Fußball-Bundesliga

Union-Boss Zingler: „Das wird eins der modernsten und schönsten Stadien Europas“

Der Klubpräsident präsentiert beeindruckende Geschäftszahlen. Zudem ambitionierte Baupläne für die Alte Försterei, die weit über das Stadion hinausgehen.

Die Animation zeigt das Stadion An der Alten Försterei nach dem Umbau von der Waldseite aus.
Die Animation zeigt das Stadion An der Alten Försterei nach dem Umbau von der Waldseite aus.1. FC Union Berlin e. V.

Alle Jahre wieder gibt es beim 1. FC Union Berlin unmittelbar vor der Jahreshauptversammlung eine Runde, in der Dirk Zingler, der Präsident der Eisernen, die Berichterstatter über das unterrichtet, was ein paar Stunden später während der Jahreshauptversammlung schließlich auch den Mitgliedern mitgeteilt wird. Ein prima Service ist das, den am Montagmittag ein gutes Dutzend Journalisten wahrnahm. Und was sie dabei zu sehen und zu hören bekamen, war – wie zu erwarten war – sehr eindrucksvoll.

Zingler, der zur „Medieninformationsrunde“ auch Präsidiumsmitglied Oskar Kosche mitgebracht hatte, kündete nicht von einem schrittweisen, sondern von einem sprunghaften Wachstum seines Klubs, bezeichnete sich selbst als einen „zufriedenen Präsidenten“. In Anbetracht der durchweg positiven Entwicklung bei den Finanzzahlen hätte er sich allerdings auch als „sehr zufriedenen Präsidenten“ bezeichnen können. Die Zahlen sprechen jedenfalls für sich, hinzu kommt das sportliche Glück, wenngleich diesbezüglich ein leicht krisenhafter Jahresabschluss (o:5 in Leverkusen, 2:2 gegen Augsburg, 1:4 in Freiburg) zu beklagen ist.

Erstmals ein positives Eigenkapital

Im Vergleich zum Geschäftsjahr 2020/21, das von der Corona-Pandemie erheblich beeinflusst wurde, stieg der Umsatz des Klubs im Jahr 2021/22 von knapp 73 auf etwas mehr als 122 Millionen Euro, für das kommende Geschäftsjahr erwartet man gar eine Steigerung auf 157 Millionen Euro und einen „Konzernüberschuss“, wie Zingler das bezeichnete, also einen Gewinn von knapp 20,5 Millionen Euro. Der Gewinn für das vergangene Jahr wurde auf 12,7 Millionen Euro beziffert, während man für 2020/21 noch einen Verlust in Höhe von etwas weniger als zwölf Millionen bilanzieren musste.

Im Besonderen beim Sponsoring und in der Vermarktung habe man beträchtliche Zugewinne zu verzeichnen, erklärte der 58-Jährige. 27 Millionen Euro hatte man 2021/22 über diesen Geschäftszweig generiert, nachdem es für den Bilanzzeitraum zuvor noch knapp 15 Millionen Euro waren.

Zingler sprach von herausragenden Ergebnissen. Man fresse sich jetzt Speck für die Zukunft an, das Vermögen des Klubs wachse weiter, wobei er zunächst nur auf das 25 Millionen Euro teure Nachwuchsleistungszentrum verweisen wollte. Schließlich sei sogar davon auszugehen, dass der Klub im kommenden Jahr mit einem Plus von etwas mehr als vier Millionen Euro erstmals in seiner Geschichte ein positives Eigenkapital vorzuweisen habe. 

So soll der Innenraum des erweiterten Stadions aussehen.
So soll der Innenraum des erweiterten Stadions aussehen.1. FC Union Berlin e. V.

Überdies lenkte Zingler die Aufmerksamkeit noch auf zwei weitere sehr aufschlussreiche Kennzahlen. Zum einen auf die Personalkosten, welche man 2021/22 für die Lizenzspielerabteilung aufgewendet habe. 43 Millionen Euro waren das, was in der Gegenrechnung zum sportlichen Erfolg als geradezu sensationell wenig betrachtet werden darf. „Davor ziehe ich wirklich meinen Hut“, sagte Zingler. Zum anderen wies er noch mal auf die aktuelle Mitgliederzahl hin: 48.300. Und es werden immer mehr, was der Präsident wie folgt deutete: „Das macht uns stolz, ist letztlich auch ein klarer Vertrauensbeweis für unser Handeln.“ 

