Fußball-Bundesliga

1. FC Union Berlin: Steffen Baumgart und die besondere Beziehung zum 1. FC Köln

Wenn Steffen Baumgart in der Bundesliga erstmals zum 1. FC Köln zurückkehrt, wird das für den als Trainer des 1. FC Union Berlin ein emotionales Erlebnis.

Steffen Baumgart kehrt als Trainer des 1. FC Union Berlin erstmals in der Bundesliga zum 1. FC Köln zurück.
Steffen Baumgart kehrt als Trainer des 1. FC Union Berlin erstmals in der Bundesliga zum 1. FC Köln zurück.Soeren Stache/dpa

Beim Blick auf die Gegner in der Bundesliga gibt es für Steffen Baumgart zwei ganz besondere Duelle. Da ist natürlich in erster Linie der Hamburger SV zu nennen, den der gebürtige Rostocker schon in seiner Kindheit ins Herzen geschlossen hat und den er direkt vor seinem Amtsantritt beim 1. FC Union Berlin im vergangenen Jahr für rund zehn Monate trainieren durfte. Und dann ist da noch der 1. FC Köln zu nennen. Der Verein, der in dieser Saison wieder in die Bundesliga zurückgekehrt ist und bei dem Baumgart zweieinhalb sehr intensive und phasenweise sehr erfolgreiche Jahre als Trainer verbringen durfte.

Von daher ist es normal, dass der aktuelle Union-Trainer am Sonnabend (15.30 Uhr) in Köln-Müngersdorf andere Emotionen erleben wird, als beim Einlauf etwa in die Heimstätte des VfB Stuttgart. Beim 1. FC Köln, da kennt Baumgart nach eigener Aussage noch die Ordner, einen großen Teil des Personals im Verein und noch einige der aktuellen Spieler. „Wenn man da einmal gearbeitet hat, die Stadt und den Verein erlebt hat, dann macht das was, das ist bleibend“, sagte Steffen Baumgart am Donnerstag auf der obligatorischen Pressekonferenz vor einem für ihn besonderen Spiel.

Steffen Baumgart verbindet noch viel mit dem 1. FC Köln

Ein Spiel, vor dem er eine große Vorfreude auf die vielen Dinge, die vielen Momente, die er noch immer in sich trägt. „Jeder, der weiß, was für eine tolle Zeit ich in Köln hatte, weiß, wie gerne ich da wieder hinfahre. Ich hatte da eine sehr schöne und emotionale Zeit. Und auch eine erfolgreiche Zeit. Dass ich mit dieser Stadt viel verbinde, wird auch in zehn Jahren noch so sein.“

Steffen Baumgart und der 1. FC Köln pflegten eine Beziehung, die über das Normalmaß in diesem rauen und wenig romantischen Profigeschäft hinausgeht. Die volle Härte des Trainerjobs bekam der 53-Jährige eher beim HSV zu spüren, als er, nachdem er den Aufstieg in die Bundesliga verpasst hatte, von der Presse angefeindet und von den Fans nie so richtig ins Herz geschlossen wurde.

In Köln war alles anders. Die erfolgreiche Relegation um den Klassenerhalt in der Bundesliga gegen Holstein Kiel verfolgte Baumgart noch von der Tribüne. Ein Jahr später führte er den 1. FC Köln in den europäischen Wettbewerb und hatte den schlafenden Riesen mit offensiv geprägtem Powerfußball wachgeküsst. Die Fans dankten es dem Mann mit der Schiebermütze mit unendlicher Dankbarkeit und großer Liebe dafür, dass er ihren Verein wieder wettbewerbsfähig bekommen hatte. Die Presse liebte seine emotionalen Auftritte im T-Shirt bei jedem Wetter. Derbysiege, wie das 4:1 und 3:0 gegen Borussia Mönchengladbach ließen alle Seiten auch über 0:5- oder 0:4-Klatschen gegen die TSG 1899 Hoffenheim und den FC Bayern München oder so manches vermeidbare, aber im offensiven System einkalkulierten Gegentor hinwegschauen.

