Fußball

1. FC Union Berlin gegen Bayer Leverkusen: Wie ein 0:0 zum Spektakel wurde

Der 1. FC Union Berlin hat zu Hause gegen Leverkusen 0:0 gespielt, jedoch war das Spiel brisant. Eine Analyse des 30. Bundesliga-Spieltags.

Die Unioner Janik Haberer (3.v.r.) und Jerome Roussillon (r.) kämpfen gegen den Leverkusener Moussa Diaby, um den Ballbesitz. 
Die Unioner Janik Haberer (3.v.r.) und Jerome Roussillon (r.) kämpfen gegen den Leverkusener Moussa Diaby, um den Ballbesitz. Jan Huebner/Imago

Keine Tore nach 90 Minuten, 0:0 nach 90 Minuten – dieses Ergebnis klingt stets ereignisarm, gibt wenig Anlass für gute Stimmung auf den Rängen. Der 1. FC Union Berlin und Bayer Leverkusen aber haben im Stadion An der Alten Försterei gezeigt, dass es auch ohne Treffer nicht an Spektakel mangeln muss und das Publikum gut unterhalten die Heimreise antreten kann. „Ein intensives, großartiges 0:0-Spiel“, fasste Unions Cheftrainer Urs Fischer das Gezeigte während der Pressekonferenz nach Abpfiff zusammen.

Am Ende haben diesmal beide Verteidigungen gesiegt und alle Angreifer auf dem Feld neutralisiert. Im Stile zweier Schachspieler gelang Urs Fischer und der Leverkusens Trainer Xabi Alonso so eine Pattsituation, die nach 90 Minuten keinen gewinnenden Zug brachte. Und das nicht ganz zufällig, sondern war im Vorfeld auch durchaus absehbar. Mit nur 31 kassierten Toren in 30 Spielen, rühmt sich Union weiterhin mit der besten Abwehr der Bundesliga. Ähnlich ergeht es eigentlich auch bei Bayer Leverkusen, nach einem Horroranfang der Liga. Nach dem Trainerwechsel ist das Händchen (oder besser gesagt das Köpfchen) von Xabi Alonso eindeutig zu erkennen. Seit vierzehn Spielen ist die Werkself ungeschlagen und hat in der Zwischenzeit schlappe zehn Tore zugelassen.

Mit dieser verteidigungsfreudigen Mentalität sind beide Mannschaften im direkten Duell auf den Platz gegangen, ohne dass die Konzentration auch nur für einen Augenblick ins Schwanken kam. Union hatte in den ersten Minuten ein paar gute Torchancen von Sheraldo Becker, die die Rheinländer souverän klären konnten. Auf beiden Seiten mussten sich Torhüter die Handschuhe kaum schmutzig machen, außer in der 85. Minute, als Frederik Rönnow sich gegen einen gefährlichen Kopfball von Bakker stellte.

Leverkusen mit mehr Ballbesitz, aber Union steht kompakt

Und dennoch gab es von beiden Teams Torchancen – Union eben mehrmals mit Sheraldo Becker. Der Stürmer scheint seine Form vom Anfang der Saison wiedergefunden zu haben. Auf der Suche nach ebendieser wirkt weiterhin Jordan Siebatcheu. Der durfte wieder mal von Beginn an ran und den gesperrten Kevin Behrens ersetzen. 77 Minuten versuchte er sein Bestes, auch wenn er dabei das Leverkusener Tor nie so richtig in Gefahr bringen konnte. Die Eisernen überließen den Ballbesitz den Leverkusenern (37% zu 63%), kontrollierten jedoch den Spielverlauf und schlossen etliche Lücken im Mittelfeld. Rani Khedira hielt mal wieder Zügel im Mittelfeld fest in den Händen und bewies dem Verein, dass er seine Vertragsverlängerung verdient hat.

Die größte Torchance des Spiels gab in der 60. Minute für den 1. FC Union Berlin, als Jerome Roussillon einen wunderbaren Pass in den Strafraum spielte, den man nur hätte in den Kasten schieben müssen. Da sich aber kein Unioner an dieser Stelle befand, konnte die Werkself konnte diese Situation entschärfen. Wer weiß, was passiert wäre, hätte Kevin Behrens gespielt. Aber Fußball basiert nicht auf Hypothesen, sondern auf praktischen Ergebnissen. So gesehen stand in Köpenick diesmal ein Unentschieden auf der Anzeigetafel, welches die Eisernen zurecht als einen eroberten Punkt und keine zwei verlorenen Zähler sahen. Zudem bleiben die Rot-Weißen zu Hause nach 30 Spieltagen ungeschlagen. Vier Spiele hat die Saison noch, Europa rückt immer näher und vielleicht erfüllt sich sogar der ganz große Traum von der Champions League. Zuzutrauen ist es der Mannschaft von Urs Fischer allemal. Das dürfte die größte Erkenntnis aus diesem gar nicht so tristen 0:0 sein.