Champions League – wie stolz das klingt. Vor allem für einen Verein wie den 1. FC Union Berlin. Die Qualifikation vor zwei Jahren für die Conference League war schon gigantisch und die für die Europa League vor zwölf Monaten ein Hammer. Umso schwerer fällt es, Europas Königsklasse in Verbindung mit dem eher im Kiez verwurzelten Verein zu bringen. Da fallen schon mal Worte wie „zwick mich mal“, „ein Traum“ oder „der pure Wahnsinn“.
Die Eisernen, die immer gern damit kokettieren, erst einmal nur die 40-Punkte-Marke im Blick zu haben und damit den Klassenerhalt, wagen sich weit hinaus. All das, was in Köpenick passiert, ist nicht normal. Das aber ist es schon lange nicht mehr, daran haben sie sich in Windeseile gewöhnt. Spätestens seit jenem magischen 27. Mai 2019, dem Aufstieg in die Bundesliga, ticken die Uhren im Stadion An der Alten Försterei anders. Zugleich aber nimmt auch das Hamsterrad, so scheint es, Fahrt auf. Für manche sogar ziemlich gewaltig.
Mit dem Sprung auf eine neue Ebene, eine für viele noch immer unfassbare, ist das, was als Abenteuerurlaub begonnen hatte, passé. Endgültig. Aus Backpackern sind Fünf-Sterne-Touristen geworden. Das ist nicht weiter schlimm und das sollten sie in vollen Zügen genießen, denn vor allem ist es ja auch schön. Trotzdem steigt die Gefahr, die Balance zu verlieren, den Halt, die Stabilität. Es gibt wahrscheinlich etliche in der Bundesliga, die den Aufmüpfigen aus dem Berliner Südosten in aller Drastigkeit wünschen, auf eigentlich fürs Establishment vorgesehenem Terrain ein paar vors Schienbein zu kriegen. Und das, weil sie es gegen die Rot-Weißen häufig selbst nicht geschafft haben, auch noch ziemlich kräftig.
Viele deutsche Vereine haben sich an der Champions League verhoben
Das ist nicht einmal allzu weit hergeholt. Die Geschichte der Königsklasse ist, auch und gerade in Deutschland, reich an Vereinen, die sich daran versucht und sich verhoben haben. Nicht gleich, aber doch später. Da müssen die Gedanken nicht einmal nach anderswo schweifen. Olympiastadion, Ort für die Heimspiele der Eisernen – reicht schon. Auch Schalke 04 hat mitgespielt, nur ist aus Königsblau längst Königsgrau geworden. Der Hamburger SV, der schon das sechste Jahr in Folge unterklassig spielt, der 1. FC Kaiserslautern, seit zwölf Jahren schon nicht mehr oben mit dabei und zwischendurch sogar vier Spielzeiten in die Drittklassigkeit abgetaucht.


