, sagte der 44-Jährige. Die fehlende Konstanz ist eines der Hauptprobleme in dieser Spielzeit. Am nächsten Wochenende tritt Hertha beim Karlsruher SC an.

Sieg gegen Hansa Rostock sollte Mutmacher für kommende Wochen sein

Angesichts der weiterhin nur noch geringen Chancen auf den direkten Wiederaufstieg ist es klar, dass der überzeugende Auftritt gegen Rostock vor allem als Mutmacher für die künftige Entwicklung dient. Trainer Dardai, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, sammelte auf jeden Fall Argumente für sich. Der Ungar, um den es in den vergangenen Wochen einige Diskussionen gab, stellte das Team gegen Hansa perfekt ein und betonte im Anschluss, wie viel Freude ihm die Zusammenarbeit mit der Mannschaft mache.

Neben der Trainer-Entscheidung wird es auch spannend, ob Hertha den Kader in großen Teilen zusammenhalten und das Potenzial selbst nutzen kann. Der finanziell klamme Klub wird auf Transfereinnahmen angewiesen sein. Reese und Tabakovic dürften, trotz bestehender Verträge, bei einigen Vereinen auf dem Zettel stehen. Auch für Marton Dardai und Juwel Ibrahim Maza soll es Interessenten aus der Ersten Bundesliga geben.