Aber genug der Zahlen, hin zu den Absichten und Visionen, die Zingler mit seinem Präsidium in den vergangenen Wochen und Monaten entwickelt hat und Montagmittag nicht ohne Stolz präsentierte. Vor einer Woche sei man mit dem Land Berlin beim Notar gewesen und habe dabei vertraglich den Kauf des bis dato auf Basis eines Erbbaurechtsvertrages genutzten Grundstücks An der Alten Försterei fixiert, erzählte er und wies darauf hin, dass das Land Berlin sich vorbehalte, demnächst selbst den Kaufpreis kundzutun. Dann brachte er den Anwesenden anhand von Grafiken und Animationen näher, was man im Rahmen der bis dato „größten Investitionsphase“ des Klubs so alles im Sinn und in Planung habe. Und das alles geht tatsächlich weit über den Umbau des Stadions An der Alten Försterei hinaus.

Ein Trainingszentrum für die Profis

In einer ersten Bauphase wird das Geschäftsgebäude, das alte Forsthaus, saniert. Baubeginn hierfür ist das Frühjahr 2023. Wenig später soll unmittelbar vor der Sporthalle an der Hämmerlingstraße der Spatenstich für ein Profitrainingszentrum erfolgen, mit einem zweieinhalbstöckigen Funktionsgebäude (2500 Quadratmeter Nutzfläche) und zwei ausschließlich den Lizenzspielern vorbehaltenen Übungsplätzen. Um dies verwirklichen zu können, wurde mit dem Bezirk erst neulich ein entsprechender Nutzungsvertrag unterzeichnet. 

Auch ein großes Parkhaus, errichtet über dem Parkplatz P1, soll es auf dem nun vereinseigenen Gelände geben, und mit einem neuen, beeindruckend großen, gar dreistöckigen Klubhaus (anstelle des Containerbaus vor der Waldseite) einen Ort der Freude (Fankneipe) und Arbeit (Büros) dazu. Innerhalb von zwölf bis 14 Monaten will man damit fertig sein, wenn die Organisation einen derartigen Kraftakt verträgt, also im Sommer oder Herbst 2024, zeitgleich aber auch den Umbau des Stadions angehen. 

Auch ein dreistöckiges Klubhaus mit Fankneipe soll es auf dem nun vereinseigenen Gelände geben.
Auch ein dreistöckiges Klubhaus mit Fankneipe soll es auf dem nun vereinseigenen Gelände geben.1. FC Union Berlin e.V.

Auch bei diesem Projekt würden „die Dinge immer konkreter“ werden, sagte Zingler, der als Baubeginn für die neue Alte Försterei den Sommer 2024 anvisiert hat. Das ist ambitioniert, im Besonderen da ein rechtskräftiger Beschluss für das notwendige Planstellungsverfahren noch aussteht. Sollte es in diesem Zusammenhang noch „eine Wende“ geben, „würde ich das als politischen Skandal betrachten“, so Zingler, der den Umbau in einem Zug durchziehen will, was zur Folge hätte, dass man über eine ganze Saison hinweg, also womöglich schon die Saison 2024/25, das Olympiastadion als Spielstätte nutzen würde.

Auch die Haupttribüne wird umgebaut

Zingler fügte allerdings in seinen Ausführungen sogleich Folgendes an: „Vielleicht ist es auch die Saison 2025/26. Es ist nicht wichtig für uns, wann das Stadion fertig ist, weil es ein Generationenprojekt ist. Wir wollen erst mal verlässliche Bedingungen und Kostenrahmen schaffen, bevor wir loslegen. Was wir nicht tun werden, ist, den Klub in Gefahr zu bringen, weil wir zu riskant kalkulieren. Wir haben aber klare Vorstellungen und werden im März oder April kommenden Jahres umfassend über Ablauf und Kosten informieren.“

Fest steht, dass das Stadion nicht mehr offen, sondern geschlossen sein und insgesamt 37.700 Zuschauer fassen wird. Überdies, dass die Haupttribüne mit einer vierten Etage aufgestockt, der Unterrang an den anderen drei Seiten hingegen komplett neu aufgebaut werden muss, was nicht jedem Fan gefallen wird. Und das alles im „Industriebaustil Oberschöneweide“ (Zingler), getragen von einer Überzeugung, die der Präsident wie folgt in Worte fasste: „Das wird eines der modernsten Stadien in Europa sein. Und natürlich eins der schönsten.“ Wobei das natürlich Ansichtssache ist.