Stadtmeisterschaft zum Dritten

Hertha gegen Union: Das letzte Tor entscheidet das Berliner Derby

Die Gastgeber können mit einem Sieg zwar noch nicht die Saison retten, aber zwei Derbypleiten vergessen machen und auf Schwung für die Restsaison hoffen.

Eiserner Fan-Jubel: Mit dem Pokalsieg im Januar war das Thema Stadtmeisterschaft schon im Sinne von Union entschieden.
Eiserner Fan-Jubel: Mit dem Pokalsieg im Januar war das Thema Stadtmeisterschaft schon im Sinne von Union entschieden.imago/Matthias Koch

Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten – Stadtmeisterschaft reloaded! Obwohl, entschieden ist sie ja nach den ersten beiden Duellen der Spielzeit. In der Liga behielt der 1. FC Union beim 2:0 die Oberhand, im Pokal verpassten sie Hertha BSC im Achtelfinale mit einem 3:2-Erfolg im Olympiastadion einen herben Dämpfer. Tabellarisch als auch in dieser fiktiven Wertung sind die Köpenicker vom Rivalen aus dem Westend nicht mehr zu verdrängen. Es steht also 2:0 für die Köpenicker. Und doch erinnert die Situation vorm erneuten Aufeinandertreffen an diesem Sonnabend (18.30 Uhr) im diesmal ausverkauften Olympiastadion ein klein wenig gelebtes Brauchtum auf dem Bolzplatz von früher – das letzte Tor gewinnt.

Die Hertha-Seele könnte mit einem Erfolg über die Eisernen noch mal so richtig gestreichelt werden. Ein Sieg gegen den aus der Sicht des Westends Emporkömmling wäre Balsam auf schlecht vernarbte blau-weiße Wunden. Vielleicht könnten danach sogar die ersten beiden Pleiten vergessen werden. Oder immerhin als nebensächlich betrachtet werden.

Urs Fischer musste ein klein wenig Grinsen, als er mit diesem Bolzplatzritual konfrontiert wird. „Ich kenne diese Spielform auch von früher. Am Abend, wenn es sonst so zu spät wurde, weil es dunkel wurde. Das letzte Tor gewinnt. Ob sie das so sehen können, muss Hertha für sich entscheiden. Wir schauen auf uns“, so der Schweizer Fußballehrer.

Wiedergutmachung oder Absturz?

Das Stimmungsbarometer an der Wuhle würde doch um einige Striche sinken, wenn der am Boden liegende Stadtrivale ausgerechnet nun die Oberhand behalten würde. Zumal es die frisch postulierten Europacupambitionen der Köpenicker erheblich behindern würde.

Es wäre mit Sicherheit ein Stück weit eine Wiedergutmachung für die Anhänger der Alten Dame. Doch das alleine langt natürlich nicht. Denn was nützt es, wenn die Blau-Weißen zwar die Köpenicker schlagen, das Horrorszenario Abstieg aber nicht vermeiden können.

Aber dennoch gibt es Grund zu der Annahme, dass ein Dreier im Derby beflügeln könnte. Dass dann in die direkten Duelle um den Klassenerhalt gegen Augsburg, Stuttgart und Bielefeld mit breiter Brust gegangen werden kann. Allein dafür wäre ein Sieg gegen Union so wichtig.

Und das der im Bereich des Möglichen ist, weiß Unions Trainer Urs Fischer auch. Er sieht sich mit dem schwersten der drei Spiele gegen Hertha konfrontiert. „Wenn ich so die letzten beiden Spiele betrachte, dann habe ich nicht das Gefühl, dass sie verunsichert sind. Das wird ein Kampfspiel zweier Menschen, die sich wirklich gar nichts schenken werden“, so der 56-Jährige.

Endlich wieder Stimmung im Olympiastadion

Es wird auch das erste Spiel vor voller Hütte im Olympiastadion für beide Teams. Bislang fanden nahezu alle Derbys dort vor einer Geisterkulisse statt. Oder halt vor deutlich verminderten Zuschauerkapazitäten. Auch das verleiht diesem Kick eine besondere Würze. Mit mindestens 12.000 Unionfans muss Hertha rechnen. Da wird Stimmung in der Schüssel sein. „Ich hoffe, dass das wertvoll ist. Ich habe das ja so auch noch nicht erlebt. Auch viele meiner Jungs nicht. Darauf freuen wir uns. Darauf haben wir hingearbeitet“, so Fischer.

Für die Fans ist das also das Spiel des Jahres. Welches die Stimmungslage für die kommenden Aufgaben setzen wird. Unions Chefcoach geht da pragmatischer ran. „Ich schaue das ein bisschen nüchtern an. Am Ende geht es um die Schlussabrechnung, die muss stimmen. Und wenn wir am Sonnabend drei Punkte mehr auf Konto haben, könnte mir das gefallen“, so der 59-Jährige.