Bunt, laut und cool muss es sein, das Video, das am Ende des Ferienworkshops gedreht wird. Richtig knallig soll es werden, ein Ohrwurm mit starken Bildern, schnellen Schnitten – und einer richtig guten Botschaft.
Der Sozialarbeiter Christian Hörr zeigt, wie moderne Kinder- und Jugendarbeit geht. Und zwar, indem er das macht, was er selbst in jungen Jahren liebte: rappen. Seine Begeisterung ist ihre Begeisterung: die der Schülerinnen und Schüler, die an seinem „Coole Kids Rap“-Projekt teilnehmen. Jetzt kommen sie damit sogar ins Fernsehen.
Seit 16 Jahren arbeitet der gebürtige Stuttgarter und heutige Neuköllner im Nachbarschaftsheim Neukölln, wo er damals das Projekt begründete. Seither kommen alljährlich zwischen 24 und 32 Kindern zu seinem zweiwöchigen Sommerferien-Workshop, wo sie zu einem bestimmten Thema recherchieren und das Ganze dann in einen Rap-Song verpacken. Das Resultat kann man sich auf YouTube anschauen.
Erst rappen im Tonstudio, dann einen Profi-Clip drehen
„Wir schreiben die Texte gemeinsam, gehen zu einem Profi ins Tonstudio und haben auch jemanden, der mit uns das Video dreht, der erklärt, wie die Kamera funktioniert, und die Kinder beim Filmen anleitet“, erzählt Hörr. „Das Drehbuch dazu entwickeln wir auch zusammen, überlegen, welche Outfits passen könnten, wie man was schauspielert. Das alles ist immer ein ganz tolles Ereignis.“

Inhaltlich geht es mal um Umweltschutz, mal um kulturelle Vielfalt; in diesem Jahr war Verkehrssicherheit das Thema. Im Vordergrund stehen der Spaß, der Rap und das Video, das alle später ganz stolz in ihren Klassen vorführen. Aber natürlich lernen die Kinder in den zwei Wochen auch jede Menge, eignen sich das Wissen selbstständig an. Pädagogik ohne erhobenen Zeigefinger.
„Ich habe in meiner Jugend selbst gerappt und festgestellt, dass einen das stark machen kann, dass man gehört wird und etwas bewirken kann. So entstand die Idee zu dem Projekt“, sagt der Sozialarbeiter. Man könne das Medium Rap „wunderbar in der Kinder- und Jugendarbeit nutzen. Wenn man etwas mit Leidenschaft macht, steht man wirklich dahinter.“ Und so gewinnt er die Kids, gibt einen Rahmen vor, in dem sie sich kreativ austoben können.
Das Projekt findet immer in den Sommerferien statt. Es ist für die Teilnehmenden kostenlos. Christian Hörr schreibt Förderanträge, beantragt Gelder. Jedes Mal aufs Neue. Wenn er dann sieht, wie stolz die Schülerinnen und Schüler auf ihr Video sind, wie viel Anerkennung und Lob sie bekommen, dann freut er sich mit ihnen.
In den letzten Herbstferien haben sie während des Workshops zusätzlich Clips gedreht, in denen sie erklären, wie man Fledermausstationen, Vogelnistkästen, Eichhörnchenhäuser und Wildbienenhotels baut, aber auch wie man einen Baum pflanzt. „Wir haben überlegt und recherchiert, welche Tiere überhaupt bei uns leben und wie man sie schützen kann“, so Hörr. „Wir wollten den Worten aus unserem ‚Mach Mit‘-Umweltrap auch Taten folgen lassen. Und so kamen wir dann auf die Tutorials.“
Auszeichnungen und TV-Auftritt
Das „Coole Kids Rap“-Projekt ist mittlerweile mehrfach ausgezeichnet, erhielt den Berliner Naturschutzpreis, den #beebetter-Award sowie den Deutschen Kinder- und Jugendpreis. Und als Krönung: ein Auftritt bei den „logo!“-Kindernachrichten des ZDF.
Die Fernsehsendung ist derzeit auf Deutschlandtour und berichtet jeden Tag aus einem anderen Bundesland, wo ein ganz besonderes Projekt vorgestellt wird. Man konnte sich dafür bewerben. Und weil Christian Hörr selbst ein riesiger „logo!“-Fan ist, hat er das kurzerhand gemacht.
Die „logo!“-Redaktion sagt dazu: „Aus Berlin haben wir 16 Bewerbungen erhalten. Es war gar nicht so einfach, da ein Projekt auszuwählen. Wir haben uns für das Projekt ‚Coole Kids Rap‘ entschieden, weil es so vielfältig ist: Die Kinder und Jugendlichen setzen sich für Umwelt- und Klimaschutz ein und dafür, dass ihr Kiez schöner wird, dazu rappen sie auch noch über diese Anliegen und drehen Videos. Sie ermutigen damit andere Kinder, sich ebenfalls zu engagieren.“
Darauf sind Christian Hörr, sein Team und die beteiligten Kinder und Jugendlichen natürlich wahnsinnig stolz. Bei der Live-Sendung sind dann alle dabei. „Das wird ein tolles Nachbarschaftsfest. Alle sind total aufgeregt“, sagt der Sozialarbeiter.




