Ratgeber

Wechseljahre: Wie komme ich psychisch gut durch die Klimakterium?

Die Menopause ist für viele Frauen eine Zäsur im Leben. Wie die Phase des Klimakteriums auch positiv gestaltet werden kann, verrät eine Psychologin.

Alles eine Frage der Einstellung: Falten sind Zeugen eines gelachten Lebens.
Alles eine Frage der Einstellung: Falten sind Zeugen eines gelachten Lebens.imago stock&people

Die Menopause ist für Frauen eine immense Herausforderung: Es gilt, die tiefgreifende hormonelle Umstellung und damit verbundene körperliche Veränderungen anzunehmen und zu lernen, mit ihnen zu leben. Das allein kann schon ein täglicher Kraftakt sein. Aber auch psychisch sind die Wechseljahre für viele Frauen eine Belastung – so als würde man die Grenze zum Altsein überschreiten. Plötzlich nicht mehr jung, nicht mehr fruchtbar. „Es ist für manch eine Frau tatsächlich schwer, sich von der Natur sozusagen aussortiert zu fühlen. Das ist ein Problem, an dem man aber arbeiten kann“, sagt Diplom-Psychologin Cornelia Baltscheit vom Immanuel-Krankenhaus in Wannsee. Das Ausbleiben der Periode bewerten viele Frauen als Verlust. „Jedoch kann man das ebenso als Erleichterung interpretieren“, findet die Expertin.

Während der Menopause nimmt der Östrogenspiegel ab. Der Mangel am weiblichen Sexualhormon kann unter anderem zu Gelenkschmerzen, Herzrasen und Kopfweh führen. Zudem lässt das Bindegewebe nach, es kommt meist zu einer Gewichtszunahme, das Körperbild verändert sich. Das allein kann einem schon zu schaffen machen. Aber der Hormonhaushalt hat eben auch direkte Auswirkungen auf unsere Emotionen, wie die Psychologin erklärt: „Etwa ein Drittel der Frauen erlebt in den Wechseljahren starke psychische Stimmungsschwankungen, ein weiteres Drittel erlebt sie manchmal und das andere Drittel gar nicht. Das heißt, dass für die Mehrheit der Frauen die Reizbarkeit während der Menopause zunimmt. Je mehr körperliche Beschwerden man hat, umso eher können auch psychische Probleme auftreten – oder umgekehrt. Das ist ein echter Teufelskreis.“

Auswirkungen der Menopause auf das eigene Leben

Die Stimmungsschwankungen können nicht nur für das persönliche Umfeld anstrengend sein, sondern auch für einen selbst. Erschwerend kommt hinzu, dass in die Phase der Menopause auch andere „bedeutende lebenszyklische Ereignisse Einfluss aufs eigene Leben nehmen“, sagt Cornelia Baltscheit. „Die Kinder ziehen aus, Angehörige sterben vielleicht, man wird häufiger krank, und auch im Job treten Probleme mitunter stärker zutage.“ Ganz schön viel auf einmal. Vielleicht muss man sich das manchmal bewusst machen, um ganz klar zu sehen, dass man im Moment einfach ein riesiges Päckchen zu tragen hat, das schwer ist.

Jedoch, und das ist die wirkliche Herausforderung, sollte man darüber nicht verzagen. Ja, die Wechseljahre können die Hölle sein. Aber: Sie sind nur eine Phase. Und: Die werden Sie meistern! Erinnern Sie sich mal zurück, was Sie alles schon in Ihrem Leben geschafft haben. Wissen Sie noch, wie anstrengend die Pubertät war? Die Unsicherheit, was den eigenen Körper betraf, das Abgrenzen von den Eltern. Dann der krasse Einschnitt, ein Kind zu bekommen. Schwangerschaft, Geburt – was für eine Ausnahmesituation, wobei der eigentliche Stress ja erst danach begann. Schlaflose Nächte, schreiendes Baby, Windelwechseln, das Zahnen, kleine und größere Unfälle mit unzähligen zähen Stunden in Wartezimmern. Alles vorbei. Geschafft. Seien Sie stolz auf sich! Das ist jetzt ein richtig guter Zeitpunkt dafür.

Die Frage ist: Wie bewerte ich Attraktivität?

„Wer in seinem bisherigen Leben ohnehin schon mit Depressionen zu kämpfen hatte, viel Stress hat oder hatte, möglicherweise einen eher ungesunden Lebensstil pflegt, bei dem könnten sich die Beschwerden in der Menopause verstärken“, sagt die Diplom-Psychologin. „Viele Frauen sehen in den Wechseljahren einen Verlust. Sie haben das Gefühl, an Attraktivität zu verlieren, nicht mehr leistungsfähig zu sein. Aber das hängt nicht in erster Linie mit dem Klimakterium zusammen, sondern allgemein mit dem Älterwerden.“

Die Frage ist also: Wie bewerte ich Attraktivität? „Wenn man sich nur auf Äußerlichkeiten stützt und daraus sein Selbstwertgefühl zieht, ist das problematisch, und daraus können eben psychische Problem resultieren. Überall wird uns suggeriert, dass Jungsein zugleich bedeutet, begehrenswert zu sein. Deshalb sollte man sich besonders in dieser Phase des Umbruchs auf seine inneren Werte besinnen, aber auch anerkennen, dass man älter und zugleich attraktiv sein kann“, empfiehlt Cornelia Baltscheit. „Betrachten Sie Ihre Falten doch mal als Ausweis eines gelachten Lebens, als Zeichen vieler froher Stunden.“

Die Expertin rät außerdem dazu, sich zu fragen: Was macht mich als Mensch aus? Bin ich nur ein Körper? Was hat er geleistet? Wie bin ich als Partnerin, Freundin, Mutter? Aus den Antworten lässt sich Kraft ziehen. „Darüber hinaus kann man die Menopause als willkommenen Anlass betrachten, seine Rollen neu zu definieren, eingeschlafene Beziehungen wiederzubeleben, neue oder alte Hobbys zu beginnen. „Es entsteht doch in dieser Phase viel Platz für Neues“, sagt Cornelia Baltscheit. „Richten Sie Ihren Blick weniger auf den Verlust als vielmehr auf neu gewonnene Freiheiten. Finden Sie einen neuen Sinn im Leben und überprüfen Sie Ihre Lebensgewohnheiten.“ Vielleicht ist jetzt ein guter Zeitpunkt, mit Sport zu beginnen oder sich bewusster zu ernähren – alles das, was nicht ging, als die Kinder noch klein waren und man Haushalt, Job und Familie jonglieren musste.

Atemübungen können Stress in den Wechseljahren abbauen

„Bei Wechseljahresbeschwerden helfen nachweislich auch Atemübungen. In mehreren Studien wurde nachgewiesen, dass entsprechende Techniken Stress abbauen, entspannen und gegen Depressionen helfen“, so die Psychologin. „Wir Frauen vernachlässigen uns viel zu oft. Darum sollten wir mehr für uns tun. Das stärkt den Körper und die Psyche. Wer anhaltend unter verschiedenen Wechseljahresbeschwerden leidet, kann auch über eine Hormonersatztherapie mit Östrogengabe nachdenken. Alternativ gibt es gute Erfahrungen mit Cannabisöl. Das entspannt, lässt einen zur Ruhe kommen und besser schlafen. Besprechen Sie das mit Ihrem Frauenarzt oder der Frauenärztin.“