Kommentar aus dem Trainingslager

Rassismus beim Union-Spiel: Dirk Zinglers Statement kann nur der Anfang sein

Ein Fan des 1. FC Union Berlin leistet sich eine rassistische Entgleisung. Ja, es war nur ein einzelner Zuschauer. Das macht die Sache aber nicht besser. Ein Kommentar.

Dirk Zingler hat nach dem rassistischen Vorfall im Union-Trainingslager klare Kante gezeigt.
Dirk Zingler hat nach dem rassistischen Vorfall im Union-Trainingslager klare Kante gezeigt.Contrast/Imago

In der Hitze des sportlichen Gefechts können einem schon mal die Nerven durchgehen. Das ist beim Fußball nicht anders als in anderen Sportarten, das kann auf, aber auch neben dem Platz passieren. Am Dienstagnachmittag hat ein Fan des 1. FC Union Berlin am Rande des Testspiels gegen den FC Schweinfurt 05 (0:1) zwei Spieler des Gegners laut hörbar rassistisch beleidigt. Nur am Rande sei hier noch mal erwähnt, dass es eben nur eine Partie in der Vorbereitung war. Sportlich ging es – außer um ein paar Erkenntnisse für die anstehende Saison – um gar nichts. Und selbst wenn: Wenn sich Spieler den Ausdruck „schwarze Sau“ anhören müssen, ist das mit keinerlei Brisanz in welchem Duell auch immer zu rechtfertigen.

Präsident Dirk Zingler, der selbst nicht anwesend war, hat noch am Abend klare Kante gezeigt: „Rassisten sind Idioten – auch wenn sie Union-Trikots tragen. Wer Menschen herabwürdigt, hat bei uns keinen Platz. Wer damit ein Problem hat, soll gehen. Union steht für Zusammenhalt, nicht für Hass.“ Mit Zingler muss man nicht immer einer Meinung sein, an dieser Stelle darf es aber keine zweite geben!

Es stellt sich trotzdem die Frage, warum der Zuschauer, der unter vielen Union-Fans stand, nach seinem ersten Zwischenruf überhaupt noch am Platz stehen konnte. Waren da nicht genug umliegende Fans, die den Mann möglicherweise sogar persönlich kennen, um einzugreifen? Dem Ordnungsdienst oder gleich der Polizei Bescheid zu geben? Es brauchte einen neutralen Beobachter, der beruflich vor Ort war und ein Stück weit entfernt saß, um überhaupt auf den Zwischenfall aufmerksam zu machen.

Mit Ilyas Ansah, Oluwaseun Ogbemudia und Stanley Nsoki stehen aktuell drei dunkelhäutige Profis im Aufgebot des 1. FC Union Berlin. Spieler aller möglichen Nationalitäten sowieso. Es darf auf keinem Fußballplatz in Deutschland passieren, dass diese Spieler Angst vor fremdenfeindlichen Äußerungen haben müssen. Da spielt es auch keine Rolle, wer, wann, wie und wo welches Fußballtrikot getragen hat.

Zinglers Statement zum Vorfall in Herzogenaurach darf nur der Anfang sein. Hoffentlich zeigen beim nächsten Mal auch unmittelbar Beteiligte eine ganz klare Haltung. Der Verein ist in jedem Fall gut beraten, diese verbale Vollkatastrophe nicht als Einzelfall abzutun.