Drei Testspiele in anderthalb Wochen, dazu zahlreiche Trainingseinheiten und Leistungstests: Der erste Teil der Rückrundenvorbereitung ist vorbei, der Konkurrenzkampf auf mehreren Positionen groß. Gerade auf den beiden Außenverteidigerpositionen geht es eng zu. Rechts kämpfen beim 1. FC Union Berlin mit Christopher Trimmel und Julian Ryerson zwei Vorzeigeprofis um den Stammplatz, links verhält es sich mit Niko Gießelmann, Tymoteusz Puchacz und Ryerson, der hier ebenfalls agieren kann, ähnlich.
In den drei Testkicks unterliefen beispielsweise Trimmel beim 4:1 gegen den FC St. Gallen einige Pass- und Stockfehler, Puchacz misslangen Dribblings und Ryerson stand beim 3:2-Erfolg gegen den FC St. Pauli beim zweiten Gegentor zu weit weg von Torschütze Johannes Eggestein. Andererseits traf Trimmel gegen den Schweizer Erstliga-Dritten, sorgte Puchacz auf seiner Seite jeweils für viel Wirbel und bereitete Ryerson den Siegtreffer gegen die Kiezkicker mit einer perfekt getimten Flanke vor.
Diese Eindrücke untermalen, dass sich keiner von seinen Mitbewerbern abheben konnte, alle haben ihre Stärken sowie Schwächen und hängen sich voll rein. Gießelmann erzielte gegen St. Gallen ein schönes Schlenzer-Tor, war ansonsten aber nicht ganz so auffällig unterwegs wie Puchacz, der wiederum mit anderen Vereinen (Panathinaikos Athen, FC Venedig) in Verbindung gebracht wird.
In seiner jetzigen Form kann er Union allerdings weiterhelfen, weshalb sich nach den Trainings- und Testspieleindrücken die Frage stellt, ob die Eisernen den früheren polnischen Nationalspieler überhaupt abzugeben gedenken. Denn momentan muss sich Gießelmann gehörig strecken, um seinen Stammplatz gegen ihn und Ryerson zu behaupten.

Gedränge im Mittelfeldzentrum des 1. FC Union Berlin
Eigengewächs Linus Jurschik durfte in der Vorbereitung zwar reinschnuppern, doch dass sich der 17-Jährige gegen die drei erfahrenen Profis behaupten kann, ist eher unwahrscheinlich.
Nominell noch mehr Auswahl hat Trainer Urs Fischer im Mittelfeldzentrum, wo Stratege Rani Khedira vorerst weiter gesetzt sein dürfte. Auch Edeltechniker Janik Haberer hat gute Karten. Hinter ihnen müssen sich Morten Thorsby, Paul Seguin, Genki Haraguchi, Milos Pantovic, Aljoscha Kemlein, Levin Öztunali, Kevin Möhwald und Fabio Schneider strecken, um sich gegen die anderen Akteure durchzusetzen.
Groß in den Vordergrund konnte sich keiner der genannten Spieler im ersten Teil der Wintervorbereitung drängen. Die nächste Gelegenheit dafür bietet sich im Trainingslager in Spanien (2. bis 11. Januar).

Union Berlins Sturmtank Kevin Behrens in sehr guter Frühform
Dort können sich auch die Angreifer zeigen. Das taten sie allerdings schon. Kevin Behrens war präsent, einsatzfreudig sowie torgefährlich und übt dadurch richtig Druck auf Jordan aus.
Auch Sven Michel hatte gute Szenen und Übungseinheiten. Sheraldo Becker machte beim 2:0-Erfolg gegen den FC Hansa Rostock den Unterschied, konnte seine herausragenden Fähigkeiten sonst aber nur andeuten, was jedoch nicht verwundert, da er später ins Training zurückkehrte und ihm die intensiven Wochen anzumerken waren. Gerade ein pfeilschneller Sprinter wie er braucht allerdings die Frische. Daher dürfte er – wenn alles normal läuft – am Ende der Vorbereitung in körperlich bester Verfassung sein.
In dem Fall ist er natürlich gesetzt, sofern er denn bleibt, schließlich gibt es das Gerücht, das Nottingham Forest, wo Ex-FCU-Angreifer Taiwo Awoniyi spielt, den Nationalstürmer Surinames noch im Winter verpflichten will. Bestätigt ist das bisher nicht.

Tim Skarke spielt beim 1. FC Union Berlin eine überzeugende Vorbereitung
Neben den genannten Kickern fiel besonders Tim Skarke, der vom FC Schalke 04 umworben sein soll, mit starken Leistungen und Treffern auf. Mit seinem Zug zum Tor und seiner guten Form könnte er in der restlichen Saison eine echte Alternative sein, wenn er denn an Bord bleibt. Jamie Leweling und Tim Maciejewski brachten ihre Fähigkeiten hingegen noch nicht so ein und müssen sich in Spanien zeigen, wenn sie bei der starken Konkurrenz eine Chance auf Einsatzzeiten haben wollen.
Auch die sechs Innenverteidiger liegen im Rennen um die maximal drei Plätze weitgehend dicht beieinander. Robin Knoche ist mit seiner Leader-Fähigkeit, seiner Kopfball-, Zweikampfstärke und Leistungskonstanz gesetzt. Diogo Leite, Danilho Doekhi, Timo Baumgartl und Paul Jaeckel trennen Nuancen, während Eigengewächs Mathis Bruns ihr Level noch nicht erreicht hat und sich weiter in der U19-Bundesliga beweisen muss.



