Aus gegen die Bayern

Die Union-Einzelkritik: Individuelle Fehler, sichere Elfer, großer Kampf

Vor allem vor der Pause macht der 1. FC Union Berlin gegen den FC Bayern zu viele individuelle Fehler. Die Einzelkritik zum Achtelfinal-Aus im DFB-Pokal.

Diogo Leite (r.) traf unmittelbar vor dem Pausenpfiff per Kopf ins eigene Tor zum zwischenzeitlichen 3:1 für die Bayern.
Diogo Leite (r.) traf unmittelbar vor dem Pausenpfiff per Kopf ins eigene Tor zum zwischenzeitlichen 3:1 für die Bayern.IMAGO/BEAUTIFUL SPORTS/Franke

Der große Traum des 1. FC Union Berlin, nach 25 Jahren mal wieder ins DFB-Pokal-Endspiel im Berliner Olympiastadion einzuziehen, ist beendet. Gegen den FC Bayern setzte es in einem vor allem im ersten Durchgang wilden Spiel eine 2:3-Niederlage. Die ausführliche Einzelkritik zur Leistung der Köpenicker.

Herausragend

Kein Unioner.

Gut zu Fuß

Rani Khedira: Stark, wie er gleich in der Anfangsphase durch einen hohen Ballgewinn am gegnerischen Strafraum das Zeichen gab, sich nicht verstecken zu wollen. Insgesamt einer der besten Unioner. Am Wochenende beim Liga-Auswärtsspiel in Wolfsburg wird er wegen seiner fünften Gelben Karte schmerzlich fehlen.

Aljoscha Kemlein: Sauberes Passspiel, gute Laufwege und in den Zweikämpfen die genau richtig temperierte Aggressivität. An ihm kommt Trainer Steffen Baumgart im Zentrum in diesen Tagen nicht vorbei.

Leopold Querfeld: Schon am Wochenende hatte er bei beiden Heidenheimer Toren schlecht ausgesehen, diesmal ließ er sich von Harry Kane beim zweiten Tor der Bayern im eigenen Fünfmeterraum viel zu leicht abkochen. Kurios: Im dritten Pokalspiel in dieser Saison erzielte er seine Tore drei und vier – beide per Elfmeter. Schon in Gütersloh und gegen Bielefeld war er erfolgreich. Und: So souveräne Strafstöße hat bei Union schon lange niemand mehr geschossen. In der 85. Minute wäre ihm fast der Dreierpack gelungen, sein Kopfball ging hauchzart vorbei.

Mit Eifer dabei

András Schäfer (bis 83.): Unermüdlich machte er im Zentrum Meter um Meter. Mit seinem wuchtigen Schuss, den Manuel Neuer im kurzen Eck zur Seite abwehrte, hätte er fast das 3:3 erzielt (70.).

Danilho Doekhi: Vor dreieinhalb Wochen hatte er in der Liga noch doppelt gegen den Rekordmeister getroffen, diesmal blieb ihm ein Torerfolg versagt. Hinten hatte er vor der Pause wie der Rest der Union-Defensive immer wieder Probleme mit den flinken Angreifern der Gäste. Nach dem Seitenwechsel steigerte er sich merklich.

Tom Rothe (bis 88.): Defensiv hatte er gegen Michael Olise oft das Nachsehen, nach vorne war er auf der linken Seite aber einer der Aktivposten. Schade, dass sein Schuss nach acht Minuten zur Ecke geblockt wurde. Wer weiß, wie das Spiel mit einer frühen Union-Führung verlaufen wäre?

Luft nach oben

Ilyas Ansah: Seit dem 21. September wartet er auf einen Pflichtspieltreffer. Es wäre so schön, wenn ihm der Ball vorne mal so auf den Fuß fallen würde wie bei seinem Eigentor nach zwölf Minuten. Dabei traf den jungen Stürmer allerdings keine Schuld. Gegen Jonathan Tah und Dayot Upamecano mühte er sich in vorderster Front meist vergeblich.

Janik Haberer: Auf der rechten Schiene erhielt er den Vorzug vor Christopher Trimmel. Auch weil Trainer Steffen Baumgart der Meinung war, dass er im Ligaspiel gegen Luis Díaz eine gute Figur abgegeben hatte. Der Kolumbianer war aber auch diesmal zumindest in der ersten Halbzeit leider in einer anderen Kategorie unterwegs. Die Ecke zum zwischenzeitlichen 0:2 verursachte er mit einem schlampigen Rückpass auf Frederik Rönnow.

Diogo Leite: Für den Portugiesen ging es oft zu schnell. Vor allem in den Zweikämpfen am Boden wurde er ein ums andere Mal übertölpelt, den wohl entscheidenden Genickschlag setzte er seiner Mannschaft mit dem Eigentor zum 1:3 in der letzten Aktion vor der Pause selbst. Nach der Pause holte er dafür den zweiten Elfmeter raus und verhinderte mit einer starken Grätsche das ansonsten wohl sichere 2:4 (74.).

Frederik Rönnow: Schon im Vorfeld war klar, dass es für die Pokalüberraschung einen bärenstarken Schlussmann brauchen würde. Das war der Däne an diesem Abend leider nicht. Das erste Gegentor ging auf seine Kappe, auch in der Entstehung zur Ecke zum zwischenzeitlichen 0:2 sah er nicht gut aus. Den Schuss von Kane (62.) hielt er dafür ganz stark.

Wooyeong Jeong (bis 83.): Zwei Jahre hatte er einst für die U19 und die U23 des FC Bayern gespielt. Gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber war er wie eigentlich immer sehr fleißig, aber das Durchsetzungsvermögen fehlte komplett.

Unterdurchschnittlich

Kein Unioner.

Zu spät gekommen

Tim Skarke, Livan Burcu (beide ab 83.) und Stanley Nsoki (ab 88.). Für Burcu und Nsoki war es das Pflichtspieldebüt im Union-Trikot.