So ein Derby hat für die Trainer der beiden Mannschaften die leidige Konsequenz, dass sie im Vorlauf nicht nur zur aktuellen Situation des eigenen Teams, sondern auch zur aktuellen Situation des gegnerischen Teams Auskunft geben sollen, und das mannigfach. Das geht, wie sich am Donnerstag bei der Pressekonferenz des 1. FC Union Berlin gezeigt hat, dann gern auch mal so weit, dass ein Fußballlehrer mit der Frage konfrontiert wird, ob er sich in die Gemütslage der Kontrahenten „reinfühlen“ könne. In diesem Fall: Ob Urs Fischer, der Trainer der Eisernen, die am Sonnabend (18.30 Uhr) zum Stadtduell im Olympiastadion zu Gast sind, sich in die vom Abstieg bedrohten Akteure von Hertha BSC „reinfühlen“ könne.
Fischer, das muss man ihm lassen, verliert in solchen Situationen, nie die Contenance. Zwar lässt er erkennen, wie er bei solchen Einlassungen um eine Antwort ringt, und doch gibt er eine. „Ich glaube“, sagte er bezüglich der Blau-Weißen, „die Situation ist nicht einfach für sie. Bei den letzten beiden Auftritten haben sie aber nicht den Eindruck erweckt, als wären sie nicht bereit für die Aufgabe.“
Hohes Maß an Willensstärke
Unter Felix Magath wären die Herthaner in den Spielen gegen Hoffenheim und Leverkusen „sehr kompakt, zum Teil sehr tief gestanden“, führte der Schweizer aus. Man sehe schon „eine gewisse Handschrift“, aber letztlich wäre es schwierig, sich nach nur zwei Spielen unter dem neuen Trainer eine klare Meinung zu machen. Und überhaupt: „In erster Linie schaue ich auf meine Mannschaft.“

Und die geht zweifellos als Favorit in das Derby. Das im Besonderen, weil die Unioner beim 1:o gegen den 1. FC Köln wieder einmal unter Beweis gestellt haben, dass man mit einem hohen Maß an Leistungsbereitschaft, Willensstärke und Konzentrationsfähigkeit den Erfolg auch erzwingen kann. Als Indiz führte Fischer die Gesamtzahl der intensiven Läufe seiner Spieler an: 260. „So viele hatten wir in dieser Spielzeit während eines Spiels noch nie absolviert.“
Einigkeit im Mannschaftskreis
Aus diesem guten Gefühl heraus hat man sich in Köpenick nun auch auf ein neues Ziel für die Bundesliga verständigt. Fischer berichtete jedenfalls von einem Gespräch, das man dahingehend im Laufe dieser Woche im Mannschaftskreis geführt habe. „Wir sind uns einig, dass wir an Platz fünf oder sechs herankommen wollen“, erklärte der 56-Jährige: „Oder dass wir zumindest Platz sieben absichern. Denn der könnte auch dieses Mal für die Teilnahme an der Conference League reichen.“
