Noch vor dem Rückflug mit der Chartermaschine Richtung Berlin hatte Urs Fischer seine Erkenntnisse des sportlich mäßigen Testspiel-Tagestrips nach Ungarn schnell zusammengefasst. „Was soll ich sagen? Erste Halbzeit zu viele Fehler, leichte Ballverluste, in manchen Situationen gab es zu viel Hektik. Aber ich denke, in der zweiten Halbzeit war es besser. Wir starten gut, aber wieder ein großer Fehler, 3:1. Und dann, klar, man hat gesehen, dass das andere Team nah am Saisonstart ist. Wir haben noch vier Wochen, um uns auf das erste Spiel vorzubereiten“, sprach der Trainer des 1. FC Union Berlin nach dem 2:3 gegen den ungarischen Pokalsieger Zalaegerszegi TE FC einem heimischen Reporter auf Englisch ins Mikrofon.
Weitere Aussagen der Eisernen zu der Niederlage in brütender Hitze wurden nicht überliefert. Über Sinn und Unsinn eines Kurztrips in den Südwestzipfel Ungarns unweit des Balaton war schon im Vorfeld diskutiert worden. Die Partie wird somit am ehesten noch durch die Premierentore von Mikkel Kaufmann und Brenden Aaronson sowie das Debüt des Chelsea-Leihspielers David Datro Fofana in Erinnerung bleiben. Weitere sportliche Erkenntnisse erhofft sich Fischer dann vom ersten Test-Heimspiel am Mittwoch (18.15 Uhr) gegen Rapid Wien im Stadion an der Alten Försterei.
Dirk Zingler rechtfertigt Unions Umzug ins Olympiastadion
Die großen Umbrüche bei Union werden momentan noch eher abseits des Platzes demonstriert. Ausführlich äußerte sich Klubchef Dirk Zingler in einem Interview der Morgenpost zu den diversen heiklen Themen, die sich in Köpenick in jüngster Zeit zusammenbrauen. Erklärungs- und Rechtfertigungsbedarf gibt es immer noch zum Umzug ins Olympiastadion für die Champions-League-Heimspiele und zum Ja-Votum der Eisernen beim letztlich gescheiterten Investorenprojekt der Deutschen Fußball-Liga.
Für Fischer relevanter ist aber das unverrückbare Bekenntnis, dass auch in der kommenden Königsklassen-Spielzeit im Tagesgeschäft Bundesliga keine Traumschlösser gebaut werden. Die 40-Punkte-Marke bleibt für Zingler das Mantra, auch wenn die Konkurrenz den Understatement-Trick es Emporkömmlings längst durchschaut hat.
Union sei „ein beispielgebender Verein im deutschen Profifußball geworden, was mit geringeren finanziellen Möglichkeiten alles erreicht werden kann. Das geht natürlich einigen tierisch auf die Nerven, dass Union aus Köpenick Siebter, Fünfter und Vierter geworden ist und dreimal internationale Plätze aus einer Gruppe des deutschen Fußballs hinausgenommen hat, die sonst eigentlich unter sich bleiben möchte“, merkte ZIngler süffisant an.
Ohne Übermut bleibe es dabei: „Wir wollen wieder 40 Punkte erreichen, und wir werden um jeden Punkt in der Champions League und um jeden Sieg im DFB-Pokal fighten. Wir werden uns nicht ergeben. Trotzdem bleibt das wichtigste Vereinsziel der Klassenerhalt in der Bundesliga, denn das ist die Basis für alles andere. Diesen Traum sollten wir nicht durch falsche Ziele gefährden“, sagte Zingler.
Zingler widerspricht Kritik an Zustimmung für Investoren-Deal
Stadionfrage und Investoren-Zustimmung waren für den 58-Jährigen letztlich logische Entscheidungen. „Wir üben keinen Verrat an der Alten Försterei, wir schaden dem Klub nicht, wenn wir für diesen besonderen Wettbewerb ausnahmsweise ins Olympiastadion gehen“, sagte der Präsident. Zingler bestätigte mögliche Mehreinnahmen in Höhe eines sehr kleinen einstelligen Millionenbetrages durch das deutlich größere Fassungsvermögen der ungeliebten Arena in Westend. Dies sei aber nicht das entscheidende Argument. „Weil die politische Dimension dieser Entscheidung jeglichen wirtschaftlichen Mehrwert übersteigt“, sagte der 58-Jährige und versprach, die Eintrittskosten auch für Familien moderat zu halten.




