Torsten Mattuschka hat lange genug selbst Fußball gespielt, gibt sein Wissen mittlerweile als Co-Trainer bei Regionalligist VSG Altglienicke weiter. Er weiß, abgerechnet wird immer erst am Schluss einer Saison. Und dennoch glaubt auch der 42-Jährige, der beim 1. FC Union Berlin eine echte Vereins-Legende ist, fest an den Champions-League-Einzug der Köpenicker.
Im Interview mit der Berliner Zeitung spricht er zudem über die unbefriedigende Situation von Kapitän Christopher Trimmel, die Personalie Sheraldo Becker, der gerade erst den Berater gewechselt hat, und gibt einen Tipp ab, wer am Ende deutscher Meister wird.
Herr Mattuschka, vor einigen Monaten haben Sie sich auf die Wette eingelassen, sich von Christopher Trimmel tätowieren zu lassen, sollte der 1. FC Union Berlin in die Champions League einziehen. Steht der Termin schon fest?
Noch nicht. Das machen wir erst, wenn sie wirklich fix qualifiziert sind. Aber die Wette gilt natürlich noch, zu dem Einsatz stehe ich auch.
Klappt’s denn mit der Königsklasse für Union?
Ich glaube schon, dass das passieren wird. Es war zwar nie zu erwarten, dass die Mannschaft so lange so weit oben stehen wird, aber jetzt ist die Ausgangsposition hervorragend. Sensationell, dass alle Beteiligten das bis hierhin schon durchgezogen haben. Jeder hat gedacht, dass Union irgendwann einbrechen würde, aber sie sind einfach zu gefestigt. Eine eklige Truppe und ein zusammengeschweißter Haufen.
Am Sonnabend geht’s nach Hoffenheim zu einer Mannschaft, die gegen den Abstieg kämpft. Mit diesen Gegnern hat sich Union zuletzt etwas schwergetan. Siehe Bochum. Siehe Augsburg.
Hoffenheim sollte man nicht mit Bochum oder Augsburg vergleichen. Sie erleben eine komplizierte Saison, aber individuell und von der gesamten Stärke des Kaders ist das eine Mannschaft, die unter die ersten acht Teams der Bundesliga gehört. Das wird ein heißes Duell und wäre keine riesige Überraschung, wenn man da auch mal verliert.
In den vergangenen Jahren hatte Union Berlin schon immer frühzeitig die ersten Zugänge für die darauffolgende Saison bekanntgegeben. Bislang ist es in dieser Hinsicht noch ziemlich ruhig ...
Wenn der Verein die Champions League erreicht, werden die Verantwortlichen sicherlich in einem anderen Regal Ausschau halten und versuchen, dort zuzuschlagen. Letztlich ist doch aber entscheidend, dass ein neuer Spieler auch in die Finanz- und Gehaltsstruktur passt. Man muss aufpassen, nicht drei oder vier Spieler zu holen, die dieses Gefüge sprengen. Wenn diese Spieler sportlich nämlich nicht funktionieren, kann so etwas für Unruhe innerhalb der Mannschaft sorgen.
Zumindest ein paar Gerüchte gab es. Schalkes Alex Kral, Werder-Stürmer Marvin Ducksch oder Jessic Ngankam von Hertha BSC wurden als potenzielle Zugänge gehandelt. Wer von ihnen würde am ehesten zu Union passen?
Ich denke, dass jeder Spieler, der für Union interessant ist, am Ende auch zu Union passt. Die Verantwortlichen aus dem Scouting-Bereich haben in den letzten Jahren richtig gute Arbeit geleistet, denn es gab nicht viele Spieler, die nicht funktioniert haben. Zumindest nicht im Verhältnis zu denen, die sich dort hervorragend entwickelt haben.
Ein Profi, der sich mit dem Verein gemeinsam entwickelt hat, ist Christopher Trimmel. Vor dem Spiel gegen Freiburg hat er sportlich aber fast gar keine Rolle mehr gespielt. Wie beurteilen Sie seine Situation?
Trimmi hat ja am Dienstag erst etwas zu dem Thema gesagt und das, was er sagt, kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich verstehe ihn komplett. Der Kapitän als verlängerter Arm des Trainers gehört eigentlich auf den Platz. Ich finde gut, dass er aus seiner Unzufriedenheit keinen Hehl macht. Für Urs Fischer ist die Gemengelage sicherlich auch nicht einfach, aber am Ende des Tages muss er eben eine Entscheidung treffen. Als betroffener Spieler kann man die oft nicht nachvollziehen.
Sheraldo Becker wurde immer wieder mit einem Wechsel in die Premier League in Verbindung gebracht. Würde ihn die Champions League in Berlin halten?
Ich denke, dass er nach England wechseln wird und Union sollte so viel Ablöse wie möglich herausholen. Wenn sie 15 oder 20 Millionen mit ihm einnehmen können, wäre das eine unfassbare Summe für den Verein. Es ist Fakt, dass er in der Premier League das Drei- oder Vierfache verdienen kann, er ist schon 28 Jahre alt und kann mit einem Vertrag über mehrere Jahre für sich und seine gesamte Familie aussorgen. Das ist legitim.



