1. FC Union Berlin

1. FC Union Berlin: Warum Bonuccis Verpflichtung für alle Seiten Sinn ergibt

Leonardo Bonucci ist gerade aus sportlicher Sicht ein Glücksfall für die Eisernen. Denn von einem wie ihm können alle was lernen.

Leonardo Bonucci startet mit einem Lächeln in das Abenteuer Bundesliga.
Leonardo Bonucci startet mit einem Lächeln in das Abenteuer Bundesliga.Instgram 1. FC Union Berlin

Sind die jetzt von allen guten Fußballgeistern verlassen? Um den Verstand gebracht vom Rausch am eigenen Erfolg und der schwindelerregenden Aussicht auf magische Champions-League-Abende gegen Real Madrid, den SSC Neapel und den Sporting Clube de Braga?

Also auf ins gallische Köpenick

Nein, sind sie nicht. Sie sind auch nicht übermütig geworden. Sie trauen sich nur was, die Verantwortlichen des 1. FC Union Berlin, sagten sich im Fall von Leonardo Bonucci wohl nur: Warum nicht? Wenn er zu haben ist, dann versuchen wir das. Wenn er tatsächlich ein richtig guter Typ ist, wovon auszugehen ist, dann geht es ihm am Ende seiner Karriere vielleicht doch eher ums spannungsreiche Abenteuer in der Fremde als ums schnöde Geldscheffeln am Persischen Golf oder sonst wo. Dann sagt er womöglich doch noch Si. Und siehe da: Der italienische Weltklasseverteidiger wird ein Unioner, zumindest für ein Jahr.

Das ergibt alles Sinn – und zwar für beide Seiten.

Bonucci taucht gegen Ende seiner großartigen Laufbahn noch mal ein in die immer noch kleine, aber aufregende Welt eines Vereins, der für „Fußball pur“ steht und „Fußball pur“ tatsächlich auch lebt. Der in einer Stadt beheimatet ist, die für Italiener inzwischen genauso spannend ist wie „die nördlichste Stadt Italiens“, also wie München. Also auf ins gallische Köpenick, rein in die Bundesliga, wo er nicht nur ein Star unter vielen Stars, sondern neben Bayern Münchens Harry Kane der größte sein wird. So viel ist sicher: Seiner Marke – und man darf mit Blick auf seine knapp sechs Millionen Instagram-Follower von einer Marke sprechen – wird das alles nicht schaden. Im Gegenteil.

Im Umkehrschluss gilt dies auch für die Marke 1. FC Union Berlin. Der Glanz des 121-fachen Nationalspielers wird auch der ihre sein. Wenngleich das für den Bundesligisten letztlich nur ein charmanter, schwer zu bemessender Nebeneffekt ist. Viel wichtiger dürfte sein Beitrag zum sportlichen Erfolg sein.

Guardiola wollte ihn mehrmals nach Manchester locken

Von einem wie Bonucci, der aus gutem Grund von Pep Guardiola jahrelang als der beste Abwehrspieler der Welt erachtet und zigmal vergebens mit unverschämten Angeboten zu Manchester City gelockt wurde, kann man was lernen. Als Trainer, weil er sich wie kein Zweiter auf die Kunst des Verteidigens versteht und aus der Praxiserfahrung wichtige Hinweise auf taktische Feinheiten liefern kann. Vor allen Dingen aber als Spieler, weil man sich in der täglichen Trainingsarbeit ein Beispiel an ihm nehmen kann. In Sachen Spieleröffnung. In Sachen Antizipation. In Sachen Zweikampfführung am Boden und in der Luft. Und so fort.

Das gilt auch für Robin Knoche, der womöglich als einziger Profi im Kader der Eisernen mit Skepsis auf die Verpflichtung von Bonucci reagiert hat. Wobei es ja nicht um die Frage gehen soll: Er oder ich? Auch eine Abwehrreihe mit Bonucci und Knoche ist keine allzu schlechte Idee.