Selbst dann, als es im dritten gemeinsamen Jahr sportlich nicht mehr gut lief und der Verein in Richtung Abstieg trudelte, war es nicht Baumgart, dessen Aus von den Fans und der Presse gefordert wurde, sondern das des damaligen Geschäftsführers Christian Keller. Dem war es nicht gelungen, Leistungsträger wie Anthony Modeste, Salih Özcan nach dem ersten, Jonas Hector und Ellyes Skhiri nach dem zweiten gemeinsamen Jahr zu ersetzen. Anstatt sich darüber zu beschweren, arbeitete Baumgart mit dem Kader, den er zur Verfügung gestellt bekam, aber scheiterte letztendlich an der fehlenden Qualität des Kaders.

Ausgerechnet das 0:2 beim 1. FC Union Berlin am 20. Dezember 2023, sein letztes Spiel als Trainer des 1. FC Köln bekommt, am Sonnabend deshalb noch einmal eine besondere Note, weil er nun als Trainer der Eisernen auf den Tag genau zwei Jahre später in der Bundesliga in die Domstadt zurückkehrt.

Lukas Kwasniok ist seit dieser Saison neuer Trainer des 1. FC Köln und kam, genau wie Steffen Baumgart, vom SC Paderborn in die Domstadt.
Lukas Kwasniok ist seit dieser Saison neuer Trainer des 1. FC Köln und kam, genau wie Steffen Baumgart, vom SC Paderborn in die Domstadt.Rolf Vennenbernd/dpa

Dort hat in diesem Sommer Lukas Kwasniok das Amt des Chefcoaches übernommen – genau wie Baumgart kam er vom SC Paderborn in die Domstadt. „Unser Kontakt ist überschaubar, genauso wie mit den anderen Kollegen auch. Bei den Spielen tauscht man sich aus. Ich fand es aber bemerkenswert, wie er mir damals in Paderborn den Stab weitergereicht hat. Er hat das Herz am richtigen Fleck“, sagte der aktuelle über den ehemaligen Kölner Trainer am Donnerstag auf der Pressekonferenz.

Lukas Kwasniok lobt Steffen Baumgart

Beim Blick auf die Herangehensweise an die Spiele in der Bundesliga ist das, was Kwasniok in Köln spielen lässt, eine gefühlte Weiterentwicklung des Fußballs, mit dem Steffen Baumgart am Geißbockheim so erfolgreich gearbeitet hat. Sportlich erfolgreicher aber ist nach 14 Spieltagen der 1. FC Union Berlin. Mit 18 Punkten reisen die Köpenicker nach Köln. Dort hat man bislang 16 Zähler gesammelt. „Union ist seit der Übernahme von Steffen Baumgart stabiler geworden. Sie haben letzte Saison souverän die Klasse gehalten. Daran knüpfen sie auch in dieser Saison an. Sie sind zu ihren Stärken zurückgekehrt. Baumi hat sich dem Verein etwas angepasst. Sie sind ein Team, das den Topklubs weh tun kann“, sagt Kwasniok über die Entwicklung der Unionern nach nun fast einem kompletten Kalenderjahr unter Baumgart.

Und der schaut natürlich genau, was an alter Wirkungsstätte passiert. Das Team von Lukas Kwasniok sei ein Gegner, der eine sehr gute Runde spielt, auch wenn die Ergebnisse zuletzt nicht immer gepasst haben, so der Union-Trainer. „Es ist eine der Mannschaften, auf die man sich nicht zu hundert Prozent einstellen kann. Ich würde jetzt keinen Tipp abgeben, wie aufgestellt wird“, sagt er beim Blick auf das Überraschungsmoment, das sein Trainerkollege immer wieder einbaut. Doch auch Baumgart hat die Kölner im vergangenen Jahr beim 2:1 mit dem Hamburger SV in der 2. Bundesliga schon mal ausgetrickst. Mal schauen, welcher Trainer sich im Duell Baumgart gegen Kwasniok den besseren Plan für seine Mannschaft überlegt.