Es war DIE Transfer-Meldung des Winters. Isco, fünfmaliger Champions-League-Sieger mit Real Madrid, würde einen Vertrag beim 1. FC Union Berlin unterschreiben, am Deadline Day in die Bundesliga wechseln. 24 Stunden später hatte sich all der Trubel, all die Aufregung schon wieder verflüchtigt. Der Spielgestalter und dessen Berater waren unverrichteter Dinge wieder nach Spanien zurückgereist.
Oliver Ruhnert, Geschäftsführer Profifußball, hatte sich danach schon klar und deutlich geäußert („Wir hätten Isco gerne bei uns gesehen, aber wir haben unsere Grenzen. Diese wurden heute entgegen der vorherigen Vereinbarung überschritten, deshalb kommt der Transfer nicht zustande“) und auch Iscos Berater-Agentur hatte sich zu Wort gemeldet – nur der Spieler selbst schwieg. Bis jetzt.
In einem großen Interview mit der spanischen Sportzeitung Marca erzählt der 31-Jährige nun seine Version der Dinge. Dabei tritt er heftig gegen die Köpenicker nach, wirft dem Klub mangelnden Respekt und Unehrlichkeit vor. Und vielleicht ist es bei der Beurteilung der Geschichte wichtig zu wissen, dass all das, was er zuvor beim FC Sevilla erlebt hatte, ihn mit großer Hoffnung und Vorfreude nach Köpenick reisen ließ.
Zunächst sei er wirklich sehr daran interessiert gewesen, nach Berlin zu wechseln: „Union stand in der Bundesliga sehr gut da, war in der Europa League vertreten, der Vertrag war ein guter, das Projekt wirkte auch gut. Also habe ich zugesagt.“ Danach allerdings hätten die Unstimmigkeiten ihren Lauf genommen. Nachdem er im Flughafen in Empfang genommen worden war, absolvierte er den Medizincheck, doch schon auf dem Weg ins Krankenhaus habe es den ersten Dämpfer gegeben.
„Man sagte mir im Auto: ‚Letztlich können wir dich nicht für die Europa League melden.‘ Ich antwortete: ‚Das erzählst du mir jetzt?!‘ Die Antwort war, dass der Verein es bis zum Ende versucht hatte und es letztlich nicht klappte.“ Diesen Umstand habe er noch in Kauf genommen, nicht allerdings das, was danach passierte.
Isco: „Auf dem Weg zur Vertragsunterschrift wurde ich ein zweites Mal angerufen. ‚Hör mal, jetzt ist es nicht mehr dieser Geldbetrag, es ist weniger.‘ Ich habe diese Änderung akzeptiert, die nicht zu den vorab vereinbarten Bedingungen gehörte, wegen denen ich eigentlich gekommen war. Zehn Minuten später wurde ich ein drittes Mal angerufen und mir gesagt, dass der Betrag für die kommende Saison ebenso nicht der vereinbarte ist und man das noch einmal überarbeiten müsste.“
Frustriert habe er danach seine Sachen gepackt und sei zurück nach Spanien geflogen. Auch ein halbes Jahr später ist der Mittelfeldspieler, der zuletzt für den FC Sevilla auflief, noch ohne Verein. Über das, was in Berlin passiert sei, habe er sich viele Gedanken gemacht. „Das, was sie gemacht haben, war respektlos. Ich bin keine 18 Jahre alt, es ist auch nicht der erste Vertrag, den ich unterschreibe“, sagte Isco.
Isco: „In Sevilla wurde ich körperlich attackiert“
Seine Enttäuschung resultiere nicht allein aus dem gescheiterten Wechsel in die Bundesliga. In Sevilla habe er kurz zuvor Unglaubliches erlebt, wie er der Marca weiter erzählt. Nach Andalusien war er mit seiner Frau und den drei Kindern gezogen, weil dort in Julen Lopetegui ein Trainer am Werk war, der schon in seiner Zeit bei Real Madrid auf ihn gebaut hatte. Der Coach wurde allerdings im Herbst entlassen.
„Ich habe innerhalb des Klubs viel Seltsames erlebt. Sie haben meine Berater angerufen, um mich loszuwerden – ohne mit mir selbst zuvor darüber zu reden. Als ich davon erfuhr, ging ich direkt zu Monchi (Sevillas Sportdirektor; Anm. d. Red.). Ich sagte ihm: ‚Ich habe das mitbekommen. Ich weiß nicht, was los ist, ob ihr mich wollt oder nicht. Sei bitte ehrlich zu mir und wir klären das ohne Probleme‘“, erzählt Isco.
Und weiter: „Nach diesem Gespräch behauptete Monchi, dass ich gehen wolle – was nicht stimmte. Er rief mich und meinen Anwalt jeden Tag an und drängte uns dazu, die Kündigung zu unterschreiben.“ Dann ging Isco nach einem Training erneut zu Sevillas Sportdirektor: Er sagte: „‚Schau mal, Monchi. Du bist nicht ehrlich zu mir, auch nicht zu den Leuten, denen du Dinge erzählst. Ich will bleiben und du gehst raus und sagst, ich wolle gehen.‘ Und dann gab es einen kleinen Konflikt. Es ist hart, was ich jetzt sagen werde. Ich sagte ihm, dass er der größte Lügner ist, dem ich in der Welt des Fußballs begegnet bin – und er griff mich an. Er kam auf mich zu, packte mich am Hals. Wir rissen uns voneinander los und mussten getrennt werden.“ Das sei auf dem Weg zu den Umkleiden passiert.


