Lange hatte es gedauert. Seit dem ersten Pflichtspiel dieses Jahres, beim 3:1-Sieg gegen 1899 Hoffenheim, hatte Paul Jaeckel nicht mehr in der Startelf des 1. FC Union Berlin gestanden. Dann ließ ihn Trainer Urs Fischer am vergangenen Wochenende bei der 1:2-Niederlage in Dortmund erstmals wieder von Beginn an ran, bevor er am Sonntag gegen den VfL Bochum erneut an der Seite von Robin Knoche und Danilho Doekhi in der Dreierkette verteidigen durfte.
Nach 45 Minuten schien gegen den Abstiegskandidaten auch noch alles nach Plan zu laufen. Für Union. Und auch für Paul Jaeckel. Der Favorit führte durch das Traumtor von Josip Juranovic (45.+2) mit 1:0, Jaeckel und seine Abwehrkollegen hielten die Bochumer Angreifer vom eigenen Tor fern. Kurzum: Der ehemalige Fürther lieferte Fischer zunächst keine Argumente, im Saisonendspurt auf ihn zu verzichten.
Nach der Pause allerdings verfielen die Köpenicker in eine seltsame Lethargie. Bochum machte Druck und Jaeckel wusste sich schon nach fünf Minuten nur mit einem Griff an die Schulter des schnellen Christopher Antwi-Adjej zu helfen. Schiedsrichter Tobias Stieler zeigte ihm folgerichtig die Gelbe Karte. Zehn Minuten später kam der Unioner im Mittelfeld gegen Patrick Osterhage zu spät, der Unparteiische zückte erneut Gelb und schickte Jaeckel vom Platz. Dazwischen kassierten die Eisernen das Gegentor zum 1:1-Endstand durch Kevin Stöger.
Welchen Vorwurf er seinem Spieler machen würde, wurde Fischer auf der anschließenden Pressekonferenz gefragt. „Wenn du schon Gelb hast, musst du dir schon sicher sein, wenn man so hingeht. Ein zweites Mal würde er es vermutlich anders lösen“, sprach der Schweizer Klartext. Mit zehn Mann kamen die Gastgeber zwar noch zu weiteren Chancen, mussten mit einem Zähler am Ende aber trotzdem zufrieden sein.
Paul Jaeckel hat sich mit seinem Platzverweis nach monatelanger Wartezeit selbst aus der Startelf manövriert. Im nächsten Auswärtsspiel bei Borussia Mönchengladbach (Sonntag, 19.30 Uhr) wird er gesperrt fehlen. Dann dürfte aller Voraussicht nach wieder Diogo Leite beginnen. Jaeckels Fauxpas ist das große Glück des Portugiesen, der in diesem Jahr bislang kaum zu überzeugen wusste.


