Fußball-Bundesliga

„Mach’s jut, Jessic!“: Hertha-Stürmer Ngankam beendet seinen Berliner Weg

Zweitligist Hertha BSC bedauert den Weggang von U21-Nationalspieler Jessic Ngankam nach Frankfurt – und hat jetzt ein Loch zu stopfen.

Trägt künftig das Trikot von Eintracht Frankfurt: Herthas bisheriger Angreifer Jessic Ngankam.
Trägt künftig das Trikot von Eintracht Frankfurt: Herthas bisheriger Angreifer Jessic Ngankam.Metodi Popow/imago

Dass Jessic Ngankam Hertha BSC verlässt, hatte sich angedeutet. Dass es ein emotionaler Abschied werden würde, auch. Denn die Herthaner lieben den Angreifer, Ngankam liebt Hertha BSC. So war das bisher. Der 22-Jährige trug das blau-weiße Trikot schon, als er fünf Jahre alt war. Und so postete er am Freitag, dem Tag des öffentlichen Abschieds, auf Instagram ein Foto von sich, auf dem er, nicht viel älter als fünf, mit kurzrasiertem Haar im Hertha-Trikot posiert. Damals hieß der Sponsor noch DB. Zu einem weiteren Foto aus der Vorsaison schrieb Ngankam: „Nach 18 Jahren Hertha BSC muss ich mich von euch verabschieden. Bis auf meine einjährige Zeit in Fürth habe ich mein ganzes Leben das blau-weiße Trikot getragen, worauf ich sehr stolz bin.“

Jessic Ngankam unterschreibt in Frankfurt bis 2028

Wenig später stellte er das offizielle Begrüßungsvideo von Eintracht Frankfurt ins soziale Netzwerk. Dort trägt er das schwarz-rote Trikot des Bundesligisten: „Here we go“, sagt Ngankam. „Ich freue mich schon, euch im Stadion zu sehen.“ Der Berliner hat einen Vertrag bis 2028 unterschrieben. So läuft das im Fußball-Business. Ngakam ist weg, das ist schade, aber wenigstens wechselt er nicht zum 1. FC Union, denken vermutlich viele Fans. Die Köpenicker hatten ebenfalls Interesse an dem bulligen Offensivspieler bekundet – aber einen Wechsel Richtung Alte Försterei schloss Ngankam kürzlich aus: „Weil ich Herthaner bin.“

Vorige Saison, die mit Herthas Abstieg in Liga zwei endete, war der junge Mann aus Spandau in der Rückrunde einer der Lichtblicke. Einer, der kämpfte. Einer, bei dem jeder spüren konnte, dass er sein Herz für Hertha einsetzt. Das betonte er mit emotionalen Gesten auch auf dem Feld, das brachte ihm eine Nominierung für die U21-EM. „Als Profi im Olympiastadion für die blau-weiße Fahne aufzulaufen, war einer der schönsten Momente meines Lebens. Eines kann ich ohne schlechten Gewissen sagen, ich habe immer alles gegeben auf dem Feld. Auch wenn wir letztes Jahr leider abgestiegen sind, durfte ich dennoch schöne Momente als Profi bei der Hertha erleben“, schrieb Ngaknam.

Er dankte allen, die ihm bei Hertha auf den Berliner Weg halfen, der jetzt erst mal zu Ende für ihn ist. „Es ist kein Geheimnis, dass wir viel und lange mit Jessic gesprochen haben und ihn gerne gehalten hätten. Leider hat er eine andere Entscheidung getroffen, die wir respektieren müssen“, kommentiert Herthas Sportdirektor Benjamin Weber den Weggang des Stürmers in einer Klub-Mitteilung. Bei Hertha wurde er Jugend-Nationalspieler, Deutscher Meister in der U19, Torschützenkönig in der U19-Bundesliga, er spielte in der Youth League.

Ngankams Entscheidung fiel zugunsten seiner Karriere aus. Nach einem Kreuzbandriss in Fürth 2021 und einer erneuten Knieverletzung zu Beginn der vergangenen Saison muss einer, der weiterkommen will, die Chance dazu ergreifen. Meist tut es gut, das sichere Nest dafür zu verlassen. Statt Zweitliga-Fußball erwarten ihn in Frankfurt nicht nur weiterhin die Herausforderungen der Ersten Liga, sondern auch Auftritte im Europacup. „Ich kam als kleiner Junge und gehe nun als Herthaner. Jetzt ist es Zeit von Zuhause auszuziehen und den nächsten Schritt in meiner Karriere zu gehen“, schrieb Ngaknam. 

Kommt jetzt Dursun für Angreifer Ngankam?

Die kolportieren vier bis fünf Millionen Euro für Ngankam sind für Hertha ein kleines Trostpflaster auf dem Weg der finanziellen Konsolidierung. Dafür verabschiedet sich eine Identifikationsfigur, die nicht zu den Großverdienern gehörte. Und: Ein anderer Angreifer muss her. Das könnte der frühere Darmstädter Serdar Dursun werden, der bei Fenerbahce Istanbul eher keine so guten Aussichten hat.

Auf Instagram kommentierten Ngankams bisherige Teamkollegen, die sich gerade in Österreich im Trainingslager auf die Zweitligasaison vorbereiten, die für Hertha am 29. Juli mit der Partie in Düsseldorf beginnt: „Let’s goooooo Brother“ (Marco Richter), „Auf geht’s bro“ (Marton Dardai) oder „All the best bro“ (Derry Scherhant). Hertha BSC postete mir einem weinenden Emoji: „Mach’s jut, Jessic! Wir werden dich vermissen!“