In diesem Fall ist es wirklich angebracht, dass man nicht nur von dem Spiel an sich und von einem 6:0-Sieg des favorisierten Bundesligisten berichtet. Die am Sonntagnachmittag im Mommsenstadion ausgetragene Begegnung zwischen dem Fünftligisten TuS Makkabi Berlin und dem VfL Wolfsburg in der ersten Runde des DFB-Pokals war eben mehr als nur ein Spiel.
Es war ein Ereignis, ein historisches noch dazu, weil sich erstmals ein jüdischer Verein für die Hauptrunde des geschichtsträchtigen Pokalwettbewerbs qualifiziert hatte. Mit TuS Makkabi Berlin ein Verein, dessen Geschichte über den Vorgängerverein Bar Kochba bis ins Jahr 1898 zurückgeht. Ein Verein, der für das Miteinander von Juden und Nicht-Juden in unserer Hauptstadt schon so viel geschafft hat. Der aber vor allen Dingen für eins steht: Widerstandsfähigkeit.
Kommentierende Worte in der Zeitung Jüdische Allgemeine
In der Zeitung Jüdische Allgemeine war im Hinblick auf die Partie jedenfalls Folgendes zu lesen: „78 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist die Teilnahme von Makkabi Berlin im DFB-Pokal ein weiteres leuchtendes Beispiel für die Unbeugsamkeit jener jüdischen Sportbewegung, die so lange unterdrückt wurde und sich bis heute mit Anfeindungen konfrontiert sieht. Es ist ein erneuter Sieg über die Schatten der Geschichte und ein Symbol für unsere Hoffnung und Vision.“

Apropos schaffen: Über Wochen hinweg hatten die Verantwortlichen und die Mitglieder des Klubs nichts anderes im Sinn gehabt, als dem Ganzen einen entsprechenden Rahmen zu geben. So ein Spiel muss unter den vielfältigen Maßgaben des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) ja erst mal organisiert werden. Und dann auch noch das Drumherum. Von A wie Anfahrt über D wie DJ-Pult über S wie Sicherheitskräfte bis hin zu V wie VIP-Zelt.
Makkabi hat Großartiges geleistet
Eine große Herausforderung ist so etwas für einen Oberligisten mit knapp 600 Mitgliedern. Für einen Amateurklub, der am vergangenen Wochenende beim Heimspiel gegen Union Fürstenwalde noch nicht einmal 100 Zuschauer zählte. Aber kurzum: TuS Makkabi hat in der Vorbereitung auf die Auseinandersetzung mit dem Konzernklub Großartiges geleistet, hat es fertiggebracht, dass das an sich so verschlafene Mommsenstadion einen Nachmittag voller Leben bot.
Ernst ging es im Endeffekt nur auf dem Rasen zu, der in einem guten Zustand war, aber natürlich nicht den Ansprüchen eines Bundesligisten genügt. Ja, so ein mitunter holpriges und stumpfes Grün hilft einem Underdog gern mal, sich in Richtung einer Sensation zu kämpfen.

Unter Beisein von DFB-Präsident Bernd Neuendorf hatte Makkabi Berlin in der vierten Minute auch gleich mal einen kecken Moment. Brian Petnga tunnelte an der Außenlinie Mattias Svanberg, was der sich nicht gefallen lassen wollte. Der Schwede reagierte mit einem Revanchefoul auf die kleine Frechheit. Worauf Riem Hussein, die Schiedsrichterin, Svanberg mit einer Gelben Karte bestrafte. „Makkabi-Makkabi-Makkabi“ skandierten die Anhänger der Gastgeber auf der Haupttribüne – mussten aber wenig später mit ansehen, wie ihre Mannschaft innerhalb von 60 Sekunden mit 0:2 in Rückstand geriet.

Keeper Krause schenkt Wolfsburg das zweite Tor
Hier eine Unachtsamkeit der Innenverteidiger Maximilian Stahl und Tim Häußler, die in letzter Konsequenz – nach einem Pfostenschuss von Jonas Wind – Lukas Nmecha zum 0:1 nutzen konnte (8.). Da ein grober Schnitzer von Keeper Jack Krause, der beim Aufbauspiel ins Dribbling ging, dabei den Ball allerdings an Wind verlor und peinlich berührt verfolgte, wie Wind den Ball über die Linie schob (9.).


